Neuer Leitfaden Koordinatentransformation: Tatsächlich kein Spezialthema
Die Ablösung des seit Jahrzehnten in der amtlichen Vermessung genutzten Koordinatensystems Gauß-Krüger durch ETRS89/UTM mag ein Thema für Spezialisten sein. Ein Spezialthema ist es gleichwohl nicht, denn sämtliche Daten, die auf die amtlichen Geobasisdaten Bezug nehmen sind davon berührt – bis hinunter zum kleinsten kommunalen Themenkataster.
Grund genug für den Runden Tisch GIS e.V. in München die ab 2017 beginnenden Umstellungen in Baden-Württemberg und Bayern mit einem praxisnahen Leitfaden zu begleiten.
Erleichterter grenzüberschreitender Datenaustausch, vereinfachte satellitengestützte Vermessung und bessere Nutzung von Fernerkundungsdaten: Der Sprung von Gauß-Krüger zum neuen Bezugssystem ETRS89 mit dem zugehörigen Koordinatensystem UTM in der amtlichen Vermessung verspricht einige Verbesserungen. Die Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland hat mit einem entsprechenden Beschluss in den 90er Jahren dafür frühzeitig die Weichen gestellt. Jetzt wird die Umstellung Wirklichkeit – auch in Bayern und Baden-Württemberg, die das Vorhaben zum Anlass nehmen, die Qualität ihrer Koordinaten entscheidend zu verbessern. Das Projekt wirft dabei eine Reihe sehr praktischer Fragen auf: Wie funktioniert die Umstellung? Was liefert die Landesverwaltung? Gibt es empfohlene Lösungen? Muss man in jedem Fall da mitmachen?
Der Runde Tisch GIS e.V. hat vor diesem Hintergrund in enger Abstimmung mit den Vermessungsverwaltungen in Baden-Württemberg und Bayern den Bezugssystemwechsel für die Geobasisdaten auf ETRS89/UTM aufgegriffen und den Leitfaden Bezugssystemwechsel auf ETRS89/UTM – Grundlagen, Erfahrungen und Empfehlungen zur Unterstützung der betroffenen Anwender erarbeitet und herausgegeben. Tatsächlich berührt die Umstellung alle Nutzer amtlicher Geobasisdaten und Geodienste - egal ob sie die amtlichen Daten in Form von Koordinatendateien, Karten und Katasterauszügen beziehen, die Daten über Webdienste und Auskunftsanwendungen nutzen oder die Daten in der eigenen GIS-, Geodatenbank-, CAD-, BIM-, Simulations- oder geodätischen Berechnungssoftware sowie in Sensoren zur mobilen Datenerfassung vorhalten.
Besonderes Augenmerk richtet der Leitfaden dabei auf diejenigen, die Geofachdaten mit den amtlichen Geobasisdaten kombinieren oder sogar eigene Geofachdaten auf der Grundlage der amtlichen Daten produzieren – zum Beispiel Versorgungsunternehmen, die ihre Leitungsnetze dokumentieren. Auch zahlreiche Dienstleister, wie Planungs- und Ingenieurbüros sehen sich daher mit dem Thema konfrontiert.
Neben den Grundlagen der Koordinatentransformation – auch interessant für alle Studenten entsprechender Studiengänge – erläutert der Leitfaden, wie Bayern und Baden-Württemberg den Umstieg auf das neue Referenz- und Abbildungssystem ETRS89/UTM praktisch realisieren. Er informiert über den Zeitplan und das Produktangebot der Landesbehörden. Außerdem enthält der Leitfaden eine Übersicht über die Produkte und Dienstleistungsangebote der übrigen Landesvermessungsbehörden und des Bundes sowie Erfahrungsberichte betroffener Anwender.
Eine Übersicht über Lösungskonzepte und Softwareprodukte von Firmen sowie Empfehlungen des Runden Tisches GIS zur Transformation geben hilfreiche Unterstützung und runden den Leitfaden ab. Als Autoren für diesen jüngsten Leitfaden des Vereins konnten aus dem Netzwerk des Runden Tisches GIS ausgewiesene Experten von Unternehmen, Landes- und Kommunalbehörden sowie aus der Wissenschaft gewonnen werden.
Wie alle Leitfäden den Runden Tisches GIS e.V. steht auch diese Publikation zum kostenfreien Download auf der Webseite des Vereins zur Verfügung (siehe Link).