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07.03.2017 | Digitalisierung, Stadtplanung

Die Städte werden smart – auf der CeBIT 2017

Die Digitalisierung eröffnet nicht nur für Unternehmen enorme Möglichkeiten. Auch Städte und Gemeinden profitieren von Internet der Dinge, Big-Data-Auswertungen oder Künstlicher Intelligenz. Auf der CeBIT 2017 zeigen namhafte Aussteller ihre Vision von den Smart Cities der Zukunft.

Ein Verkehrsfluss, der nie stockt, dynamische Navigationssysteme, die jeden Autofahrer individuell zum freien Parkplatz leiten, und intelligente Technologie, die Energie effizient dorthin bringt, wo sie benötigt wird – die Visionen der Städte von morgen klingen fast zu gut, um wahr zu sein. Auf der CeBIT zeigen jedoch einige Unternehmen: Diese Vorstellungen sind keineswegs überzogen, sondern mithilfe der Digitalisierung bereits in greifbare Nähe gerückt.  

In Deutschland gibt es mit Berlin, Hamburg und München bereits einige prominente Beispiele für Städte, die Smart-City-Programme aufgelegt haben. Grundsätzlich geht es bei den meisten Konzepten um die intelligente Steuerung städtischer Systeme, etwa Verkehrsplanung, Versorgung oder Logistik. Für Dirk Heuser vom Urban Software Institute (Halle 7, Stand A14) liegt hier eine große Chance für Städte und Gemeinden: „Aktuell leben bereits 85 Prozent der Bevölkerung in Großstädten“, sagt er. „Es ist daher an der Zeit, vorhandene Datenquellen wie Verkehrsleitzentralen, Melderegister, Umweltsensoren oder Energieversorgung anzuzapfen und Informationen sinnvoll aufzubereiten.“ Damit soll es Unternehmen zum einen ermöglicht werden, Dienstleistungen und Angebote zu schaffen, die den Bürgern zugutekommen. Zum anderen profitieren die Bewohner selbst, wenn hochwertige Informationen zur Verfügung stehen, beispielsweise zur Energiegewinnung, der Umweltsituation oder dem Verkehrsaufkommen.  

Sinnvolle Schlüsse aus öffentlichen Daten ziehen

Mit „Urban Pulse“ liefert das Institut eine Plattform, die alle Daten sammelt und unterschiedlichen Interessengruppen bereitstellt. So laufen hier Informationen aus Sensoren und Fachabteilungen zusammen, etwa aus Parkautomaten, Ampeln oder Kameras ebenso wie aus Meldeämtern und Verkehrsüberwachung. Daraus lassen sich dann sinnvolle Schlüsse ziehen, beispielsweise eine dynamische Ampelschaltung oder individuelle Routenplanungen für Navigationsgeräte – und zwar in Echtzeit. 

Vom chinesischen Anbieter für Telekommunikationsausrüstung und Netzwerklösungen ZTE (Halle 12, Stand D53) kommt das Projekt „Smart City 3.0“, das die digitale Transformation von Städten und Gemeinden voranbringen soll. ZTE setzt dabei auf ein PPP-Modell, das durch die Zusammenarbeit von privaten (private enterprises) und öffentlichen Partnern (public stakeholders) sowie den Bürgern (people) eine solide wirtschaftliche und soziale Grundlage zur Implementierung von Smart-City-Lösungen ermöglicht. Im Vordergrund steht dabei vor allem die technische Infrastruktur und der Netzausbau in den Städten.  

Neben der Verkehrssteuerung und der Warenlogistik in Großstädten ist auch die Versorgung mit Energie und Wasser weltweit eine wachsende Herausforderung. Bereits heute leben rund 54 Prozent der Bevölkerung in urbanem Gebiet, bis zum Jahr 2050 sollen es bereits 66 Prozent sein, prophezeien die Vereinten Nationen. In diesem Zusammenhang ist auch die effiziente Nutzung von Energie ein lohnenswerter Bereich für Innovationen.  

Effiziente Stromversorgung

Dazu zählt unter anderem der Einsatz sogenannter Smart Meter, intelligenter Zähler, die neben der Messung des Energieverbrauchs auch Werte übermitteln können und damit zu intelligenten Stromnetzen (Smart Grids) beitragen. Capgemini (Halle 7, Stand A44) etwa entwickelt in Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Siemens, Microsoft oder SAP Lösungen für den effizienten Einsatz von Strom, beispielsweise mithilfe von Management-Plattformen oder Cloud-basierten Systemen zur dynamischen Verteilung.  

Ein Bereich mit gigantischen Wachstumschancen: Der Energieverbrauch von Gebäuden liegt zwischen 20 und 40 Prozent der gesamten Aufwendungen eines Landes. Experten schätzen daher, dass der Markt für Smart-Building-Technologie bis zum Jahr 2020 auf ein Volumen von rund 36 Milliarden US-Dollar anwachsen wird. „Das Internet der Dinge ist ein enormer Beschleuniger der Digitalen Transformation”, sagt Olivier Sevillia, Geschäftsführer von Capgemini Application Services. „Eine konsistente Strategie und eine innovative Plattform für IoT-Services aufzubauen, ist dabei ein wesentliches Instrument für Unternehmen, um ihre Kunden zu unterstützen.“ 

Städte vernetzen sich und ihre Bürger

Am Thema Digitalisierung führt letztendlich auch für Städte und Gemeinden kein Weg vorbei. „Die Frage ist nicht, ob man an Digitalisierung teilnimmt oder nicht“, sagt Dr. Daniel Holz, Geschäftsführer SAP Deutschland. „Die Frage ist, ob man diesen Trend nutzt und das Beste an Mehrwert herauszieht. Auf der CeBIT zeigt SAP unter anderem eine Live-Demo, bei der die Besucher in die Rolle eines Flughafenmanagers schlüpfen. Mithilfe von Augmented Reality bekommen sie so die Möglichkeit, die unterschiedlichen Themen, Prozesse und Herausforderungen kennenzulernen, die tagtäglich an einem Flughafen zu finden sind – und wie sie sich mithilfe digitaler Applikationen unterstützen und lösen lassen. 

Die Konferenz „Beyond Smart Cities: Smart Urbanism“ im Rahmen der CeBIT 2017 beleuchtet die Herausforderungen und Chancen des Wandels zusammen mit Rednern aus dem Technologiesektor, der Forschung und der Stadtplanungspraxis. Durch eine globale Vernetzung von Städten sollen diese schneller lernen und gemeinsam effektive Strategien entwickeln. Technologien sind zukünftig Bestandteil sozialer Innovationen. „Smart Urbanism“ bildet hier den Mittelpunkt.  

Das Bild der Smart City ist dabei kein Standardmuster, das sich einheitlich übertragen lässt. Stattdessen bedürfen Städte und Gemeinden individueller Konzepte und Technologien, die auf die jeweilige Situation und die Rahmenbedingungen angepasst sind.  

Auf der Tagung „Smart Options“ lernen die Teilnehmer unter anderem die Möglichkeiten kennen, mit denen größere Bevölkerungsschichten den Klimawandel aktiv gestalten können. Der Fokus liegt auf Lösungen für Mieter mit kleinem Budget. So zeigen die Aussteller beispielsweise Apps, die helfen, Heizenergie zu sparen, oder auch Ingenieurlösungen im Low-Cost-Bereich, die den Einstieg in die Energieoptimierung von Gebäuden ermöglichen. Die Mehrheit der Angebote ist dabei für ein breites Publikum geeignet. 

Die Konferenz „B2City“ beschäftigt sich mit den Potenzialen von Innovationen junger und mittelständischer Unternehmen für Kommunen. Sie ermöglicht einen Erfahrungsaustausch und internationale Kooperationen zwischen Anbietern und Kommunen.