Public Manager
09.04.2018 | Energie, Krankenhaus

Contracting: Neue Energiezentrale reduziert Energiekosten um rund 2,7 Millionen Euro jährlich

Im Rahmen der Innovationstour der EnergieAgentur.NRW besuchte Nordrhein-Westfalens Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart am 6. April die neue Energiezentrale des Universitätsklinikums Bonn (UKB), wo mit einem industriellen Partner unter anderem drei neue Blockheizkraftwerke (BHKW) mit einer elektrischen Leistung von dreimal 2,05 MW sowie Abgaswärmetauscher und Abhitzekessel installiert wurden.

„Um die medizinische Versorgung gewährleisten zu können, müssen Krankenhäuser wirtschaftlich sinnvoll mit dem Kostenfaktor Energie umgehen. Dazu kann der Einsatz moderner und effizienter Energietechnik wesentlich beitragen“, erklärt Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart bei der Projektvorstellung.

„Das Universitätsklinikum Bonn, welches im Wissenschaftsranking in NRW auf Platz eins aller Universitätsklinika steht und bei den Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitsergebnissen ebenfalls eine Spitzenposition einnimmt, richtet sein Handeln am Gemeinwohl, den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und der Umweltverträglichkeit aus. Mit den uns anvertrauten Ressourcen gehen wir verantwortungsvoll um. Wirtschaftliches Handeln sowie die systematische Optimierung der Strukturen und Prozesse bilden die Voraussetzungen für unseren Erfolg zum Nutzen aller. Der kontinuierliche Verbesserungsprozess ist Grundlage unseres umfassenden Qualitätsmanagements. Betriebliche Entscheidungen orientieren sich an unserer ökologischen Verantwortung“, so Prof. Dr. Wolfgang Holzgreve, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Bonn.

Das Universitätsklinikum Bonn ist ein Maximalversorger und verfügt über rund 1.300 Betten auf einer Gesamtfläche von rund 43 Hektar auf dem Bonner Venusberg. Das UKB übernimmt Aufgaben in der Krankenversorgung, einschließlich der Hochleistungsmedizin und im öffentlichen Gesundheitswesen. Darüber hinaus gewährleistet es die Verbindung der Krankenversorgung mit den Bereichen Forschung und Lehre an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn. Mit rund 32 Kliniken und 25 Instituten sowie 8.000 Beschäftigten gehört das UKB zu einem der größten Arbeitgeber in Bonn. Jährlich werden am UKB 350.000 ambulante, 50.000 stationäre und 30.000 Notfallpatienten behandelt.

Die neue Energiezentrale der Universitätsklinik in Bonn besteht unter anderem aus drei neuen Blockheizkraftwerken (BHKW) mit einer elektrischen Leistung von dreimal 2,05 MW sowie Abgaswärmetauscher und Abhitzekessel. Die Abhitzekessel haben eine Leistung von jeweils 2,1 MW. Zudem wurde die Dampferzeugung durch zusätzliche Wärmerückgewinnungskomponenten optimiert. Darüber hinaus bekam einer der beiden Bestandsheizkessel eine Nachrüstung mit einem zusätzlichen Abgaswärmetauscher. Die Energiezentrale wird über Direct Digital Control (DDC) gesteuert und geregelt. DDC-Regelungstechnik sorgt unter anderem dafür, dass gebäudetechnische Anlagen sparsam und entsprechend den Nutzungsanforderungen betrieben werden. Einsparmöglichkeiten liegen vor allem in der völligen Abschaltung von Verbrauchern außerhalb der Nutzungszeiten und in der zeitoptimalen Wiedereinschaltung vor Nutzungsbeginn.

„Durch die neue Energiezentrale konnten die Energiekosten der Uniklinik Bonn von rund 8,1 Millionen Euro/a (2012) um rund 2,7 Millionen Euro/a gesenkt werden. Die dazu notwendige und über ein Energiespar-Contracting finanzierte Investition von rund 6,5 Millionen Euro machen sich – statisch gerechnet – damit nach weniger als drei Jahren bezahlt“, so Damian Grüttner, der kaufmännische Direktor des UKB. Das Projekt wurde im Rahmen einer Initialberatung von der EnergieAgentur.NRW angestoßen und begleitet und vom Contractor Engie Deutschland umgesetzt: Manfred Schmitz, CEO Engie Deutschland: „Effiziente Energielösungen für so komplexe Gebäude wie Krankenhäuser sind immer maßgeschneiderte Lösungen. Wir entwickeln solche innovativen Projekte als Contracting-Partner von Kommunen und öffentlichen Auftraggebern seit vielen Jahren und sichern unseren Kunden über viele Jahre eine nachhaltige Energieeinsparung zu. Das ist im Sinne unserer Kunden, da sie sich auf unsere Garantie verlassen können. Und indem unsere Lösungen dabei helfen, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, agieren wir gemeinsam auch im Sinne der Allgemeinheit.“

Die jährlichen Energiekosten der rund 2.100 deutschen Krankenhäuser liegen bei rund 1,5 Milliarden Euro. „Durchschnittlich werden pro Bett und Jahr ca. 6.000 kWh Strom und 29.000 kWh Wärme verbraucht, das entspricht dem Jahreswärmebedarf von zwei neueren Einfamilienhäusern“, rechnet Dr. Frank-Michael Baumann, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW, vor. Hochgerechnet werden demnach pro Krankenhaus in Deutschland jährlich 500.000 Euro für Energie ausgegeben. Dabei könnten je nach Alter und Größe der Krankenhäuser Schätzungen der bundesweiten Initiative „klinergie 2020 – Energieeffizienz in deutschen Kliniken“ zufolge rund 40 Prozent Strom und 32 Prozent Wärme eingespart werden.

Weitere Informationen sowie Projektbeispiele aus unterschiedlichen Branchen zum Thema Contracting und Energiedienstleistungen finden Sie unter auf den Internetseiten der EnergieAgentur.NRW sowie beim Verband für Wärmelieferung (siehe Links).