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01.08.2017 | Brandschutz, Gebäudemanagement

Rauchabzug rettet Menschenleben

In Deutschland sterben jedes Jahr rund 400 Menschen durch ein Feuer. Dabei sind nicht nur die Flammen gefährlich: Neun von zehn Opfern erleiden eine Rauchvergiftung. Natürliche Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (NRWA) verhindern im Brandfall die Ausbreitung schädlicher Rauchgase. Darauf verweist der Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V. (FVLR).

Ohne eine Rauch- und Wärmeabzugsanlage können auch große Gebäude innerhalb kurzer Zeit vollständig verrauchen. (Grafik: FVLR Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V., Detmold)

Üblicherweise sorgen die Bauordnung und die Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik dafür, dass die Brandentstehungsrisiken in Gebäuden gering sind. Eine Studie des Instituts für Schadensverhütung und Schadensforschung zeigt jedoch, dass mehr als ein Viertel der untersuchten Brände durch menschliches Fehlverhalten oder Brandstiftung verursacht wurden. In diesen Fällen greifen die üblichen einfachen Maßnahmen nicht. Umso wichtiger ist es, der Ausbreitung von Rauch und Feuer im Brandfall vorzubeugen. Daher sollten Bauherren das Rauchschutzkonzept möglichst früh in die Planung einbeziehen und neben den baurechtlichen Schutzzielen auch spezifische Brandrisiken analysieren, die sich beispielsweise aus der individuellen Gebäudenutzung oder besonderen Brandrisiken ergeben. 

Rauchabzug hat eine entscheidende Funktion

Die einzelnen Elemente des Brandschutzes müssen so kombiniert werden, dass sie die Einhaltung allgemeiner und besonderer Schutzziele technisch sicher umsetzen. Für die Entrauchung erfüllen NRWA diese Forderung. Sie lassen sich in Form von Lichtkuppeln und Lichtbändern in das Dach oder als Fenster im oberen Drittel der Außenwand integrieren. Werden die Anlagen nach DIN 18232-2 projektiert, sorgen sie im Brandfall dafür, dass der Rauch nach oben abgeführt wird und sich in Bodennähe eine stabile raucharme Schicht bildet. Dadurch sichern Rauch- und Wärmeabzugsanlagen im Brandfall nicht nur Fluchtwege und gute Einsatzbedingungen für die Feuerwehr. Sie bewirken darüber hinaus eine thermische Entlastung der Gebäudekonstruktion, vermeiden eine vollständige Verrauchung und reduzieren randfolgeschäden. 

In der Brandentstehungsphase aktivieren

Welche Folgen ein fehlerhaft projektiertes Entrauchungskonzept haben kann, zeigt der Brand im Düsseldorfer Flughafen im April 1996. Damals starben 17 Menschen. Ein Schwelbrand hatte sich lange Zeit unbemerkt in der Zwischendecke der Abflughalle ausgebreitet, die aufgrund der enormen Hitzeentwicklung lokal später einstürzte. Schlagartig drangen große Mengen Sauerstoff ein und aus dem Schwelbrand wurde eine Feuerwalze. Weite Teile des Abfertigungsgebäudes waren blitzschnell verraucht. 

Das Problem: Rauch breitet sich mit hoher Geschwindigkeit aus. Deshalb werden die natürlichen Rauchabzugsgeräte (NRWG) bereits in der Brandentstehungsphase automatisch geöffnet. Darüber hinaus muss eine ausreichende Anzahl von NRWG im jeweiligen Rauchabschnitt sichergestellt werden. In der Praxis hat sich der Richtwert von einem NRWG pro 200 Quadratmeter Grundfläche bewährt. Bei entsprechend ausgeführten Zuluftöffnungen in Bodennähe erreicht die raucharme Schicht eine Höhe von mindestens 2,50 Meter – und ist damit ausreichend für die Rettung von Menschenleben.