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06.10.2016 | Beschaffungspraxis, Umfragen

BME: Deutsche Industrie kann auch im September wieder zulegen

Der deutsche Industriesektor ist im September wieder stärker gewachsen als in den beiden Vormonaten. Das signalisiert der finale saisonbereinigte Markit/BME Einkaufsmanager Index (EMI), der binnen vier Wochen um 0,7 Punkte auf 54,3 zulegte und damit bereits den 22. Monat in Folge über der neutralen Wachstumsmarke von 50 Punkten notiert. Der Durchschnittswert für das dritte Quartal 2016 fällt mit 53,9 Punkten zudem so gut aus wie seit Anfang 2014 nicht mehr.

(Grafik: BME)

Die entscheidenden Wachstumsimpulse gingen im September vom Auftragseingang aus. Hier verbuchten sowohl Global Player als auch KMU das höchste Plus seit zweieinhalb Jahren, nicht zuletzt dank der kräftig anziehenden Auslandsnachfrage vor allem aus Asien und den USA. Der entsprechende Exportorder-Teilindex kletterte sogar auf den höchsten Wert seit Anfang 2014. Folglich wurde die Produktion genauso stark ausgeweitet wie im August. Sowohl im Konsum,- als auch im Vorleistungs- und Investitionsgüterbereich produzierten die Unternehmen mehr als im Vormonat.

„Der erneute Anstieg des EMI zeigt deutlich, dass die deutsche Wirtschaft den zahlreicher werdenden globalen Krisen weiter erfolgreich trotzt. Die Robustheit der Konjunktur lässt uns optimistisch in das 4. Quartal blicken“, betonte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Donnerstag in Frankfurt.  

„Allen Unkenrufen zum Trotz behauptet sich der EMI und kann zuletzt sogar wieder Fahrt aufnehmen. Wir fühlen uns mit unserer optimistischen Prognose des deutschen Bruttoinlandsproduktes in Höhe von 1,8 Prozent in diesem und 1,6 Prozent im nächsten Jahr (jeweils arbeitstäglich bereinigt) bestätigt“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Donnerstag dem BME. Ganz einfach gesagt heiße das: „Es läuft.“ 

Nach Ansicht von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, „wird die Stimmung in der deutschen Wirtschaft gerade von einer Welle des Optimismus in der Weltwirtschaft erfasst. Außer in Asien sind überall in der Welt die Unternehmenslenker besser gelaunt als noch im Sommer.“ Das treffe insbesondere auf die USA zu und damit einen der Haupt-Handelspartner der deutschen Wirtschaft. Es fließe auch wieder mehr Geld in die Schwellenländer, was dort die Konjunktur verbessere. „Insgesamt ein schönes Zwischenhoch im Herbst“, sagte Kater am Donnerstag dem BME. 

„Die Konjunktur zeigt sich bemerkenswert robust“, kommentierte DIHK-Konjunkturexperte Dr. Dirk Schlotböller die aktuellen EMI-Daten. Die Auftragslage entwickle sich ordentlich, die Auslandsbestellungen scheinen sich nach der Schwächephase vom Sommer zu fangen. „Die steigende Nachfrage geht auch mit einer Erholung der Preise einher – und das sowohl beim Einkauf als auch beim Absatz“, sagte Schlotböller am Donnerstag dem BME.  

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick: 

Industrieproduktion: Aufgrund der anziehenden Nachfrage wurde die Produktion im September mit unverändert hoher Rate ausgeweitet.  

Auftragseingang: Die Branchenakteure verbuchten im September einen der höchsten Auftragszuwächse der zurückliegenden zweieinhalb Jahre. Mit zum 22. Anstieg in Folge beigetragen hat auch die kräftig anziehende Auslandsnachfrage.

Die Auslandsbestellungen legten im Berichtsmonat so kräftig zu wie seit über zweieinhalb Jahren nicht mehr. Knapp 30 Prozent der Umfrageteilnehmer profitierten von der generell höheren Exportnachfrage, insbesondere aus Asien und den USA. 

Beschäftigung: Der 6. Stellenaufbau in Folge fiel so kräftig aus wie zuletzt Anfang 2012. Begründet wurden die Neueinstellungen in allen drei Hauptbereichen der deutschen Industrie mit den höheren Geschäftsanforderungen. 

Einkaufs-/Verkaufspreise: Vor allem wegen der Verteuerung von Rohstoffen (insbesondere Stahl) stiegen die durchschnittlichen Einkaufspreise im September zum dritten Mal hintereinander und so stark wie seit 16 Monaten nicht mehr. Im historischen Vergleich fiel der Anstieg allerdings moderat aus.

Nach dem minimalen Rückgang im August wurden die Verkaufspreise im September wieder geringfügig angehoben. Bei knapp 92 Prozent der Umfrageteilnehmer blieben die Verkaufspreise binnen Monatsfrist jedoch konstant. 

Der Markit/BME Einkaufsmanager Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird vom Anbieter von Unternehmens-, Finanz- und Wirtschaftsinformationen IHS Markit mit Hauptsitz in London erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).