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20.06.2018 | Weiterbildung

Volkshochschulen sind für gelingende Integration vor Ort unverzichtbar

Bundeskonferenz definiert Elemente erfolgreicher Weiterbildung in der Migrationsgesellschaft

Winfried Krüger, Leiter der Kreisvolkshochschule Ammerland und stellvertretender Vorsitzender des vhs-Landesverbandes Niedersachsen, eröffnete die zweitägige Bundeskonferenz der Volkshochschulen in Hannover zum Thema Weiterbildung in einer vielfältigen Gesellschaft.

Professor Dr. Stefan Gesmann, Professor für Erwachsenenbildung in der Sozialen Arbeit an der FH Münster referierte über die Herausforderungen der Zuwanderung für die Weiterbildung. Sein Credo: Gemeinsam mit Partnern sollen Volkshochschulen stärker aufsuchend arbeiten. (Fotos: Axel Herzig)

am Weltflüchtlingstag der Vereinten Nationen ist am Mittag die erste fachübergreifende Bundeskonferenz der Volkshochschulen in Deutschland zu Ende gegangen. Wesentliches Ergebnis der Diskussionen unter rund 350 Vertreterinnen und Vertretern aus Weiterbildung, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft: Integration kann nur gelingen, wenn Aufnahmegesellschaft und Zugewanderte sich auf Augenhöhe begegnen. Volkshochschulen können die dafür nötigen Bildungsvoraussetzungen schaffen und Begegnung organisieren.

Die Rolle der Volkshochschulen in den Städten, Gemeinden und Landkreisen war ein zentrales Thema der Konferenz: Ihre Bedeutung ist mit den Herausforderungen der verstärkten Zuwanderung nach 2015 gestiegen. Laut wissenschaftlicher Studien geben Kommunen in Deutschland durchweg an, dass mit dem Zuzug Geflüchteter die Zahl der Bildungsangebote vor Ort stark angewachsen ist. Kommunen erkennen: Integration ist zur Regelaufgabe geworden. Inzwischen wird auch deutlich: Deutsch lernen und eine Vermittlung in Arbeit reichen alleine nicht aus. Auch kulturelle und politische Bildung spielen eine wichtige Rolle für Integration und für die Teilhabe am öffentlichen Diskurs. Volkshochschulen sehen sich ob ihrer kommunalen Verankerung und ihres vielschichtigen Angebots bestens in der Lage, eine breite Debatte über demokratische Werte und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu organisieren. Zustimmung fand der Rat aus der Wissenschaft, diese Debatte auf eine unverrückbare Anerkennung der Menschenrechte zu gründen.

Damit Volkshochschulen Motoren einer gelingenden Integration sein können, müssen sie auch selbst zur Veränderung bereit sein. Um ein modernes Diversitymanagement für eine vielfältige Gesellschaft umzusetzen, braucht es Personal, das die gesellschaftliche Vielfalt widerspiegelt und interkulturell sensibilisiert ist. Gleichzeitig sind Volkshochschulen vielerorts bereits gut vernetzt – unter anderem mit Wohlfahrtsverbänden und Migrantenorganisationen. Im Verbund mit diesen Partnern solle vhs, so ein weiterer Appell aus der Wissenschaft, verstärkt aktiv auf die Menschen zugehen.

Gleichzeitig formulierten die Volkshochschulen auch Forderungen an die Politik: Geschlossene Bildungsketten, die neben Alphabetisierungs- und Sprachkursen sowie beruflicher Qualifizierung auch das Nachholen von Schulabschlüssen erleichtern, sind auf Länderebene alleine kaum zu bewerkstelligen. Hier ist aus Sicht der Volkshochschulen der Bund stärker gefordert.

Auch bedarf es einer besseren materiellen Ausstattung, um die Volkshochschulen für die Herausforderungen der Migrationsgesellschaft zu rüsten: Räume und Konzepte müssen für eine vielfältige Gesellschaft angepasst werden. Und auch der Ausbau der digitalen Infrastruktur ist dringend geboten, um durch die Kombination von Präsenzkursen und Online-Angeboten differenziertes Lernen zu fördern.

Link zum Konferenzprogramm: siehe Link