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26.04.2018 | Energie

20 Jahre Energie-Wettbewerb … und die Stadtwerke leben noch

Vorausgesagt wurde das große Stadtwerke-Sterben, sobald der Wettbewerb in der Energiewirtschaft eingeführt würde. Das ist nachweislich nicht eingetreten. Aus Sicht des EDNA-Bundesverbands Energiemarkt & Kommunikation e.V. war die Liberalisierung ein Erfolg.

Heute funktioniert der Markt – nicht zuletzt dank der Standardisierung der Marktprozesse, die EDNA aktiv mitgestaltet hat. Rüdiger Winkler, Geschäftsführer des EDNA Bundesverbands Energiemarkt & Kommunikation, der schon am 22. Mai 1998 bei der finalen Unterschrift unter die Verbändevereinbarung I mit dabei war – damals auf Seiten des VDEW – blickt zurück.

Vorausgegangen war dem Start des Wettbewerbs im Jahr 1996 die erste Binnenmarktrichtlinie Elektrizität, mit der Verpflichtung, dass die Mitgliedstaaten ihre Energiewirtschaften liberalisieren, genau wie es einst in den römischen Verträgen geplant war. Die vorgegebenen Rahmenbedingungen waren großzügig und boten den Ländern viel Spielraum in der Ausgestaltung der neuen Marktspielregeln. Deutschland setzte im Mai 1998 mit den sogenannten Verbändevereinbarungen die Tradition der Selbstregulierung des Marktes fort und präferierte die vollständige Marktöffnung statt einer stufenweisen Liberalisierung.

Der Auftakt war eher zäh, musste doch für jede sogenannte Durchleitung jeweils die Entfernung zwischen Lieferanten und Kunden zu Grunde gelegt werden. Kein Wunder, dass Haushaltkunden erst mal außen vor blieben, was freie Lieferantenwahl anging. Dennoch profitierten die Kunden schon damals massiv vom Wettbewerb – die Preise für Sondervertragskunden fielen um bis zu 60 Prozent und für Haushaltkunden um bis zu 30 Prozent. Die Kartellbehörden waren dennoch unzufrieden, da für Sie ein erfolgreicher Wettbewerb nicht durch sinkende Preise, sondern nur durch lebhaften Lieferantenwechsel belegt wurde.

Die neuen Marktregeln der VV II und neue Wettbewerber wie yello oder avanza schafften die Voraussetzungen dafür. Das Bilanzkreissystem wurde eingeführt und die Entfernungsabhängigkeit zu Gunsten des Ein-Punkt-Models (wie es auch heute noch gilt) aufgegeben. Allerdings fehlte weiterhin der verbindliche Standard für den Netzzugang und so mancher Wechsel scheiterte an eigenwilliger Interpretation der freiwilligen Marktregeln.

Funktionierende Prozesse brachten den Markt in Schwung

Hier Verbesserungen zu initiieren hatte sich die im Jahr 2000 neu gegründete EDNA-Initiative, der heutige EDNA Bundesverband Energiemarkt und Kommunikation e.V., auf die Fahnen geschrieben. Mit der Beschleunigungsrichtlinie und der darauffolgenden Übernahme der Energiemarkt-Regulierung durch die BNetzA im Jahre 2006 änderte sich das Wettbewerbsgeschehen drastisch. Neben der ex-ante Entgeltregulierung und der Gewährleistung des diskriminierungsfreien Netzzugangs schlug die neue Regulierungsbehörde Pflöcke ein. Auch die jetzt unter Mitwirkung der EDNA standardisierten Geschäftsprozesse wie der Lieferantenwechsel sorgten für eine geordnete Abwicklung des Massengeschäftes bei der freien Lieferantenwahl. Schnell stiegen die Wechselquoten in vergleichbare Größenordnungen wie in anderen längst liberalisierten Märkten, z.B. Großbritannien.

Heute sind die ersten Gehversuche im Wettbewerb lange Vergangenheit, die Stadtwerke leben noch als Grundpfeiler der Daseinsvorsorge und Lieferantenwechsel können über Vergleichsportale bereits vollautomatisiert erfolgen. Für Haushaltkunden in Deutschland bleiben die Strompreise dennoch im europäischen Spitzenfeld, da alle Einsparungen durch staatliche Lasten, Umlagen und Steuern wieder aufgefressen wurden.