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05.04.2018 | Versorgungsnetze, Wasser und Abwasser

Bilanz 2017: Gelsenwasser erzielt ein robustes Ergebnis

Die dauerhaft solide Geschäftsentwicklung fußt auf dem großen Engagement und dem Know-how der Belegschaft, dem kundenorientierten Ausbau des Kerngeschäfts Strom, Gas, Wasser und Dienstleistungen sowie einem partnerschaftlichen Beteiligungsnetzwerk.

Bei Umsatzerlösen von 1.209,2 Mio. € (2016: 1.040,1 Mio. €) erwirtschaftete Gelsenwasser einen Jahresüberschuss von 92,4 Mio. € (2016: 109,2 Mio. €). Der Ergebnisrückgang ergibt sich vor allem aus einem gestiegenen Wettbewerbsdruck im Gasmarkt, einem höheren Personalaufwand aufgrund einer Vielzahl neuer Aktivitäten und geringeren positiven Sondereffekten im Vergleich zum Vorjahr.

„Diesen insgesamt erfolgreichen Abschluss des vergangenen Geschäftsjahres verdanken wir dem großen Know-how und der hohen Motivation unserer Belegschaft, die das Unternehmen mit Offenheit und großem Einsatz weiter entwickelt hat. Unsere Partnerunternehmen haben ebenfalls gute Ergebnisse erarbeitet und tragen zum Gesamterfolg bei“, erläutert der Vorstandsvorsitzende Henning R. Deters.

„Gelsenwasser hat den Anspruch, ihre Kunden auch in Zukunft effizient und mit hoher Qualität mit Wasser und Energie zu versorgen. Die Herausforderung dabei ist es, gleichzeitig Bestehendes zu bewahren und es zu verbessern sowie neue Möglichkeiten zu erkennen und zu erschließen. Effizient – dezentral – digital, das sind die Schlagworte, die unser heutiges und zukünftiges Handeln maßgeblich prägen. Um den Unternehmenserfolg langfristig abzusichern, steigen wir verstärkt in andere, artverwandte Sparten ein. Beispiele dafür sind die Übernahme der CPG in Bitterfeld vor einigen Jahren, der Einstieg in die Produktion von elektronischen Basiszählern bei eBZ in Bielefeld sowie die Beteiligung an der Essener Intrapore, die sich mit einer Nanopartikel-basierten Technologie zur Grundwassersanierung befasst. Das sind keine Finanzbeteiligungen für uns, sondern wir entwickeln uns im Miteinander weiter, immer mit der Orientierung auf die Bedürfnisse der Kunden. Das gilt auch für alle Dienstleistungen über sämtliche Sparten: Wir bieten maßgeschneiderte Infrastruktur- und Vertriebsprodukte an. Ändert sich der Bedarf, passen wir unser Angebot an. Das geht nur mit einer hohen geistigen Flexibilität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf die wir stolz sind.“

Der Geschäftsbericht steht unter dem 1. Link zum Download bereit. 

Wasserabgabe fast konstant ● Geschäftsfeld Energie legt zu 

Der Wasserabsatz des Gelsenwasser-Konzerns lag mit 232,8 Mio. m³ fast auf Vorjahresniveau (234,7 Mio. m³). Der leichte Rückgang betraf ausschließlich die Abgabe an benachbarte Versorgungsunternehmen mit 2,8 Mio. m³, während in den Kundengruppen Industrie und Haushalte leichte Absatzzuwächse zu verzeichnen waren. 

Der Gasabsatz des Gelsenwasser-Konzerns stieg 2017 um 26,8 % auf 39,6 TWh. Der Zuwachs ist in erster Linie auf die verstärkten Gashandelsaktivitäten zurückzuführen. Im Haushalts- und Kleingewerbebereich lagen die Absatzmengen um 5,2 % unter dem Vorjahreswert, im Industriebereich auf Vorjahresniveau. 

Die Sparte Strom konnte sich gut behaupten: Der Stromabsatz des Konzerns stieg im vergangenen Jahr auf 477 Mio. kWh (2016: 462 Mio. kWh). Die Anzahl der belieferten Haushaltskunden im Gelsenwasser-Konzern stieg 2017 um 10,1 %. 

Kommunales Netzwerk wächst ● Konzessionen gesichert und ausgebaut 

Neuer Partner im Gelsenwasser-Netzwerk ist die Stadtwerke Eilenburg GmbH in Sachsen, an der Gelsenwasser im Juni 2017 35 % der Anteile erworben hat. Die Stadtwerke sind als kommunales Versorgungsunternehmen in den Sparten Strom, Gas und Wärme in Vertrieb und Netzbetrieb tätig.

Zur Umsetzung des neuen Gaskonzessionsvertrags mit der Stadt Rehburg-Loccum hat die Gelsenwasser Energienetze GmbH (GWN) die Netzgesellschaft Rehburg-Loccum mbH & Co. KG gegründet. An der NGRL, die das Eigentum des Gasnetzes in der Stadt übernommen hat, sind die Stadt Rehburg-Loccum mit 51 % und GWN mit 49 % beteiligt. GWN hat den Netzbetrieb und die kaufmännische Betriebsführung übernommen. 

GWN war auch bei weiteren Bewerbungen um Gaskonzessionen in Kommunen erfolgreich: Die Gemeinde Hille in Ostwestfalen vergab den Konzessionsvertrag erneut an GWN ebenso wie die Gemeinde Sonsbeck am Niederrhein für jeweils 20 Jahre.

Neu konnte die Netzgesellschaft Erwitte GmbH & Co. KG, eine Beteiligung der Vereinigten Gas- und Wasserversorgung GmbH (VGW), die Gaskonzessionen in Erwitte (ohne Eikeloh) und Erwitte-Eikeloh im Kreis Soest gewinnen.

Die Zusammenarbeit der VGW mit der Stadt Geseke ist durch die gemeinsame Gründung der Stadtwerke Geseke GmbH intensiviert worden.

In Höxter war die Beteiligungsgesellschaft Gas- und Wasserversorgung Höxter GmbH erfolgreich bei der erneuten Erlangung der Gaskonzession.  

Einstieg in neue Tätigkeitsfelder 

Im November gelang der Einstieg in den IT- und Telekommunikationsbereich – Gelsenwasser unterzeichnete einen Kaufvertrag zum Erwerb von 25,1 % der Anteile an der GELSEN-NET Kommunikationsgesellschaft mbH in Gelsenkirchen. GELSEN-NET ist ein regional verankertes IT-Systemhaus und Betreiber eines öffentlichen Telekommunikations-netzes in Gelsenkirchen, Bottrop, Gladbeck und Herten. Mit dem Einstieg wollen beide Partner die Errichtung von Glasfaserstrukturen u. a. im Kreis Recklinghausen vorantreiben. 

Ein neues Beteiligungsfeld stellt auch die Intrapore GmbH in Essen dar, an der Gelsenwasser einen Anteil von 20 % erworben hat. „Schon in der Vergangenheit haben wir uns immer wieder für Technologien zur Sanierung von Bodenkörpern oder Grundwasser interessiert. Schließlich liegt Grundwassersanierung sehr dicht an unserem Fachgebiet Wassergewinnung und -aufbereitung. Intrapore hat seine Technologie weit entwickelt und stellt sich sehr aussichtsreich dar“, erläutert Vorstand Dr. Dirk Waider. Auf der Basis hoch aufgelöster Untersuchungen über die Ausdehnung einer Schadstofffahne können die neuartigen Nano- und Mikropartikel sehr zielgerichtet und stoffbezogen auf einen Dekontaminationsherd angesetzt werden. Für mehr als 90 Prozent aller Schadensfälle kann Intrapore bereits die passenden reaktiven Partikel anbieten. Die Entwickler haben für ihre Idee bereits mehrere Auszeichnungen und Preise erhalten.  

Auf zu neuen Ufern heißt es auch bei diesem Projekt: Mit den Gesellschaftern und Partnern aus Bochum und Dortmund hat Gelsenwasser unter dem Namen Kolumbus Ruhr ein neues Team an den Start gebracht. Zwei Mitarbeiter mit Sitz in Essen sollen gute, zukunftsfähige Ideen aufspüren und diese zur Marktreife begleiten. Ein erster Schritt ist die Teilnahme am Data Hub Ruhr, der kürzlich gestartet ist. Die Gründerallianz Ruhr fördert durch den Data Hub die Zusammenarbeit von datenorientierten Startups, Unternehmen, Städten und Universitäten (siehe 2. Link). 

Neue Bodenaufbereitung im Probebetrieb ● Klärschlammrecycling 

„Bisher wurde der Bodenaushub auf unseren Baustellen mit LKW zur ordnungsgemäßen Entsorgung gefahren und zum Auffüllen der Baugruben haben wir Sand gekauft, der ebenfalls zur Baustelle transportiert wurde. Der Deponieraum in NRW ist fast erschöpft und Bausand wird immer teurer“, so Dr. Waider. „Mit der Gründung zweier Gesellschaften in Unna und Herne zum Zweck der Bodenaufbereitung und Wiederverwendung des gesiebten Materials wollen wir hierfür einen wirtschaftlich sinnvollen und umweltschonenden Recycling-Kreislauf aufbauen.“ Die Bodenmanagement Rhein-Herne GmbH (BMRH) (50 % Gelsenwasser, 50 % GWM – Gesellschaft zur Weiterverwendung von Mineralstoffen mbH) geht mit der Siebanlage auf dem Gelände der BAV Aufbereitung Herne GmbH an der Hertener Straße in Herne aktuell in den Probebetrieb. Die GWM selbst, an der Gelsenwasser und die GWA – Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft Kreis Unna mbH zu je 50 % beteiligt sind, startet in Kamen Heeren-Werve mit der Aufbereitung von Bodenaushub aus Baustellen in der Region. 

„Klärschlamm, der in jeder Kläranlage anfällt, kann zukünftig nicht mehr deponiert oder auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden. Um Wertstoffe wie Phosphor zurückzuge-winnen, ist eine Mono-Verbrennung erforderlich. Die Kapazitäten dafür sind sehr knapp. Daher engagieren wir uns auf diesem Geschäftsfeld“, so Dr. Waider. Die Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH, die zu fast 100 % zum Gelsenwasser-Konzern gehört, ist hälftig mit der Danpower GmbH (Beteiligungsunternehmen der Stadtwerke Hannover AG) an der PD energy GmbH (PDE) beteiligt. Die PDE hat die Klärschlammrecycling Bitterfeld-Wolfen GmbH gegründet, die dort eine Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage planen, errichten und betreiben wird. Weitere Standorte mit anderen Partnern sind in Planung. 

Engagement für Ressourcenschutz und Energiewende 

Gelsenwasser bringt sich in die politische Diskussion dort ein, wo die Qualität des Trinkwassers, die Entsorgung von Abwasser oder die Zukunftsfähigkeit der Energieträger Gas und Strom mit klimaschonender Ausrichtung beeinträchtigt sein könnte. Dazu gehört zum Beispiel das Engagement bei den Themen Fracking, Düngerecht/Nitrat, Belastung des Abwassers mit Stoffspuren wie Arzneimitteln sowie bei der Energiewende.
„Der Schutz der natürlichen Ressourcen bleibt eines unserer dringendsten Anliegen“, so Deters. „Die hohe Trinkwasserqualität in Deutschland gründet sich auf reichhaltigen, guten Rohwasservorkommen. Damit weiter Trinkwasser in naturnaher Aufbereitung und bezahlbar aus Grund- und Oberflächenwasser gewonnen werden kann, müssen wir diesen Schatz bewahren. Dafür setzen wir uns ein.“ Weitere Informationen zum Schutz des Wassers gibt es unter dem 3. Link. 

Ein wichtiger Entwicklungsbereich bei Gelsenwasser sind Windenergieprojekte, die in enger Abstimmung mit Kommunen und intensivem Austausch mit den Bürgern und zum Teil in Zusammenarbeit mit örtlichen Versorgungsunternehmen umgesetzt werden. Aktuell sind 84 Windenergieanlagen u.a. in Hünxe am Niederrhein, in Mülheim an der Ruhr, in Olfen im Münsterland, im Sauerland und in Brandenburg in der Planung bzw. bereits genehmigt in der Umsetzung. Über verschiedene Bürgerbeteiligungsmodelle bei den Windenergieprojekten unterstützt Gelsenwasser aktiv die Energiewende vor Ort.

Zum Thema Energiewende hat Gelsenwasser gemeinsam mit Rheinenergie und Open Grid Europe beim EWI Institut in Köln eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit dem möglichen Beitrag von Gas- und Wärmenetzen für den Klimaschutz auseinandersetzt. Das EWI-Institut hat sich mit der Frage beschäftigt, wie möglichst bald viel CO2 eingespart werden kann. Die Studie zeigt, dass es möglich ist, technologieoffen bereits 55 % CO2 einzusparen, ohne Heizenergieträger zu verbieten oder den Hausbesitzern das Dämmen von Gebäuden aufzuzwingen. Schon durch das Umstellen vieler Heizungen auf effizientere, moderne Gastechnik oder auch den Zubau von Gaskraftwerken bei der Stromerzeugung wird hier massiv Einsparpotenzial gehoben. Die Kosten bleiben 140 Mrd. Euro unter den Kosten, die ein „All-Electric“-Szenario, d. h. eine weitgehende Elektrifizierung im Wärmemarkt, mit sich bringen würde. Mehr zur EWI-Studie gibt es unter dem 4. Link.