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13.06.2018 | Allgemeine Meldungen

Gelsenwasser-Hauptversammlung: Solide Geschäftsentwicklung bestätigt

Der Vorstandsvorsitzende Henning R. Deters stellte die Entwicklung im 131. Jahr der Unternehmensgeschichte und die aktuellen Aktivitäten vor dem Hintergrund des Strukturwandels im Ruhrgebiet dar:

Hauptversammlung der GELSENWASSER AG: Frank Thiel (Aufsichtsratsvorsitzender), Henning R. Deters (Vorstandsvorsitzender), Dr. Dirk Waider (Vorstand) Foto: GELSENWASSER AG

„Mit Ende dieses Jahres wird der Steinkohlebergbau eingestellt – und das ehemalige ‚Wasserwerk für das nördliche westfälische Kohlenrevier‘,  unsere heutige GELSENWASSER AG – existiert noch und wird sich auch in Zukunft in dieser Region weiterentwickeln. Der Strukturwandel hat sich auch im Unternehmen vollzogen. Dass dies gelungen ist, ist der Offenheit und dem Unternehmermut vieler Generationen von Menschen zu verdanken.“

Deters skizzierte die Unternehmensentwicklung vom reinen Wasser- zum Rundum-Versorger: Diese verlief zunächst über den Aufbau der Sparte Erdgas in den 70er Jahren und den gezielten Ausbau von Stadtwerke-Beteiligungen nach dem Mauerfall, in deren Entwicklung sich Gelsenwasser sehr aktiv einbringt. Es folgte ab 1992 ein systematisches Umweltmanagement, 1994 der Start der Abwassersparte sowie vor vier Jahren der Einstieg in den Stromnetzbetrieb. „Alles waren konsequente Schritte vom Ein-Sparten-Unternehmen, das starke Abhängigkeit von Bergbau und Stahl hatte, zum krisenfesten Rundum-Versorger, zum Haus der Lösungen“, so Deters. „Folgerichtig war auch der Einstieg in Windenergie und Photovoltaik, aber ebenso in Planung, Bau und Betrieb von Datennetzen durch Beteiligung an der GELSEN-NET Kommunikationsgesellschaft mbH Ende 2017.“  

Deters präsentierte den Aktionären und Gästen einen erfolgreichen Geschäftsverlauf für 2017: Bei Umsatzerlösen von 1.209,2 Mio. € (2016: 1.040,1 Mio. €) erwirtschaftete der Gelsenwasser-Konzern mit 92,4 Mio. € wieder einen robusten Jahresüberschuss im Mittel der letzten Geschäftsjahre (2016: 109,2 Mio. €; 2015: 84,4 Mio. €; 2014: 93,0 Mio. Euro). „Der erwartungsgemäße Ergebnisrückgang gegenüber dem Vorjahr erklärt sich im Wesentlichen aus einem rückläufigen Ergebnis beim Gasverkauf, höheren Personalaufwendungen sowie geringeren Sondereffekten, die im Vorjahr von Gasnetzabgängen geprägt waren.“
Der Geschäftsbericht steht unter dem 1. Link  zum Download bereit. 

„Diesen trotz eines deutlich gestiegenen Wettbewerbsdrucks insgesamt erfolgreichen Abschluss des vergangenen Geschäftsjahres verdanken wir der hohen Motivation, dem großen Know-how und der Flexibilität unserer Belegschaft. Das war und ist die Basis für die zukunftsorientierte Entwicklung dieses Unternehmens. Unsere Partnerunternehmen haben ebenfalls gute Ergebnisse erarbeitet und tragen zum Gesamterfolg bei“, erläuterte Deters.  

Geschäftsfeld Energie legt zu ● Wasserabgabe fast konstant  

Der Wasserabsatz des Gelsenwasser-Konzerns lag mit 232,8 Mio. m³ fast auf Vorjahresniveau (234,7 Mio. m³). Der leichte Rückgang betraf ausschließlich die Abgabe an benachbarte Versorgungsunternehmen mit 2,8 Mio. m³, während in den Kundengruppen Industrie und Haushalte leichte Absatzzuwächse zu verzeichnen waren.
„Dankbar sind wir für die Entscheidung der Stadt Fröndenberg, die Zusammenarbeit mit uns in der Versorgung der Stadtteile bis 2029 fortzusetzen“, berichtete Deters. 

Der Gasabsatz des Gelsenwasser-Konzerns stieg 2017 um 26,8 % auf 39,6 TWh. Der Zuwachs ist in erster Linie auf die verstärkten Gashandelsaktivitäten zurückzuführen. Im Haushalts- und Kleingewerbebereich lagen die Absatzmengen um 5,2 % unter dem Vorjahreswert, im Industriebereich auf Vorjahresniveau. 

Die Sparte Strom konnte sich gut behaupten: Der Stromabsatz des Konzerns stieg im vergangenen Jahr auf 477 Mio. kWh (2016: 462 Mio. kWh). Die Anzahl der belieferten Haushaltskunden im Gelsenwasser-Konzern stieg 2017 um 10,1 %. 

Gelsenwasser hat die Energie-Handelsaktivitäten erheblich ausgeweitet und ist dazu eine Partnerschaft mit der Energiehandelsgesellschaft West mbH (EHW) eingegangen. Zunächst ist EHW der Gas-Handelskooperation beigetreten, die Gelsenwasser seit drei Jahren mit den Partnerunternehmen aus Bochum, Essen, Herne und Witten betreibt. „Seit 1. Januar dieses Jahres haben EHW und wir unsere Stromhandelsaktivitäten zusammengeführt. Wir sind nun gemeinsam an der Strombörse in Leipzig tätig. Mit dem Handelsverbund wollen wir Marktvorteile nutzen, um unsere Vertriebsaktivitäten insgesamt deutlich zu intensivieren“, kündigte Deters an. 

Kommunales Netzwerk ausgebaut ● Energiekonzessionen gesichert und gewonnen

Neuer Partner im Gelsenwasser-Netzwerk ist die Stadtwerke Eilenburg GmbH in Sachsen, an der Gelsenwasser im Juni 2017 35 % der Anteile erworben hat. Die Stadtwerke sind als kommunales Versorgungsunternehmen in den Sparten Strom, Gas und Wärme in Vertrieb und Netzbetrieb tätig.

Die GELSENWASSER Energienetze GmbH (GWN) war bei Bewerbungen um Gaskonzessionen in Kommunen erfolgreich: Die Gemeinde Hille in Ostwestfalen vergab den Konzessionsvertrag erneut an GWN ebenso wie die Gemeinde Sonsbeck am Niederrhein für jeweils 20 Jahre.

Neu konnte die Netzgesellschaft Erwitte GmbH & Co. KG, eine Beteiligung der Vereinigten Gas- und Wasserversorgung GmbH (VGW), die Gaskonzessionen in Erwitte (ohne Eikeloh) und Erwitte-Eikeloh im Kreis Soest gewinnen.

Die Zusammenarbeit der VGW mit der Stadt Geseke ist durch die gemeinsame Gründung der Stadtwerke Geseke GmbH intensiviert worden.

In Höxter war die Beteiligungsgesellschaft Gas- und Wasserversorgung Höxter GmbH erfolgreich und hat erneut die Gaskonzession erhalten.
In Selm ist das Netz zum 1. Juli 2017 nach vorherigem Verlust der Gaskonzession zwar an einen Wettbewerber übergegangen, GWN bleibt aber bis Ende 2025 dort in der Rolle des Netzbetreibers. 

Im Rahmen der Kooperation im Münsterland mit den Kommunen Ascheberg, Billerbeck, Havixbeck, Lüdinghausen, Olfen, Nordkirchen, Rosendahl und Senden hat die Münsterland Netzgesellschaft das Eigentum an den Gasverteilnetzen vervollständigt. Nach dem schon erfolgten Zuschlag der Konzession steht Anfang 2019 die Übernahme des Gasnetzes in Billerbeck an. Für die Übernahme des Stromnetzbetriebs 2023 durch GWN von Westnetz in den Münsterlandkommunen hat GWN bereits zehn erfahrene Mitarbeiter eingestellt. 

Kundenorientierung steht im Mittelpunkt ● Neue Aktivitäten im Fokus 

„Wir haben den Anspruch, unsere Kunden auch in Zukunft effizient und mit hoher Qualität mit Wasser und Energie zu versorgen. Die Herausforderung dabei ist es, gleichzeitig Bestehendes zu verbessern und neue Möglichkeiten zu erkennen und zu erschließen. Effizient – dezentral – digital, das sind die Schlagworte, die unser heutiges und zukünftiges Handeln maßgeblich prägen. Um den Unternehmenserfolg langfristig abzusichern, steigen wir verstärkt in andere, artverwandte Sparten ein. Das sind keine Finanzbeteiligungen für uns, sondern wir entwickeln uns im Miteinander weiter, immer mit der Orientierung auf die Bedürfnisse der Kunden. Das gilt auch für alle Dienstleistungen über sämtliche Sparten: Wir bieten maßgeschneiderte Infrastruktur- und Vertriebsprodukte an“, so Deters. 

Ein neues Beteiligungsfeld stellt auch das Engagement bei der Altlastensanierung in Bodenkörpern dar. Dazu hat Gelsenwasser einen Anteil von 20 % an der Intrapore GmbH in Essen erworben. Die Firma hat ein neuartiges Verfahren entwickelt, um individuell komponierte Nano- und Mikropartikel (NMP) gezielt und stoffspezifisch gegen Verunreinigungen im Boden einzusetzen und so das belastete Grundwasser zu reinigen. Gegenüber anderen Verfahren bleiben dabei die Hydraulik und der Betrieb der belasteten Flächen ungestört. Dazu Deters: „Wir versprechen uns von dieser Technologie sehr viel und wollen mit Intrapore ein wichtiges Feld der Grundwassersanierung besetzen.“ 

Auf zu neuen Ufern heißt es auch bei diesem Projekt: Mit den Gesellschaftern und Partnern aus Bochum und Dortmund hat Gelsenwasser unter dem Namen „Kolumbus Ruhr“ ein neues Team an den Start gebracht. Aktuell zwei Mitarbeiter mit Sitz in Essen sollen gute, zukunftsfähige Ideen aufspüren und diese zur Marktreife begleiten. Ein erster Schritt ist die Teilnahme am Data Hub Ruhr, der kürzlich gestartet ist. Die Gründerallianz Ruhr fördert durch den Data Hub die Zusammenarbeit von datenorientierten Startups, Unternehmen, Städten und Universitäten ().siehe 2. Link). 

Neue Bodenaufbereitung im Probebetrieb ● Klärschlammrecycling 

Bisher wurde der Bodenaushub auf den Gelsenwasser-Baustellen entweder wo möglich nach der Rohrverlegung wieder eingebaut oder mit LKW zur Entsorgung gefahren und Ersatzmaterial gekauft. Jedoch ist der Deponieraum in NRW fast erschöpft und kostbar. Mit der Gründung zweier Gesellschaften in Unna und Herne zum Zweck der Bodenaufbereitung und Wiederverwendung des gesiebten Materials soll ein wirtschaftlich sinnvoller und umweltschonender Recycling-Kreislauf aufgebaut werden. 

Durch die neue Klärschlamm-Verordnung wird die landwirtschaftliche Verwertung und die Deponierung von Klärschlamm wesentlich eingeschränkt, die Verbrennungskapazitäten sind bereits erschöpft. Klärschlamm, der auf Kläranlagen mit mehr als 50.000 Einwohnerwerten anfällt, darf zukünftig nur noch unter Rückgewinnung des Wertstoffs Phosphor – also nicht mehr gemeinsam mit anderen Brennstoffen – verbrannt werden. „Die Kapazitäten solcher Monoverbrennungsanlagen sind sehr knapp. Daher engagieren wir uns auf diesem Geschäftsfeld“, so Deters. „Mit Partnern wollen wir daher in Bitterfeld, in Bremen und im Ruhrgebiet Monoverbrennungsanlagen für Klärschlamm errichten und dann unseren regionalen Partnern die Kapazitäten anbieten.“ 

Engagement für Ressourcenschutz ● Verursacherprinzip stärken 

Gelsenwasser bringt sich in die politische Diskussion dort ein, wo die Qualität des Trinkwassers, die Entsorgung von Abwasser oder die Zukunftsfähigkeit der Energieträger Gas und Strom mit klimaschonender Ausrichtung beeinträchtigt sein könnte. Dazu gehört zum Beispiel das Engagement bei den Themen Fracking, Düngerecht/Nitrat, Belastung des Abwassers mit Stoffspuren wie Arzneimitteln sowie bei der Energiewende.
„Der Schutz der natürlichen Ressourcen bleibt eines unserer dringendsten Anliegen“, so Deters. „Beim Thema Nitrat und der Vermeidung einer stärkeren Belastung von Grund- und Oberflächenwasser durch Spurenstoffe wie Arzneimittelrückstände und Pestizide gibt es noch viel zu tun. Damit weiter Trinkwasser in naturnaher Aufbereitung und bezahlbar gewonnen werden kann, müssen wir die natürlichen Ressourcen bewahren. Warum kehren wir in der deutschen Umweltpolitik statt einer Diskussion um weitere Reinigungsstufen in Kläranlagen nicht einfach zurück zum Vorsorge- und zum Verursacherprinzip? Dort wo Belastungen entstehen, z. B. in den Kliniken und in der Massentierhaltung, müssen sie gezielt behandelt werden. Der Eintrag in die Gewässer muss vermieden werden. Für uns gilt nach wie vor: Vermeidung geht vor Aufbereitung und Reparatur. Neben dem Umweltaspekt hätte dieser Ansatz sicher auch erhebliche volkswirtschaftliche Vorteile.“ Weitere Informationen zum Schutz des Wassers gibt es unter dem 3. Link. 

Gelsenwasser ist mit dem sächsischen Start-Up-Unternehmen Binee eine Zusammenarbeit eingegangen, das bundesweit ein Sammel- und Entsorgungssystem für Alt-Medikamente aufbaut. Die sogenannten Medibinees sind Sammelcontainer, die in Apotheken und an weiteren geeigneten Standorten aufgestellt werden. Wer mitmacht und seine Altmedikamente einwirft, erhält außerdem einen Gutschein eines lokalen oder überregionalen Anbieters. Neben zahlreichen Medibinees in Sachsen steht seit Kurzem die erste Sammelbox auch in einer Herner Apotheke.

Energiewende mitgestalten  

Ein wichtiger Entwicklungsbereich bei Gelsenwasser sind Windenergieprojekte, die in enger Abstimmung mit Kommunen und intensivem Austausch mit den Bürgern und zum Teil in Zusammenarbeit mit örtlichen Versorgungsunternehmen umgesetzt werden. Aktuell sind 77 Windenergieanlagen mit rund 350 MW unterschiedlich weit in der Planung. Über verschiedene Bürgerbeteiligungsmodelle bei den Windenergieprojekten unterstützt Gelsenwasser aktiv die Energiewende vor Ort.

Gelsenwasser hat gemeinsam mit RheinEnergie und Open Grid Europe beim EWI-Institut in Köln eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit dem möglichen Beitrag von Gas- und Wärmenetzen für den Klimaschutz auseinandersetzt. Das EWI-Institut hat sich mit der Frage beschäftigt, wie möglichst bald viel CO2 eingespart werden kann. Die Studie zeigt, dass es möglich ist, technologieoffen bereits 55 % CO2 einzusparen, ohne Heizenergieträger zu verbieten oder den Hausbesitzern das Dämmen von Gebäuden aufzuzwingen. Schon durch das Umstellen vieler Heizungen auf effizientere, moderne Gastechnik oder auch den Zubau von Gaskraftwerken bei der Stromerzeugung wird hier massiv Einsparpotenzial gehoben. Die Kosten bleiben 140 Mrd. Euro unter den Kosten, die ein „All-Electric“-Szenario, d. h. eine weitgehende Elektrifizierung im Wärmemarkt, mit sich bringen würde. „Wir haben die Studie seit ihrer Veröffentlichung im Oktober 2017 bereits intensiv im politischen Raum und in Fachkreisen vorgestellt und werden das weiter tun. Auch planen wir, auf diesen Ergebnissen aufzusetzen und weitergehende Untersuchungen in Auftrag zu geben. Ziel dabei ist, den hohen Wert der Erdgasinfrastruktur in der Phase der Energiewende und danach herauszustellen und in einen konstruktiven Dialog zu kommen“, erläuterte Deters. Mehr zur EWI-Studie: siehe 4. Link