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07.04.2017 | Stadtplanung

Die Renaissance des Stadtlebens

Nach Jahrzehnten negativer Wanderungssalden ist generell wieder ein Trend zurück in die Stadt zu beobachten. Gerade Mittelzentren wird künftig vor dem Hintergrund funktionierender Nahversorgung eine noch größere Bedeutung zukommen.

Das gilt auch für das westpfälzische Pirmasens, wo im Jahr 2015 erst­mals seit rund zwei Jahrzehnten wieder ein Bevölkerungswachstum festzustellen war[1] – und das trotz eines der demografischen Entwicklung geschuldeten Gebur­tendefizits. Ausschlaggebend dafür ist ein verstärkter Zuzug, der eine erhöhte Nachfrage an Wohnraum von hoher Qualität nach sich zieht. Nicht zuletzt deshalb ist in Pirmasens bereits vieles geschehen und wird auch künftig viel unternommen, um hochwertige Wohnangebote in ausreichender Zahl und Breite zu schaffen.

Wohnen in Pirmasens in jedem Lebensabschnitt

Wohnraum stellt heute nicht zuletzt wegen der zunehmenden Vielfalt an Lebens­stilen, Arbeits- und Familienmodellen mehr denn Ansprüche an Vielfältigkeit und Individualität der Angebote. Zudem bedingt die stetig steigende Lebenserwartung einen Anstieg des Anteils älterer Menschen, vor allem der über 80-Jährigen. Seniorengerechtes Wohnen gereicht dadurch in nicht unerheblichem Maß zur urbanen Anforderung.

In Pirmasens sind innerstädtische Bauplätze zum Teil durch Rückbau nicht mehr benötigter Infrastruktur preiswert für junge Familien bereitgestellt worden. Ein konkretes Beispiel für familienfreundliche Ansiedlung ist der Wohnpark „Saratoga Village“. Hier ist auf dem Konversionsgelände Husterhöhe, durch Landesmittel unterstützt, ein kleines Wohngebiet entstanden mit sanierten Miet- und Eigentums­wohnungen nebst Eigentumshäusern. Ein weiterer Ausbau mit Angeboten für insbesondere junge Familien ist bereits auf den Weg gebracht. Hierfür starten im Juni 2017 die Straßenbaumaßnahmen in dem Neubaugebiet, zeitgleich werden die bis zu 14 Bauplätze ausgeschrieben.

Unter dem Namen PS:patio! haben Stadtverwaltung, Bauhilfe und Diakonie­zentrum ein zukunftsweisendes „Miteinander-Leben-Konzept“ der Generationen auf den Weg gebracht. Hier leben Jung und Alt im Winzler Viertel Hand in Hand in gelebter Quartiersgemeinschaft. Im Mittelpunkt steht ein modernes Wohnangebot für Senioren, Menschen mit Behinderungen, junge Familien, Alleinerziehende und Singles, bei dem soziale Aspekte wie nachbarschaftliches Miteinander und gegen­seitige Unterstützung großgeschrieben werden. Dazu gehören insbesondere Ein- und Mehrfamilienhäuser mit barrierefreien Wohnungen sowie Gemeinschafts­einrichtungen und Cafeteria zu Schwerpunkten wie „Familien“, „unterstütztes Wohnen“ und „betreutes Wohnen“.

Locken in die Stadt: Lofts, Stadthäuser und Appartementwohnungen

Wie attraktiv es ist, in Pirmasens zu investieren, zeigen aktuell mehrere Wohn­raumprojekte von privater Hand in der zentralen Innenstadt. Zu den konkreten Bauvorhaben gehören u.a. ein repräsentativer Wohnungs- und Gewerbekomplex inklusive Lofts namens „Belle Vue“ in den Räumen der ehemaligen Schuhfabrik Welter & Brück; Investoren sind der Pirmasenser Unternehmer Dr. Walter Müller (Wawi-Schokolade AG) und Konrad A. Kossmann aus Andernach. Darüber hinaus sind zwei exklusive Stadthäuser mit je sieben barrierefreien Eigentumswohnungen, darunter auch Penthouses, auf dem ehemaligen Areal der Pirmasenser Zeitung in der Turnstraße (Unternehmens­gruppe Schenk) geplant. Ferner entstehen ein moderner dreigeschossiger Wohnpark mit Eigentumswohnungen mit über 5.000 qm Grundfläche auf dem Areal einer frühe­ren Schuhfabrik im Stadtteil Schachen (Jörg Schattner) sowie ein vornehmlich für Single-Haushalte konzipiertes Stadthaus mit sechs Appartement-Wohnungen in der Simter Straße („Urban Living“ / Planung: Ingenieurbüro Lang-Merz, Erstellung: B-A-C GmbH).

Gerade der Umbau ehemaliger Schuhfabriken in Pirmasens war auch Thema in einem Interview des SWR mit dem Stadtplaner Prof. Franz Pesch vom Städtebau-Institut der Universität Stuttgart. Bezogen auf die Frage, welche Chance eine Stadt wie Pirmasens für die Stadtentwicklung hat, obwohl es nach dem Niedergang der Schuhindustrie „wirtschaftlich nicht gut“ dastünde, erläuterte Prof. Pesch: „Ich glaube, man kann schon einiges tun. Man kann Wohnungsangebote schaffen, die eine hohe Qualität haben. Beispielsweise hat man in Pirmasens alte Schuhfabriken umgenutzt zum Wohnen. Das Salamander-Werk beispielsweise, wo man hohe Wohnqualitäten geschaffen hat.“

Ebenfalls im Stadtteil Schachen verwirklicht die Energiebau Ramstein GmbH im Konzept „Wohnpark Schachen“ 13 barrierefreie, alters- und rollstuhlgerechte Effizienzhaus-Bungalows in gehobener Ausstattung für ein zukunftsorientiertes Wohnen für alle Altersgruppen; das einzigartige Energiekonzept der hochwertigen Bungalows auf großzügig geschnittenen Grundstücken basiert auf innovativen Techniken wie Geothermie, Dachziegel mit integrierter Photovoltaik, Windturbine und Batteriespeicher. Die ak(plan) GdbR plant zudem den Neubau einer Wohnanlage am Stadtrand von Pirmasens, bestehend aus zwei dreigeschossigen Wohnblocks mit je fünf großzügigen Wohnungen. Die Wohnungen sind flexibel in der Grundrisseinteilung und komplett barrierefrei. Großzügige Loggien und Dachterrassen schaffen hochwertige Außenbezüge und wunderbare Ausblickmöglichkeiten in die sehenswerte Landschaft des Pfälzerwaldes.

Pirmasens bei Infrastruktur und Arbeitsplätzen gut aufgestellt

Kurze Wege führen zu den unterschiedlichsten Ressourcen der Versorgung, beispielsweise im Hinblick auf die Bedarfe des täglichen Lebens, Medizin oder Dienstleistungen aller Art. Aber auch die Teilhabe am kulturell-gesellschaftlichen Leben oder schlichtweg die Verfügbarkeit von Breitband-Internet in Zeiten zunehmender Digitalisierung von Diensten aller Art gehören dazu: Dass nicht mehr das ländliche Umfeld, sondern Mittelstädte wie Pirmasens tendenziell wieder zum präferierten Wohnort werden, liegt nicht zuletzt in der überlegenen Infrastruktur begründet, die bei der Wohnortwahl eine immer wichtigere Rolle einnimmt. Zudem bringt das Wohnen am Arbeitsort Vorteile mit sich und die Arbeitsplätze liegen vermehrt in städtischen Gebieten — das gilt auch für Pirmasens[2].

„Das Leben in der Stadt wird eine Renaissance erleben und gegenüber den ländlichen Gegenden wieder an Boden gewinnen. Es gehört daher zu den zentra­len Herausforderungen, dafür ausreichende Wohnangebote in hoher Qualität und breiter Vielfalt bereitzustellen“, betont Dr. Bernhard Matheis, Oberbürgermeister der Stadt Pirmasens. „Wir als Stadt haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Rahmenbedingungen zu schaffen, um Investitionen in den Wohnungsmarkt von privater Hand zu fördern. Umso mehr freut es uns heute, die vielfachen Baupro­jekte zu sehen, die letztlich beweisen: Es lohnt sich, in Pirmasens zu investieren.“

[1] vgl. hierzu: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, „Mein Dorf, meine Stadt: Kreisfreie Stadt Pirmasens, Bevölkerung 1962 – 2015“ (siehe Link).

[2] Pirmasens (PS) als wichtiges Wirtschaftszentrum: Anzahl der Unternehmen in PS (am 30.6.2015): 1. 380; Anzahl sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze: 19.962; Pendlerstruktur: 11.578 Einpendler / 5.025 Auspendler. Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, „Mein Dorf, meine Stadt, Pirmasens, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2015“ (siehe Link).

Ergänzendes zur Stadt Pirmasens

Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als „pirminiseusna“, angelehnt an den Wanderprediger Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte. Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 40.000 Einwohner zählende, rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; davon zeugen unter anderem der Sitz der Deutschen Schuhfachschule, des International Shoe Competence Centers (ISC) oder der Standort der ältesten Schuhfabrik Europas. Zu den tragenden Wirtschaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschinenbau. Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristischem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt.