Im Spannungsfeld zwischen Demografie, Digitalisierung und Arbeitsmarkt
Neben dem demografischen Wandel ist die Digitalisierung einer der Haupttreiber gesellschaftlicher Veränderungen. Dies bietet Chancen für Medizin, Pflege und Alter, die bereits Gegenstand einer Sitzung im Sommer 2016 waren. Wie aber wirkt sich die Digitalisierung auf die Arbeitswelt bzw. den Arbeitsmarkt aus? Über diese Fragen tauschte sich der Expertenrat Demografie am 28. März 2017 im Bundesinnenministerium aus.
Und Potenziale aller Bevölkerungsgruppen zu nutzen, müssen Bildungschancen für alle von Anfang an bestehen. Außerdem braucht man eine bedarfsgerechte Aus- und Weiterbildung. Die Anpassung an neue Tätigkeitsprofile gewinnt zunehmend an Bedeutung. Ebenso die Förderung von Kompetenzen zum Umgang mit digitalen Lernformen. Die Perspektive längeren Arbeitens erfordert für ältere Beschäftige besondere Maßnahmen, um den Anforderungen für das Lernen und Arbeiten in der digitalen Gesellschaft gerecht zu werden. Dabei sind es neben den Beschäftigten auch die Unternehmen, die sich den neuen Herausforderungen stellen müssen.
Auswirkungen des technoloigschen Fortschritts
Bislang haben technologische Fortschritte zu mehr Wachstum und Wohlstand geführt und auch die aktuellen Rahmenbedingungen mit hohen Beschäftigungszahlen sind gut. Gleichwohl gibt es die Sorge, dass bei fortschreitender Digitalisierung Arbeitsplätze entfallen beziehungsweise durch andere ersetzt werden. Wie groß ist das Risiko tatsächlich? Welche Beschäftigungseffekte sind am wahrscheinlichsten?
Nach Ansicht der Experten ist hervorzuheben, dass durch den digitalen Wandel ganz neue Tätigkeitsprofile und Jobs entstehen. Bei Jobs, die bereits bestehen, werden andere Tätigkeitsprofile als bisher an Bedeutung gewinnen. Gleichwohl werden mit der Digitalisierung verbundene Beschäftigungsrisiken - je nach Tempo des Prozesses - mehr oder weniger stark zum Tragen kommen. Gefährdet sind nach Ansicht der Expertenrunde nicht - wie bei früheren technologischen Fortschritten - vor allem Arbeitsplätze Geringqualifizierter, sondern solche, deren Aufgaben sich leicht durch Automatisierung ersetzen lassen. Hier gelte es, durch frühzeitige, bedarfsgerechte Qualifizierungsmaßnahmen entsprechende Kompetenzen - unter anderem für ältere Beschäftigte - zu entwickeln. Generell sei die Berufsbildung künftig darauf auszurichten, Menschen zu befähigen, in ihrem Berufsleben Tätigkeitswechsel vorzunehmen, so die Experten.
Teilnehmer des Gesprächs:
- Prof. Dr. Axel Börsch-Supan ((Direktor Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik, München)
- Prof. Dr. Gabriele Doblhammer (Max-Planck-Institut für Demografische Forschung, Rostock; Institut für Soziologie und Demografie, Universität Rostock)
- Prof. Dr. Michaela Kreyenfeld (Max-Planck-Institut für Demografische Forschung, Rostock; Hertie School of Governance, Berlin)
- Prof. Dr. Norbert Schneider (Direktor Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, Wiesbaden)
- Prof. Dr. Katharina Spieß (Freie Universität Berlin; Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, DIW)
- Prof. Dr. Martin Werding (Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Sozialwissenschaft)