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20.12.2018 | Krankenhaus

Medizin und Hygiene auf höchstem Niveau

Nirgendwo werden so hohe Anforderungen an die Trinkwasserhygiene gestellt wie in einem Krankenhaus. Die Charité – Universitätsmedizin Berlin setzt deshalb in den erneuerten Operationsbereichen des Campus Benjamin Franklin auf berührungslose Sanitärarmaturen in Verbindung mit Temperatursensoren und dem Wassermanagement-System SWS von Schell.

Hygiene an allererster Stelle: Wo sich das Personal auf die Arbeit im OP vorbereitet, muss jederzeit Trinkwasser in der hohen Güte des Versorgers zur Verfügung stehen. (Foto: Anke Müllerklein für Schell)

Der seit 2003 zur Charité gehörende Campus Benjamin Franklin in Berlin-Steglitz wurde 1968 als seinerzeit ausgesprochen moderne Klinik eröffnet. 50 Jahre später sind die technischen Anforderungen völlig andere, spielen flexible medizinische Abläufe, erhöhte Patientensicherheit und Kapazitätsausbau eine wichtige Rolle. Um den gegenwärtigen und zukünftigen Nutzungsanforderungen gerecht zu werden, und um das Klinikum wieder effizient bewirtschaften zu können, setzt die Charité auf Optimierungen. Sukzessiv wird derzeit das Hauptgebäude saniert – allem voran die Operationssäle. Sie befinden sich in der obersten Etage des Klinikums, also im besonders kritischen endständigen Bereich der bestehenden Trinkwasser-Installation.

Sauberes Trinkwasser hat höchste Priorität

Weil Infektionserreger im Trinkwasser bei prädisponierten Personen schwere Erkrankungen auslösen können, ist der Erhalt der Wassergüte gerade im OP-Bereich ein immer präsentes Thema. Doch die bauliche Situation macht diese anspruchsvolle Aufgabe nicht einfach: Wie alle Kliniken und Krankenhäuser ist auch der Campus Benjamin Franklin ein Gebäudekomplex mit einem stark variierenden Wasserbedarf. Der periodisch sehr hohe Wasserbedarf mit temporären Verbrauchsspitzen erfordert ein entsprechend groß dimensioniertes Rohrleitungsnetz und viele Entnahmestellen. Zugleich sind die Anzahl der Steigestränge und die Schachtbelegung hoch. In den dicht nebeneinander liegenden Warm- und Kaltwasserleitungen kann „Lauwarmwasser“ entstehen, was eine Kontaminierung der Trinkwasser-Installation begünstigt. Die Lösung muss deshalb stagnierendes Wasser auch außerhalb des Volllastbetriebes zuverlässig verhindern und den bestimmungsgemäßen Betrieb der Anlage absichern.

Planungsziele der Charité

Um für die OP-Bereiche die hygienisch bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen, wollte die Charité die Möglichkeit haben, Nutzungen, Stagnationsspülungen und Wassertemperaturen permanent aufzuzeichnen und auswerten zu können. Dies ist Teil des Hygienekonzeptes. Weiterhin sollten Stagnationsspülungen sowohl an festen Zeiten und darüber hinaus auch beim Erreichen kritischer Temperaturen vollautomatisch erfolgen.

Kriterien für die Entscheidung

Mit dem Wassermanagement-System SWS von Schell wurde eine sichere und kosteneffiziente Lösung realisiert. Das SWS ermöglicht

1.) regelmäßige Stagnationsspülungen

2.) eine kontinuierliche Temperaturüberwachung, um möglicherweise kritische Wassertemperaturen (≥25 °C bis ≤55 °C) zu erkennen und dieses Wasser unmittelbar ausspülen zu können

3.) die einfache Steuerung, Wartung und Diagnose aller vernetzten Armaturen.

Maßnahmen zum Erhalt der Trinkwassergüte

Zum Zeitpunkt der Entscheidung für den Einsatz des Wassermanagement-Systems SWS war ein Teil der neuen Trinkwasser-Verteilleitungen bereits verlegt, was jedoch kein Problem darstellte, weil das Schell SWS auch als Mischform aus Funk und Kabel für den Datentransfer betrieben werden kann. Über das funkbasierte Wassermanagement-System SWS ist ein Großteil der elektronischen Schell Sanitärarmaturen vernetzt – in diesem Fall alle Thermostat-Armaturen. Hingegen ist aus baulichen Gründen eine weitere Sanitärarmatur kabelgebunden in das Wassermanagement-System integriert.

Hygienearmaturen und hygienekonforme Betriebsweise

Um beste Bedingungen für operierende Ärzte und Patienten zu schaffen, kamen 13 berührungslose Aufputz-Wandarmaturen „Vitus E-T“ mit Thermostat zum Einsatz sowie eine Kaltwasser-Armatur „Walis“ mit integriertem Temperaturfühler, die sich eine Etage über den OPs im Bereich der Lüftungszentrale an einem Ausgussbecken befindet. An dem zweckdienlichen Ausgussbecken werden nur sporadisch Reinigungsarbeiten an den Lüftungsaggregaten durchgeführt. Im Hinblick auf die Trinkwasserhygiene ist jedoch gerade diese Entnahmestelle von höchster Bedeutung, da sie sich am Ende der Kaltwasser-Strangleitung befindet. Würde man sie nicht ins Wassermanagement-System SWS einbinden, dann könnten hier entstehende Bakterien in die Installation zurückwandern und das gesamte Trinkwassersystem kontaminieren.

Temperaturfühler und ihre wichtige Aufgabe

Das Erwärmungspotenzial der Trinkwasserleitungen in den OP-Bereichen ist aufgrund der Dichte der Leitungen sehr hoch. Weil aber die Temperatur im Trinkwasser einen maßgeblichen Einfluss auf die Vermehrung gesundheitsgefährdender Mikroorganismen hat, muss sie gerade in diesen wichtigen Bereichen des Klinikums ständig kontrolliert werden. Dabei darf die Warmwassertemperatur nie unter 55 °C sinken und die Kaltwassertemperatur darf 25 °C zu keinem Zeitpunkt übersteigen. Denn in diesem Temperaturbereich vermehren sich Bakterien exponentiell und die Hygiene gerät in Gefahr.

Parametrierung des Wassermanagement-Systems SWS

Am Campus Benjamin Franklin sind festgelegte echtzeitgesteuerte Automationen und parallel temperaturgesteuerte Hygiene- Automationen aktiv. Der zuvor vom Betreiber entwickelte Spülplan sichert ab, dass sich beide Automationen hervorragend ergänzen und somit die Basis zur Einhaltung des bestimmungsgemäßen Betriebs darstellt. Durch gleichzeitiges Spülen mehrere Entnahmestellen wird auch in den größeren Leitungen ein ausreichend hoher Volumenstrom erzeugt, der Ablagerungen an den Wandungen entfernt. Über das SWS können daher die Armaturen zu Spülgruppen zusammengefasst werden. Das Schell Wassermanagement-System SWS ist jederzeit erweiterbar, weitere Armaturen können in das System integriert werden.