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09.06.2018 | Digitalisierung, Stadtplanung

Digitalisierung in Dienst gleichwertiger Lebensverhältnisse stellen

Städte und Gemeinden in Deutschland müssen die Digitalisierung aktiv für eine bessere Daseinsvorsorge und den regionalen Zusammenhalt nutzen. Dies war die zentrale Botschaft der Jahrestagung des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (DV) am 6. Juni 2018 in Berlin.

Denn die Menschen werden nur dann langfristig in abgelegenen, dünn besiedelten Räumen bleiben, wenn es dort Breitband, attraktive Jobs, medizinische Versorgung, Verkehrs- und Bildungsangebote gibt. „Wenn die Menschen den Eindruck bekommen, es kümmert sich niemand um ihre Bedürfnisse und Probleme, gehen sie auf die Straße," sagte Dr. Jürgen Heyer, Präsident des DV. „Klar ist aber auch: Gleichwertigkeit bedeutet nicht Gleichheit. Die Daseinsvorsorge kann und darf je nach Region durchaus unterschiedlich aussehen." Allerdings bräuchten die Akteure in den Städten und Gemeinden ausreichend Unterstützung für die Gestaltung neuer, kreativer und lokal angepasster Lösungen.

Bei der Jahrestagung des DV diskutierten rund 180 Teilnehmer die Chancen und Herausforderungen durch die Digitalisierung. „Für gleichwertige Lebensverhältnisse haben Klein- und Mittelstädte eine Schlüsselrolle", sagte Marco Wanderwitz, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Inneren, für Bau und Heimat. Ende Juni 2018 wolle sein Ministerium die Heimatinitiative vorstellen. Zudem wies Wanderwitz auf die Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse" hin, die das Kabinett am Tag der Jahrestagung verabschiedet hatte. Katrin Lompscher, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen in Berlin, sagte mit Blick auf den Breitbandausbau: „Wenn man die notwendige ‚Hardware‘ nicht hat, sind die die Risiken der Digitalisierung größer als die Chancen." Durch die zunehmende Verflechtung zwischen Stadt und Land seien zudem leistungsfähige Verkehrsinfrastrukturen und Mobilitätsangebote notwendig. Grundlage bildeten eine gemeinsame polyzentrische Landesentwicklungsstrategie von Berlin und Brandenburg sowie funktionierende Kooperationsstrukturen – sowohl zwischen Stadt und Umland, als auch zwischen Senat und den Bezirken. Dr. Kirsten Witte, Direktorin bei der Bertelsmann-Stiftung, forderte ein Umdenken und einen offeneren Umgang mit der Digitalisierung: Die Diskussion sei hierzulande oft angstgetrieben: Statt über machbare Lösungen zu sprechen, benenne man nur Probleme. Zudem müsse man die digitale Wende steuern, damit auch die Kommunen mit weniger guten Voraussetzungen von der Entwicklung profitieren und nicht abgehängt bleiben.

Ausgangspunkt für die Jahrestagung waren zwei Megatrends: Die wachsenden Unterschiede zwischen den Regionen auf der einen Seite und die digitale Transformation auf der anderen. Die neuen Technologien bieten viele Chancen für periphere Räume, etwa wenn es um Homeoffice, Telemedizin, Rufbusse oder Online-Handel geht. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass sich die digitale Wirtschaft künftig noch mehr auf die städtischen Metropolregionen konzentriert, wo es hochwertige Arbeitsplätze, mehr Fachkräfte, ein attraktives Kultur- und Freizeitangebot und bessere Infrastrukturen gibt. Die Teilnehmer der Jahrestagung waren sich einig, dass Kommunen und Regionen jetzt aktiv werden müssen, damit sich die Waagschale in die gewünschte Richtung neigt: Es gilt, Kompetenzen, Strukturen und Modelle der Zusammenarbeit zu überprüfen und bei Bedarf neu auszurichten. Nur so kann die Digitalisierung in den Dienst gleichwertiger Lebensverhältnisse gestellt, können Unterschiede zwischen den Regionen verringert und der Druck auf die Wachstumsräume gestoppt werden.

Weitere Informationen:

Jahrestagung: 1. Link

Kooperation digitale Städte und Regionen: 2. Link