Public Manager
15.08.2018 | Allgemeine Meldungen

Alle Zeichen auf Grün

Die Stadtwerke Völklingen sind mit dem Geschäftsverlauf 2017 zufrieden: Das teilte Michael Böddeker, Geschäftsführer des kommunalen Energiekonzerns, bei der Präsentation des Geschäftsberichts jetzt mit. Die Unternehmensgruppe ist zurück in der Normalität, der Sanierungsstatus bereits nach zwei Jahren beendet.

Zahlen im Blick: Julian Wollscheidt, Kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Völklingen, mit Geschäftsführer Michael Böddeker (v.l.n.r.). Foto: Stadtwerke Völklingen

„Der 22. Dezember 2017 ist ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte“, berichtet der Geschäftsführer, „an diesem Tag hatten wir den Sanierungskredit und rund ein Dutzend weitere Kredite auch physisch abgelöst.“ Jetzt ist das Gesamtunternehmen für zehn Jahre solide ausfinanziert durch zwei Darlehen eines einzigen Konsortiums. „Damit sind wir so ausgestattet, dass wir den steigenden Investitionsbedarf in die Netzgesellschaft und in die Informationstechnik gut stemmen können sowie genügend Spielraum für die Gestaltung unserer Zukunft haben“, meint der Unternehmenschef. 

Meilen weiter

Die Umsatzerlöse bei der Dachgesellschaft des Konzerns, der Stadtwerke Völklingen Holding GmbH (SWV Holding), lagen zwar mit 4,1 Millionen Euro 0,6 Millionen Euro unter denen des Vorjahres. Dafür stieg der Jahresüberschuss von 80 Tausend Euro auf 14 Millionen Euro durch die Umfinanzierung und hierbei insbesondere durch die Hebung stiller Reserven. „Das Geschäftsjahr 2017 war weiterhin geprägt von einer sehr konsequenten Fortsetzung der Neuausrichtung und Optimierung aller Gesellschaften unter dem Dach der SWV Holding“, erklärt Michael Böddeker. Die Ablösung des Sanierungskredits zum Jahresende sei das sichtbare Zeichen gewesen für das Ende des Sanierungsstatus, in den der Konzern durch schwere Fehler des vorherigen Managements geraten war. Das positive Jahresergebnis dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der hinterlassene Schuldenberg abgetragen werden müsse und das Unternehmen noch etliche Jahre belaste. 

Neue grüne Marke für E-Mobilität und smart home

Die schnelle positive Entwicklung des Konzerns sei vor dem Hintergrund des herausfordernden Umfelds in der Energiebranche nur zu leisten gewesen, weil die Stadtwerke Völklingen inzwischen wieder gut für die Zukunft aufgestellt seien – strukturell, personell und auch finanziell, betont Michael Böddeker: „Dafür haben wir hart gearbeitet.“ Der Erfolg sei nicht zuletzt dem Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verdanken. „Sie leisten hervorragende Arbeit und ziehen mit. Es ist eine Freude“, führt er aus. Das belegt auch die Stimmung bei den Kunden: Die Wechselquote bei den Stadtwerken hat sich auf ein Minimum reduziert, die neuen Festpreisverträge sind attraktiv. 50 Prozent der Gaskunden wechselten in dieses Produkt, bei Strom sind es über 40 Prozent. Auch die neue Marke „my smart e“, unter der das Unternehmen alle Aktivitäten und Produkte zur Energiewende bündelt, kommt gut an. „My smart e“ steht für „meine Stadtwerke“ (my), für „Elektro“ (e) und für „smarte Lösungen“ (smart), insbesondere für den Verkehr und ein intelligentes Zuhause. Die Stadtwerke entwickeln unter dieser Marke Produkte, Lösungen, Infrastruktur und Dienstleistungen, die den Anforderungen eines digitalen Zeitalters mit Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen gerecht werden. Dazu zählen zum Beispiel Kombiprodukte aus Ökostrom-Liefervertrag, Leasing für einen Elektrosmart und Ladeinfrastruktur für zu Hause.“ Weitere Schwerpunkte sind für die Stadtwerke Völklingen die kontinuierliche Verbesserung ihrer Servicequalität und Partnerschaften mit Unternehmen in der Region. Letztere haben vor allem das Ziel, Dienstleistungen zu entwickeln, die nicht nur die Stadtwerke stärken, sondern auch die Wirtschaft in der Region. 

Gut für Stadt und Wirtschaft

Entscheidend vorangekommen sind die Stadtwerke Völklingen im vergangenen Wirtschaftsjahr auch bei der Gestaltung der Energiezukunft in der Region: Hier lag der Schwerpunkt auf dem Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität. Inzwischen hat das Unternehmen 12 öffentliche Ladepunkte in der Stadt Völklingen realisiert sowie weitere Kundenprojekte. Durch Konzessions- und Steuerzahlungen trägt das Unternehmen zur Stabilisierung des städtischen Haushalts bei; durch Aufträge an lokale und regionale Unternehmen zur Stärkung der Wirtschaftskraft. „Auch bieten wir rund 240 Menschen wieder einen sicheren Arbeitsplatz“, resümiert Michael Böddeker. 

Stabiler Absatz

Die Erlöse stammen überwiegend aus dem Verkauf von Energie und Trinkwasser. Erfreulich ist die Entwicklung der Vertriebsgesellschaft beim Wärmeabsatz, er legte in 2017 bei den Privatkunden, insbesondere witterungsbedingt, um 6,5 Prozent zu. „In diesem Segment konnten wir allerdings auch zahlreiche neue Kunden gewinnen, was mich besonders freut“, erläutert Michael Böddeker. Auch beim Gasabsatz legte die Vertriebsgesellschaft zu: Er stieg bei Haushaltskunden um 3,6 Prozent. Auch hierfür spielte der kühle Winter die Hauptrolle. Der Stromabsatz sank um 3,1 Prozent, was vor allem durch Energieeinsparungen auf Kundenseite verursacht wurde. Der Wasserabsatz blieb nahezu unverändert. Weitere Erlöse erwirtschaftet der städtische Konzern mit Energiedienstleistungen und Feuerbestattungen. Die Verkehrsgesellschaft des Unternehmens ist traditionell zwar negativ; jedoch sind die Verluste dauerhaft auf unter einer Million Euro pro Jahr gesenkt – und damit um fast zwei Drittel niedriger als 2015. 

Steigende Anforderungen

„Digitalisierung, Dekarbonisierung und Dezentralisierung sind riesige Herausforderungen für die Energiebranche, vor allem auch, weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht ganzheitlich gedacht sind und einen viel zu hohen administrativen Aufwand verursachen“, erklärt Michael Böddeker die Politik und nennt als Beispiel die Digitalisierung der Energiewende. „Wir sind vom Gesetzgeber zum Roll-out von intelligenten Zählern, sogenannten Smart Metern, seit Herbst 2017 verpflichtet; diese stehen bis heute nicht zur Verfügung, weil noch keine zugelassen sind.“ Auch die neue Datenschutzgrundverordnung – DSGVO – bedeute, wie viele andere Rahmenbedingungen auch, eine völlige Umgestaltung der Geschäftsprozesse mit einer erheblichen zusätzlichen Belastung. Der Stadtwerke-Chef ist jedoch überzeugt, dass Digitalisierung eine Chance für die Energiewende und den Aufbau neuer Geschäftsfelder ist; auch ermöglicht sie mehr Komfort für Kunden. „Sie zu nutzen, braucht fähige Mitarbeiter, eine leistungsfähige und sichere Informationstechnik und Geld“, sagte er und fügte an: „Wer hier die Nase vorn hat, wird auch den daraus resultierenden Wettbewerbsvorteil für sich verbuchen können.“ Oberste Priorität für die Zukunftsfähigkeit der Stadtwerke Völklingen hat für ihn deshalb ein Personalkonzept. „Das Geschäft verändert sich fundamental und damit auch die Anforderungen an unsere Mitarbeiter. Wir müssen wissen, welche Qualifikationsprofile wir künftig brauchen, wo diese Leute zu bekommen sind und wie wir sie für uns gewinnen können.“