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02.02.2018 | Allgemeine Meldungen

IG-Metall-Tarifkonflikt: Wirtschaft trotz Boom störanfällig

„Der deutsche Industrie-Motor läuft auf vollen Touren. Das zeigt der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index, der im Januar 2018 mit 61,1 erneut einen der höchsten Werte seit Umfragebeginn erreichte. Allerdings bleibt die Wirtschaft trotz boomender Konjunktur störanfällig“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), heute am Freitag in Frankfurt.

Bei einer Ausweitung der Streiks könnte der Industrie-Motor ins Stocken geraten. (Foto: pixabay.com)

Produktion und Lieferketten seien vielfach stark verzahnt und könnten deshalb bereits durch kleinste Beeinträchtigungen aus dem Takt geraten, sagte Grobosch mit Blick auf den sich weiter verschärfenden Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie. Zwar hätten die durch Warnstreiks kurzzeitig angehaltenen Montagebänder bisher noch keine gravierenden Auswirkungen auf das Versandgeschäft gehabt, schließlich verfügten die Unternehmen bisher über ausreichende Sicherheitsreserven. Auch das Gros der Waren und Güter käme nach wie vor – wenn auch zeitverzögert – bei den Adressaten an. Allerdings seien ernste Folgen absehbar, wenn die jetzt begonnenen 24-Stunden-Streiks längere Zeit anhielten. Grobosch: „Dies würde unweigerlich zu gravierenden Verzögerungen in den Betriebs-, Produktions- und Vertriebsabläufen führen.“ Er erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass aufgrund voller Auftragsbücher der Unternehmen schon heute viele Lieferketten einzelner Schlüsselbranchen wie dem Automotive-Sektor oder dem Maschinen- und Anlagenbau enorm belastet seien.  

Bei einem längeren Arbeitsausstand drohten zahlreiche Engpässe – angefangen von der kontinuierlichen Vormaterial- und Komponentenbeschaffung bis hin zur Endmontage. Schließlich könnten ganze Lieferketten reißen. Von den zu erwartenden Beeinträchtigungen seien insbesondere Einkäufer, Logistiker und Supply Chain Manager betroffen. Ihnen empfiehlt Grobosch, ihre Risikomanagement-Systeme einem Belastungstest zu unterziehen, um bei einer weiteren Eskalation des Konflikts vorbereitet zu sein.  

Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) sind die durch die Tagesstreiks verursachten Kosten enorm. Lassen die insgesamt 50.000 Beschäftigten in den bestreikten Betrieben mit einer Größe von jeweils 200 Mitarbeitern die Arbeit für 24 Stunden ruhen, verlieren die betroffenen Firmen laut IW-Berechnungen insgesamt 62 Millionen Euro pro Werktag. Die höchsten Umsatzausfälle seien im Fahrzeugbau zu befürchten. Treten die Beschäftigten in Betrieben mit 1.000 Mitarbeitern in den Ausstand, liegen die Umsatzausfälle in der Metall- und Elektro-Industrie den IW-Angaben zufolge bei 90 Millionen Euro. Dazu kommen potenzielle Fernwirkungen, wenn es auch in anderen Branchen zu Produktionsausfällen komme: beispielsweise in der Textilindustrie, weil von den Autobauern keine Sitzbezüge mehr abgenommen würden.