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29.09.2017 | Baustoffe

Abbau von Hemmnissen im mehrgeschossigen Holzbau

Einen Glücksfall für die Arbeit der AG „Bauen mit Holz in Stadt und Land“ nannte Dirk Alfter vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die aktuellen Forschungsergebnisse der vom BMEL geförderten Forschungsprojekte, die sich u.a. mit Fragen der Hemmnisse beim mehrgeschossigen Holzbau befassen.

Die Mitglieder der AG „Bauen mit Holz in Stadt und Land“ der „Charta für Holz 2.0“ kamen am 26. Oktober 2017 mit externen Experten aus Wissenschaft und Praxis zum Workshop „Mehrgeschossiges Bauen mit Holz – Hemmnisse und Handlungsbedarfe“ im BMEL zusammen. (Foto: FNR/BMEL/Inga Kjer/photothek)

Er betonte, dass sich der Wert der „Charta für Holz“ auch in diesem Workshop zeige. „Es ist der richtige Weg, aktuelle Forschungsergebnisse und erfolgreiche Konzepte mit Experten aus Wissenschaft und Praxis zu bewerten und daraus konkrete Empfehlungen für die Praxis abzuleiten“, so Alfter in seiner Begrüßung.

Dabei ist der Weg zum mehrgeschossigen Holzbau lang und erfordert Geduld, wie das Best-Practice Beispiel der benachbarten Schweiz zeigte. Der wichtigste Faktor für die erfolgreiche Umsetzung war neben einem langen Atem jedoch das Zusammenspiel der Akteure, wie Christoph Starck von Lignum, der Dachorganisation der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft, erklärte. Erst die kontinuierliche und intensive Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Forschung und Politik habe die Überarbeitung der Bauvorschriften möglich gemacht, so Starck. Dabei gab es von Anfang an viel Unterstützung von Bundesseite bei Programmen zur Förderung innovativer Projekte. Zusätzlich konnte der Bund gesetzlich verpflichtet werden, vermehrt mit Holz zu bauen und dadurch als Vorbild für andere Bauherren zu wirken.

Dass es in Deutschland noch an sehr vielen unterschiedlichen Stellen beim mehrgeschossigen Holzbau hakt, zeigten die Forschungsergebnisse der Verbundprojekte „leanWood“ und „THG-Holzbau“ deutlich. Ob bei der Ausbildung von Holzbau-Ingenieuren, überarbeitungsbedürftigen Bauvorschriften und Vergaberichtlinien oder mangelnden Standardisierungen im Holzbau– die verschiedenen Hemmnisse sind oft stark miteinander verwoben und erfordern – wie in der Schweiz – die interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure.

Einen Einblick in die Praxis gab Heiko Seen von der Holzunion, einem Verbund fünf mittelständischer Holzbau-Unternehmer. Seen kritisierte, dass selbst erfahrene und fähige Betriebe im Tagesgeschäft immer wieder vor neuen Herausforderungen stehen, wenn es um den mehrgeschossigen Holzbau geht – schlichtweg, weil zeitgemäße Holzbaurichtlinien fehlen.

Die AG „Bauen mit Holz in Stadt und Land“ der „Charta für Holz 2.0“ hat sich innerhalb des Charta-Prozesses unter anderem dem Ziel verschrieben, den mehrgeschossigen Holzbau in Deutschland voranzutreiben. Dazu wurden am Nachmittag des Workshops unter der Leitung des AG-Vorsitzenden Dr. Denny Ohnesorge fünf Themen-Teams zu folgenden Schwerpunkthemen gebildet: 1) Planungsprozesse, 2) Standardisierungen, 3) Bauvorschriften, 4) Klima und Ressourcen und 5) Fachinformation.

Zum Abschluss dankte Ohnesorge den Teilnehmern für die konstruktive Diskussion und verwies auf die anstehende zweite AG-Sitzung im November dieses Jahres: „Ich bin zuversichtlich, dass wir der Steuerungsgruppe zum Jahresende erste zielführende Maßnahmen zur Ausweitung des mehrgeschossigen Bauens mit Holz vorstellen können: Mehr Informationen zum Charta Prozess : siehe Link zur Verfügung.