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07.03.2018 | Abfallwirtschaft

Chinesisches Müll-Importverbot bietet Entwicklungschancen für internationale Recyclingbranche

China investiert, zeitgleich mit dem Müll-Importverbot von 2017, erhebliche Summen in den Aufbau seiner Recyclingwirtschaft. Seit 1. Januar 2018 unterbindet die chinesische Regierung die Einfuhr von 24 Abfallarten, darunter sind Kunststoffabfälle und unsortiertes Altpapier. Ab 2019 soll das Müllimport-Verbot auf alle inländisch ersetzbaren Abfälle ausgeweitet werden.

(Foto: Messe München)

Marktchancen für internationale Entsorgungs- und Recyclingindustrie

Einerseits wird die Entscheidung Chinas, Prof. Dr. Michael Nelles zufolge, zu weltweiten Umbrüchen im Bereich der Abfallwirtschaft führen, da das Land bislang erhebliche Mengen der Abfälle aus Industrieländern aufgenommen hat. Andererseits biete Chinas Importverbot, so der Professor für Abfall- und Stoffstromwirtschaft an der Universität Rostock und Geschäftsführer des Deutschen Biomasseforschungszentrums in Leipzig (DBFZ), durchaus Entwicklungschancen für die internationale Entsorgungs- und Recyclingindustrie im Reich der Mitte selbst. Denn Chinas Recyclingbranche werde sich in den nächsten Jahren neu aufstellen und entsprechende Technologien benötigen.

Bereits in ihrem aktuellen Fünfjahresplan (2016-2020) von 2016 hatte die chinesische Regierung Nachhaltigkeit in den Fokus gerückt. Laut Bernhard Felizeter, Leiter der Umweltabteilung der AHK Greater China Beijing, sind für die Verbesserung der Abfallproblematik in China umfangreiche Investitionen in modernere Abfallbehandlungstechnologien erforderlich. „Da es in China an Erfahrung und Know-how in diesem Bereich fehlt und der Sektor sich noch im Aufbau befindet, bestehen attraktive Marktchancen für ausländische Unternehmen. Insbesondere im Bereich von Siedlungs-, Industrie- und Elektroabfällen gibt es in China noch einen enormen Nachholbedarf", sagt der Experte. Nicht nur Technologien und Lösungen für das Recycling von Industrieabfällen, Plastik, Gummi, Metall, Gebäudeabfällen sowie Elektroschrott und Batterien seien gefragt, sondern auch gefährliche Abfälle würden ein interessantes Betätigungsfeld für ausländische Akteure bieten.  

Aus Sicht von Prof. Dr. Michael Nelles sind in nächster Zeit dort außerdem Abfallverbrennungsanlagen, Logistiksysteme für die getrennte Sammlung von Abfällen, Einrichtungen für die Kompostierung bzw. Vergärung von biogenen Abfällen aus privaten Haushalten, Industrie und Gewerbe und der Landwirtschaft gefragt. „Wichtiger als der Bedarf an reiner Behandlungstechnik ist das Know-how zum erfolgreichen Betrieb von Abfallbehandlungsanlagen. Reine Consultingleistungen von internationalen Unternehmen sind in China nur schwer realisierbar", so der Professor. Von besonderer Bedeutung sei es vor allem, dass Komplettsysteme inklusive Planung und Bau angeboten werden könnten und dies in der Regel mit lokalen chinesischen Partnern zusammen.  

Umweltbewusstsein in chinesischer Bevölkerung ist gestiegen    

Dass in der chinesischen Bevölkerung mittlerweile ein relativ hohes Umweltbewusstsein herrscht und sie Technologien, die eine moderne Kreislaufwirtschaft fördern, durchaus aufgeschlossen gegenübersteht, ist am IFAT Environment Index 2018 ablesbar, den die Weltleitmesse IFAT – Muttermesse der IE expo China – auf Grund einer Verbraucherumfrage in fünf Ländern erstellt hat. So halten 83 Prozent der befragten Chinesen Plastikmüll für eine Gefahr für die Umwelt und 86 Prozent sind der Ansicht, dass es jeden etwas angeht, Müll zu vermeiden. Gut jeder zweite befürwortet eine Mülltrennung (48 Prozent) und fordert eine vollständige Wiederverwertung im Sinne der Kreislaufwirtschaft (56 Prozent).

IE expo China 2018 zeigt Lösungen für die asiatische Recyclingindustrie   

Und auch an ausländischen Herstellern und Technologieanbietern, die die Erwartungshaltungen des chinesischen Marktes erfüllen, fehlt es nicht. Eine baldige Gelegenheit, sich diesem Markt zu präsentieren, bietet die IE expo China. Die nächste Auflage von Asiens größter Umwelttechnologiemesse findet vom 3. bis 5. Mai 2018 in Shanghai statt. Hier werden neben chinesischen Anbietern auch internationale Firmen der Recyclingbranche vertreten sein. Unter ihnen ist die bayerische BHS Sonthofen GmbH, die Anlagen zur Misch-, Zerkleinerungs-, Recycling- und Filtrationstechnik anbietet und schon zum zweiten Mal an der Messe teilnimmt. „Meines Erachtens ist die IE expo China die derzeit beste und wichtigste Recyclingmesse für den chinesischen Markt", sagt Alfred Weber, Vertriebsleiter für Recyclingtechnik bei der BHS Sonthofen GmbH. Die Firma besitzt bereits ein chinesisches Tochterunternehmen mit Produktion, Service und Vertrieb und bietet in China sowohl Einzelmaschinen als auch schlüsselfertige Anlagen an. Für die kompletten Anlagen greift die BHS Sonthofen GmbH auch auf Teilkomponenten chinesischer Hersteller zurück. „Aus unserer Sicht besteht in China ein großer Bedarf an Recycling-Anlagen. Insbesondere für unsere Metall-Rückgewinnungsverfahren, für Materialien wie z. B. E-Schrott und für Müllverbrennungsasche sehen wir eine gute Zukunft in China", sagt Weber.  

Weiterhin ist auf der IE expo China beispielsweise die norwegische Firma Tomra Sorting, die unter anderem sensorgestützte Sortierlösungen anbietet, ebenso präsent wie der Anlagenhersteller und Spezialist für Recyclingtechnologien Andritz (Österreich) und der Hersteller für Anlagen zur Abfallbehandlung und Prozesstechnologie SID Machinery (Schweiz). An US-Unternehmen wären die National Recovery Technologies (Sortierlösungen für die Recyclingindustrie), die Zero Waste Energy (Lösungen für Festmüll) und SSI Shredding Systems (Schreddersysteme unter anderem für gefährliche Abfälle, Elektroschrott und Plastikmüll) zu nennen. Unter den deutschen Ausstellern sind die Firmen Erdwich Zerkleinerungssysteme (Zerkleinerungsmaschinen, Schredder und Recyclinganlagen) und die Pollrich GmbH (Industrieventilatoren) auf der Messe vertreten.