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09.10.2017 | Krankenhaus

Öffentlicher Druck beeinträchtigt Zukunftsfähigkeit von Krankenhäusern

Krankenhäuser nutzen trotz Kostendrucks Einsparpotenziale zu wenig - Fremdvergabe von Tertiärdienstleistungen entlastet Krankenhausverwaltung - Lünendonk®-Trendstudie 2017 ab sofort verfügbar

Deutsche Krankenhäuser stehen unter einem hohen Kostendruck. Neben den Ausgaben für die medizinische Betreuung sowie behandlungsnahe Leistungen sind die Kosten für Betrieb und Bewirtschaftung der Krankenhäuser ein zentraler Ausgabeposten. Diese sogenannten Tertiärleistungen werden von vielen Krankenhäusern noch in Eigenleistung erbracht, obwohl sie nicht zu den Kernaufgaben der Einrichtungen gehören. Werden diese Aufgaben professionellen Servicepartnern übergeben, sind Einsparpotenziale in Höhe von 10 bis 30 Prozent realisierbar. Die Servicegesellschaft – eine Organisationsform, die die Mehrwerte der Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern sowie das Vermeiden des Mehrwertsteuernachteils gegenüber anderen Formen der Fremdvergabe verbindet – steht indes derzeit unter Druck.

In einer aktuellen Trendstudie befasst sich das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder GmbH aus Mindelheim (Bayern) mit dem Mehrwert von Servicegesellschaften im Gesundheitswesen. Im Mittelpunkt der Studie stehen Organisationsformen, rechtliche Rahmenbedingungen sowie eine Einordnung der Gebäudedienstleistungen im Gesundheitswesen im Vergleich zu anderen Branchen in Deutschland.

Krankenhäuser nutzen Potenziale von Fremdvergabe nicht aus

Im Vergleich zu anderen Branchen – insbesondere Informations- und Telekommunikationsindustrie, Banken und Versicherungen sowie Industrie – erbringen die deutschen Krankenhäuser noch viele Gebäudedienst­leistungen wie Reinigung, Speisenversorgung oder Instandhaltung der Gebäudetechnik in Eigenleistung. Werden Leistungen durch externe Dienstleister erbracht, überwiegt die Einzelvergabe nach Leistungen.

„Das Gesundheitswesen nimmt eine Sonderstellung unter den Auftraggebern von Gebäudedienstleistungen ein“, weiß Thomas Ball, Senior Consultant bei Lünendonk & Hossenfelder. „Lünendonk beobachtet seit vielen Jahren einen zunehmenden Trend zur gebündelten Vergabe von Gebäudedienstleistungen an wenige Dienstleister. Hauptmotive sind eine spürbare Entlastung der eigenen Verwaltung von Leistungen, die nicht zum Kerngeschäft der Unternehmen zählen, und ein optimales Ausnutzen des Mehrwerts, den professionelle Service-Partner bieten“, so Ball weiter.

Servicegesellschaften verbinden Vorteile der Zusammenarbeit mit Dienstleistern und vermeiden Mehrwertsteuernachteil

Die Servicegesellschaft ermöglicht es Krankenhäusern, ohne Mehrwertsteuernachteil die Expertise von professionellen Dienstleistern zu nutzen. Darüber hinaus bietet sie aufgrund der Gesellschafterstruktur eine gute Rahmenbedingung für eine langfristige Partnerschaft mit finanziellen Vorteilen. Die Trendstudie geht unter anderem darauf ein, welche rechtlichen Fragen bei der Gründung einer Servicegesellschaft zu beachten sind.

Die Servicegesellschaft, eine Tochtergesellschaft des Krankenhauses, die üblicherweise mit einem Dienstleister als Minderheitsgesellschafter betrieben wird, ist aktuell gefordert. „Hauptkritikpunkt an Servicegesellschaften ist die Tarifstruktur der Mitarbeiter. Dieses Argument greift aber zu kurz. Denn die Verantwortung für die angemessene Ausstattung der Servicegesellschaft mit Finanzmitteln einerseits und eine Vereinbarung über die Entlohnung andererseits liegt beim Auftraggeber“, kommentiert Enrico Zscheile, Junior Associate bei Lünendonk und Co-Autor der Trendstudie, die öffentliche Debatte um die Bezahlung des Servicepersonals.

Entscheiden sich Krankenhäuser, die Minderheitsanteile des Dienstleistungspartners zu übernehmen, so profitieren sie nicht mehr vom Know-how und den Innovationen, die Dienstleister in die Partnerschaft einbringen. Die Aufwände für Personalgewinnung, Weiterbildung und Schulung bei aktualisierten Vorschriften und vielem mehr steigen daher in diesem Fall an.

Studienbezug

Die 40 Seiten umfassende Lünendonk®-Trendstudie „Servicegesellschaften im Gesundheitswesen“ steht ab sofort kostenfrei zum Download bereit (siehe Link). Sie enthält neben einer Aufarbeitung des Mehrwerts von Servicegesellschaften zudem anschauliche Praxisbeispiele.