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08.11.2016 | Stadtplanung

Sieben Strategien für ein „lebendiges“ Quartier

Für die gemischte Nutzung der einstigen Bürostadt Niederrad fehlte bislang ein Entwicklungskonzept. Doch die Standort-Initiative Neues Niederrad (SINN) wollte genauer wissen, wie Straßen, Wege und Flächen für tausende neue Bewohner, die Beschäftigten sowie den fließenden und ruhenden Verkehr im Quartier gestaltet werden müssen. Die Antworten darauf gibt nun ein Freiraumkonzept, das der Verein beim Frankfurter Architektur- und Stadtplanungsbüro raumwerk in Auftrag gegeben hat. Es zeigt, wie der Freiraum nachhaltig gestaltet werden kann und wie groß die Potenziale des Viertels sind.

(Bilder: Standort-Initiative Neues Niederrad / raumwerk)

Nach dem Beschluss des zweiten Bebauungsplans 872 können zahlreiche weitere Wohnungen in der ehemaligen Bürostadt im Frankfurter Süden gebaut werden. Mit ihnen kommen zu den 25.000 Beschäftigten tausende neue Bewohner ins Quartier. Unter ihnen Familien und Menschen, die in ihrer Freizeit Sport treiben wollen. Alle wünschen sich attraktive Wegeverbindungen und Grünflächen zum Verweilen. Bisher gibt es zu wenige Ideen, wie der Freiraum im campusartig angelegten Viertel gestaltet werden könnte. Im Sommer gab die SINN deshalb ein Freiraumkonzept in Auftrag, das beispielhaft die Möglichkeiten für einen Teil des Viertels zeigt. „Wir wollten wissen, wohin die Reise gehen kann und welches Potenzial in den großzügigen Flächen und Straßen des Quartiers schlummert“, schildert Dr. David Roitman, Vorsitzender der SINN, die Beweggründe des Vereins.

Gesprächsgrundlage für die Quartiersentwicklung 

Detlef Hans Franke, Geschäftsführer der SINN, ist begeistert von den Ideen der Stadtplanerin Sonja Moers vom Frankfurter Architektur- und Stadtplanungsbüro raumwerk. „Das Konzept umfasst sowohl den öffentlichen, als auch den privaten Raum. Das macht es zu einer idealen Gesprächsgrundlage, um mit der Stadt und den Eigentümern im Quartier zu überlegen, was sich umsetzen lässt.“ Der Fokus des Konzepts liegt auf dem südwestlichen Bereich des Quartiers, geht zum Teil aber weit darüber hinaus. „Dieses Gebiet haben wir ausgesucht, weil es am Stadtwald liegt und wir dort einige Vereinsmitglieder haben“, erklärt Detlef Hans Franke.  

Sieben Strategien für eine verbesserte Aufenthaltsqualität 

Sonja Moers und ihre Kollegen entwickelten sieben Strategien, um den Freiraum des Viertels aufzuwerten. So schlägt die Stadtplanerin vor, rund um das Quartier einen grünen Rahmen mit Rundweg zu schaffen. Offene und beleuchtete Wege mit einem einheitlichen Orientierungssystem sind ergänzend als Querverbindungen vorgesehen. Durch eine klare Gliederung könnten die Parkflächen aufgewertet werden, etwa durch Restaurantbereiche, Treffpunkte, ruhige Zonen und Plätze zum Sport. Als vierte, kurzfristig umsetzbare Strategie schlägt Sonja Moers vor, Funktionsflächen durch alternative Markierungen oder Streetart attraktiver und effizienter nutzbar zu machen. 

Der großzügige Straßenbereich der westlichen Lyoner Straße ließe sich durch eine andere Aufteilung des Raumes lebenswerter gestalten: Breite Bürgersteige mit Baumreihen, Kiosken und Bänken würden die Aufenthaltsqualität erhöhen, schmalere Fahrstreifen und Längsparkflächen die Barrierewirkung der Straße mindern. Für die Lyoner Straße im Süden schlägt Sonja Moers Rasengleise und Baumreihen vor, die den Raum strukturieren. Schließlich könnten die Eigentümer im Quartier durch einladende Bereiche vor den Gebäuden attraktive, belebte Hauseingänge schaffen.  

Verkehrskonzept dringend notwendig 

„Was wir nun zunächst brauchen, ist ein Verkehrskonzept für das Quartier“, stellt Detlef Hans Franke fest. „Einige Teile des Freiraumkonzeptes lassen sich nur umsetzen, wenn klar ist, was mit den zahlreichen Autos passiert.“ Die SINN werde das Freiraumkonzept jetzt mit der Politik, den Bürgern und natürlich auch den Unternehmen am Standort diskutieren. „Nur wenn alle mitmachen, wird die ehemalige Bürostadt Niederrad zu einem vorzeigbaren, lebendigen Quartier“, so der Vorsitzende Dr. David Roitman.