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25.11.2016 | Energie

Contracting ist bekannt – Unterstützung erforderlich

Auf der formellen Ebene hat das Contracting mittlerweile nahezu alle Kommunen in NRW erreicht. Das ermittelte eine aktuelle Befragung von Studierenden der Hochschule Ruhr West in Bottrop, die in Kooperation mit der EnergieAgentur.NRW und dem Ingenieurbüro Baedeker im Sommer 2016 durchgeführt wurde. Befragt wurden 159 Städte und Gemeinden mit Einwohnerzahlen zwischen 25.000 und 150.000, davon nahmen 101 an der Befragung teil.

Von diesen 101 Kommunen kennen fast alle die Möglichkeit des Energiespar-Contractings. Rund 86 Prozent sehen zudem große Potenziale zur Energieeinsparung und konstatieren, selber Einsparmaßnahmen durchzuführen. Etwa 70 Prozent sagen, dass sie dennoch kein Interesse am Contracting haben.

"Contracting" wird als Oberbegriff für verschiedene Arten von Energiedienstleistungen verwendet. Ein Contractor bündelt die Teilleistungen Planung, Finanzierung, Bau, Betrieb und Instandhaltung zu einem Gesamtpaket – die Zahl der Ansprechpartner werden für den Immobilieneigentümer auf diese Weise reduziert. Der Contractor übernimmt zudem - ganz oder teilweise - die Verantwortung und damit verbundene wirtschaftliche Risiken für den an ihn übertragenen Teil der Energiebewirtschaftung des Kundenobjektes.

„Viele Kommunen geben an, sie würden lieber selber Energiesparmaßnahmen durchführen – die Umsetzung ist aber unzureichend“, stellt Dr. Harald Baedeker, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Baedeker immer wieder fest. Die Eigenrealisierung sei häufig nicht mit dem Realisierungsniveau beim Energiespar-Contracting zu vergleichen. Es reiche nicht aus, Excel-Tabellen über den Energieverbrauch zu führen und dies dann als Energiemanagement der Verwaltung zu bezeichnen. Ein positives Resultat der Umfrage: Die kommunalen Vertreter signalisierten die Bereitschaft, sich generell mit dem Thema Energieeinsparungen auseinanderzusetzen. Ein Drittel der 101 Kommunen gab an, bereits positive Erfahrungen mit Contracting-Unternehmen gemacht zu haben.

„Jetzt muss mehr in die Tiefe gegangen werden. Die EnergieAgentur.NRW möchte an diese positiven Erfahrungen von Kommunen anknüpfen und sie mit den anderen Städten und Kreisen teilen“, so Christian Tögel, verantwortlich für den Bereich Contracting und Energieeffizienzdienstleistungen bei der EnergieAgentur.NRW.

In NRW wurden seit 1997 in Kommunen viele hundert Contracting-Projekte erfolgreich umgesetzt, jedoch nur wenige Energiespar-Contracting Projekte. Die guten Beispiele sollten Skeptiker überzeugen: In Dormagen beispielsweise wurden mit Hilfe der im Contracting-Verfahren finanzierten Energieeffizienztechnologie rund 44 Prozent der Energiekosten durch einen Austausch der Straßenbeleuchtung eingespart. In Rommerskirchen, wo umfangreiche technische Maßnahmen in 20 Liegenschaften durchgeführt wurden, konnten 26 Prozent Energiekosteneinsparung erreicht werden.

An diesen Best-Practice-Beispielen sollte angeknüpft werden, meint auch Wolfgang Irrek, Leiter des Instituts Energiesysteme und Energiewirtschaft der Hochschule Ruhr West, der die Befragung betreut hat: „Wichtig ist, dass den Kommunen jetzt bei der Entscheidungsfindung für die Erschließung von Sparmaßnahmen geholfen wird, um mehr Energieeffizienz zu erreichen. Eine neutrale, anbieterunabhängige Seite wie die EnergieAgentur.NRW sollte den Kommunen ihre Möglichkeiten detailliert näher bringen.“

Die aktuelle Contracting-Befragung der Studierenden der Bottroper Hochschule zeigt auch, dass mehr der positiven Beispiele an die Kommunen herangetragen werden müssen, um entsprechendes Fachwissen und die Kenntnisse der Fördermöglichkeiten besser kommunizieren zu können und Bedenken auszuräumen. Dieser Schritt ist aus Sicht der Contracting-Berater der EnergieAgentur.NRW wichtig, um die ambitionierten Klimaschutzziele der Bundesregierung, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2020 um mindestens 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu reduzieren, in Zukunft zu erreichen.

Die ausführlichen Informationen zur Umfrage finden Sie online (siehe Link).