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23.03.2017 | Gesundheitswesen und Hygiene

Huml setzt auf moderne Arbeitszeitkonzepte für Landärzte

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml setzt auch auf moderne Arbeitszeitkonzepte, um die medizinische Versorgung auf dem Land zu stärken. Huml betonte am Mittwoch anlässlich der Bilanz zu dem Förderprojekt "Gute Ärzte braucht das Land" im niederbayerischen Schöfweg:

Gesundheitsministerin Melanie Huml (© Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege)

"Der Rund-um-die-Uhr-erreichbare-Hausarzt ist ein Auslaufmodell. Die junge Medizinergeneration fordert eine ausgewogene Work-Life-Balance. Freizeit, Familie und Beruf müssen sich gut unter einen Hut bringen lassen, ohne dass das ärztliche Ethos darunter leidet. Diesen Ansatz verfolgt das 2014 gestartete Projekt 'Gute Ärzte braucht das Land' – und das mit großem Erfolg!"

Das bayerische Gesundheitsministerium unterstützt im Rahmen des Förderprogramms zum Erhalt und zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum das Projekt "Gute Ärzte braucht das Land" des Hausarztes Dr. Wolfgang Blank als innovatives medizinisches Versorgungskonzept (IMV). Über einen Zeitraum von drei Jahren hat das Gesundheitsministerium insgesamt 200.000 Euro für die Umsetzung des Modellprojekts zur Verfügung gestellt. Das Modellprojekt wird an den vier Standorten der überörtlichen hausärztlichen Gemeinschaftspraxis von Dr. Blank in Niederbayern umgesetzt: Kirchberg im Wald, Rinchnach im Landkreis Regen, Schöfweg im Landkreis Freyung-Grafenau und Lalling im Landkreis Deggendorf.

Die Ministerin unterstrich: "Das Projekt unterstützt junge Ärzte mit flexiblen Arbeitszeitmodellen sowie bei der Suche nach geeigneter Kinderbetreuung und bei der Jobsuche des Partners. Ein großer Erfolg ist die gute Vernetzung in den Gemeinden vor Ort. So gibt es eine enge Zusammenarbeit mit zahlreichen lokalen Akteuren, wie zum Beispiel mit  Kinderbetreuungseinrichtungen und dem regionalen Wirtschaftsforum. Insgesamt hat sich das Projekt zu einem Erfolgsmodell entwickelt und konnte seit seinem Start vor drei Jahren neben den fünf angestellten Ärztinnen und Ärzten fünf Nachwuchsmediziner in Weiterbildung für die Tätigkeit auf dem Land gewinnen."

Huml fügte hinzu: "Die Zukunft der medizinischen und vor allem der hausärztlichen Versorgung auf dem Land ist ein Schwerpunkt meiner Gesundheitspolitik für Bayern. Derzeit sind alle Landesteile gut mit Haus- und Fachärzten versorgt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen finden wir quer durch Bayern noch Regel- oder gar Überversorgung vor, das gilt auch für Niederbayern."

Die Ministerin betonte zugleich: "Für die Zukunft stehen wir aber vor großen Herausforderungen. Das liegt zum einen an der Altersstruktur der Ärzte – über 30 Prozent der Hausärzte sind über 60 Jahre alt. Zweitens entscheiden sich derzeit nur zehn Prozent der Nachwuchsärzte für eine hausärztliche Tätigkeit und drittens haben wir Ungleichgewichte bei der Verteilung der Ärzte zwischen Kreisstadt und ländlichen Gemeinden oder einzelnen Stadtteilen. Hier müssen wir rechtzeitig entgegensteuern, um die gute medizinische Versorgung auf dem Land zu erhalten. Dazu trägt auch das Projekt 'Gute Ärzte braucht das Land' bei."

Für die Sicherstellung der vertragsärztlichen Versorgung im Freistaat ist grundsätzlich die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) zuständig. Um gerade in ländlichen Regionen ausreichend Praxisnachfolger zu gewinnen, hat das bayerische Gesundheitsministerium aber ein Förderprogramm aufgelegt. Im Doppelhaushalt 2017/2018 stehen dafür insgesamt 11,2 Millionen Euro zur Verfügung.

Im Rahmen des Programms unterstützt das Gesundheitsministerium unter anderem die Niederlassung von Haus- und bestimmten Fachärzten mit bis zu 60.000 Euro. Psychotherapeuten können eine Förderung von bis zu 20.000 Euro erhalten. Voraussetzung dafür ist insbesondere, dass sich die Mediziner in Gemeinden mit nicht mehr als 20.000 Einwohnern niederlassen. Bei Kinder- und Jugendpsychiatern liegt die Grenze bei 40.000 Einwohnern. Zu dem Programm gehören auch die Vergabe von Stipendien an Medizinstudierende und die Förderung innovativer medizinischer Versorgungskonzepte, wie das Projekt "Gute Ärzte braucht das Land".