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31.01.2017 | Software

Univention Summit 2017: Offene Systeme notwendig für Schulen, Unternehmen und die Gesellschaft

Rund 300 Teilnehmer trafen sich vergangene Woche auf dem Univention Summit in Bremen. Zentrales Thema der Veranstaltung war die Bedeutung offener Systeme für Schulen und Unternehmen. Das Vortrags- und Workshop-Programm und die begleitende Ausstellung präsentierten unterschiedlichste Software- und Hardwarelösungen. Außerdem berichteten Schulträger aus der Praxis, wie sie den Herausforderungen digitaler Bildung begegnen.

(Abbildung: Univention GmbH)

Weiteres Highlight war die Vorstellung des von der Kultusministerkonferenz (KMK) 2016 erarbeiteten Strategiepapiers "Bildung in der digitalen Welt" durch die Bremer Bildungssenatorin und letztjährige KMK-Präsidentin Dr. Claudia Bogedan. Zum Abschluss der Veranstaltung fand die Verleihung des Univention Absolventenpreises statt, der herausragende Arbeiten zur Verbreitung von Open Source auszeichnet.´

Es war eine gelungene und bereichernde Veranstaltung, da waren die rund 300 Besucher, Aussteller und Vortragende einer Meinung, die sich auf dem Univention Summit in Bremen über die verschiedenen Aspekte und Möglichkeiten von Open Source-Lösungen informierten, rege austauschten und diskutierten.

Beim umfangreichen Vortrags- und Workshop-Angebot konnten sich die Teilnehmer auch über spezielle Lösungen und Einsatzmöglichkeiten in der Schul-IT informieren. Über die Planung von Medienentwicklungsplänen und offenen IT-Infrastrukturen in Schulen, den Aufbau von Bildungsclouds und -plattformen sowie die Bedeutung von zentralen Lösungen für die einfache und sichere Verwaltung von Nutzeridentitäten. Die 18 Herstellerpartner auf der flankierenden Ausstellung boten den Teilnehmern weitere Möglichkeiten sich über verschiedene Software- und Hardwarelösungen aus dem Open Source-Bereich zu informieren. Mit dabei waren Lösungen wie itslearning, ownCloud, opsi, Open-Xchange oder Kopano.

Offene Systeme notwendig

Die aufgeworfene Frage über die Bedeutung von offenen Systemen für das Bildungssystem und für Unternehmen lieferte regen Gesprächsstoff unter den Teilnehmern auf dem Summit. Schon während seiner Eröffnungsrede gab Peter Ganten, Geschäftsführer der Univention GmbH, interessante Denkanstöße und Beispiele, warum offene Systeme lebensnotwendig für die Gesellschaft sind. So arbeitete Peter Ganten heraus, dass gerade die rasante Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz und selbstlernenden Systemen massiv von den großen Mengen an Nutzerdaten profitiert. Dies bietet große Chancen für die Industrie und den Bildungssektor, gleichzeitig berge es aber auch Risiken, wenn diese Systeme nur von wenigen Playern kontrolliert werden, Daten abgegriffen und unerkannte Funktionen in Lösungen eingebaut sind. Nicht zuletzt besteht die Gefahr, dass wirtschaftliche Interessen verfolgt werden oder sich politische oder religiöse Gruppierungen beim Lernen entstehende Daten zu nutze machen und Schüler unbemerkt manipulieren. Ganten formulierte vier Prinzipien, durch die sich die Monopolisierung und der Missbrauch von Daten kontrollieren lassen: Verantwortlichkeit, Nachprüfbarkeit, Replizierbarkeit und Wahlfreiheit. Umsetzen lässt sich dies nur durch den Einsatz von Open Source.

Auf einer Podiumsdiskussion wurden die verschiedene Aspekte des Stellenwerts von "Offenheit" für Wirtschaft und Unternehmen weiter beleuchtet. So stellten sowohl Holger Koch von DB Systel als auch Dr. Jörg Liebe von Lufthansa Systems heraus, dass ihre Unternehmen in vielen Bereichen bereits Open Source-Lösungen einsetzen. Peter Ganten betonte, wie wichtig es ist, dass sich auch der deutsche Mittelstand auf diesen Weg begeben muss, wenn er auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben möchte, da nur durch Offenheit Innovation möglich ist.

Anforderungen an Schul-IT

Etabliert hat sich auf dem Summit der separate Education Track. Diese Vorträge und Best Practices stellen die speziellen Bedürfnisse des Bildungsbereichs in den Mittelpunkt. Rund 80 Schulträger und IT-Verantwortliche aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich in diesem Jahr zum aktiven Informations- und Erfahrungsaustausch in Bremen eingefunden.

Dr. Claudia Bogedan, Bremer Senatorin für Kinder und Bildung, berichtete diesen Teilnehmern über das Strategiepapier "Bildung in der digitalen Welt", das in den vergangenen Monaten unter ihrer Präsidentschaft von der Kultusministerkonferenz erarbeitet worden ist und das u.a. den Einsatz von professioneller IT und die Bereitstellung der dazu notwendigen Ressourcen fordert. Bogedan unterstrich, dass man sich damit auf allgemeine Standards geeinigt hat. Um die zu erreichen, können die einzelnen Bundesländer nun individuelle Umsetzungsstrategien entwickeln.

Weitere spannende Informationen gab es von Prof. Dr. Andreas Breiter, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Informationsmanagement Bremen (ifib), der anschaulich berichtete, wie noch so engagierte Projekte für Medienentwicklungspläne an Organisationslücken scheitern können und dass es gerade in diesem Bereich eines langen Atems bedarf. Das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ) stellte seine auf UCS@school basierende Schulkonsole für Grundschulen vor und der IT-Dienstleister NetCologne berichtete von den Anforderungen an sein Team bei der Betreuung von Schul-IT. Von Benjamin Kümmel von der Stadt Fulda erfuhren die Teilnehmer, wie man dort innerhalb einer Viertelstunde die Anbindung von Office 365 an das Identity-Management von UCS@school bewerkstelligt hat, sodass die Passwörter von Nutzern nun in der Schul-Umgebung verbleiben können statt in die Cloud zu wandern.

Verleihung des Univention Absolventenpreises 2016

Jedes Jahr fordert die Univention GmbH Absolventen auf, Abschlussarbeiten mit Open Source-Fokus einzureichen, um den professionellen Einsatz von Open Source-Lösungen zu fördern. In diesem Jahr fand die Prämierung im feierlichen Rahmen zum Abschluss des Univention Summits statt.

Eine hochkarätige und unabhängige Jury, bestehend aus Monika Schnizer (Fujitsu), Holger Koch (DB Systel), Dr. Jörg Liebe (Lufthansa Systems), Dr. Steffen Evers (Bosch Software Innovation), Prof. Dr. Dieter Hutter (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz/DFKI) und Hans-Joachim Baader (Pro-Linux.de), hatte die Arbeiten bewertet. Besonders imponiert hat der Jury die Arbeit von Matthias Kastner, der sich in seiner Arbeit mit der Synthese von Kohlenstoffnanoröhren mit Hilfe freier Elektronik und Open Source beschäftigt hat. Seine Arbeit wurde mit 2.000 Euro prämiert.

Die Preisträger:
1. Preis: Matthias Kastner "Synthese von Kohlenstoffnanoröhren mit Hilfe freier Elektronik und Open Source"
2. Preis: Benedikt Wolters "Distributed Authorization Management for Secure Sensor Data in the Cloud"
3. Preis: Roman Matzutt "Design and Implementation of Secure Decentralized Bitcoin Mixing"
3. Preis: Timo Pagel "Evaluierung und Implementierung von DevOps-Strategien zur Erhöhung der Sicherheit von Webanwendungen für Startups"