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04.05.2016 | Allgemeine Meldungen

BME: Industrieproduktion kommt nur zögerlich in Schwung

Die deutsche Industrie verzeichnete im April eine leichte Wachstumsbelebung. Dennoch fährt sie zu Beginn des zweiten Quartals weiter mit angezogener Handbremse. Das signalisiert der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der binnen Monatsfrist um 1,1 Punkte auf 51,8 stieg und damit ein Dreimonatshoch erreichte. Das viel beachtete Industrie- und Konjunkturbarometer spiegelt das Ergebnis der April-Umfrage unter 500 Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes in einem Wert wider.

Der EMI erreichte im April zwar ein Dreimonatshoch, kommt dabei aber nur zögerlich voran. Foto: Caroline Schrader / Fotolia

„Der EMI liegt bereits den 17. Monat in Folge über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Zudem sind die Einkaufspreise erneut gesunken, auch wenn sich der Rückgang im April deutlich abgeschwächt hat“, betonte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Mittwoch in Frankfurt.  

„Der EMI steigt weiter an. Trotz aller Unkenrufe über ein unzureichendes Wachstum konnte er zuletzt sogar dreimal in Folge einen Anstieg aufweisen“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, dem BME. Der Industriezyklus sei überall flacher. Zyklische Schwankungen, die eigentlich typisch für die Industrie seien, könne man kaum noch beobachten. Ob dies allein an der geringen Dynamik im Industriesektor oder an strukturellen Veränderungen, wie z.B. just in time oder Industrie 4.0 liege, sei nicht eindeutig zu sagen. Traud abschließend: „Offensichtlich ist allerdings, dass sich der EMI oberhalb der Wachstumsmarke befindet. Jammern ist also unangebracht.“  

Nach Ansicht von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, „signalisiert die globale Konjunktur erstmal Entwarnung und das spiegelt sich auch in den deutschen Zahlen wider“. Aber für eine Trendwende nach oben müssten noch bessere Nachrichten kommen. Da wäre seiner Ansicht nach etwa ein Votum Großbritanniens für den Verbleib in der EU oder auch ein klares Zinserhöhungssignal aus den USA; „denn die US-Notenbank war in den vergangenen Monaten wohl die Institution, die die globalen Risiken am stärksten thematisierte“, sagte Kater dem BME. 

„Der Wachstumstrend festigt sich. An konjunkturelle Boom-Phasen reicht die Stimmung in den Unternehmen allerdings bei Weitem nicht heran“, kommentierte DIHK-Konjunkturexperte Dr. Dirk Schlotböller die aktuellen EMI-Daten. Das Lebenszeichen vom Export sei zwar erfreulich. Jedoch bleibe fraglich, wie weit diese Zuversicht angesichts der unsicheren wirtschaftlichen und politischen Entwicklung vieler Volkswirtschaften trage. „Nach den Einkaufspreisen ziehen nun auch die Verkaufspreise wieder an ─ das nimmt spürbar Druck von der Geldpolitik“, sagte Schlotböller dem BME.  

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick: 

Industrieproduktion: Trotz minimaler Beschleunigung gegenüber März blieb die Produktionssteigerungsrate im April insgesamt moderat und fiel erneut niedriger aus als in den meisten Monaten des Vorjahres. Ausgeweitet wurde die Fertigung vor allem in Betrieben mit höherem Auftragseingang. 

Auftragseingang: Sowohl bei Global Playern als auch KMU gingen im Berichtsmonat wieder mehr Neu- und Folgeaufträge ein als in den drei Vormonaten. Die stärkste Nachfragebelebung verzeichneten die Investitionsgüterhersteller.

Die neunten Exportorderzuwächse in Folge fielen im April höher aus als in den beiden Vormonaten, hauptsächlich dank anziehender Nachfrage aus China, Südeuropa und den USA. Der entsprechende Teilindex notiert aktuell wieder auf dem Niveau seines Langzeit-Durchschnittswerts. 

Beschäftigung: Nach minimalen Rückgängen in den beiden Vormonaten wurden im deutschen Industriesektor im April nicht nur wieder neue Mitarbeiter eingestellt, die Steigerungsrate fiel sogar höher aus als im Vorjahresdurchschnitt. Insgesamt blieb der Jobaufbau jedoch verhalten.  

Einkaufs-/Verkaufspreise: Der neunte Rückgang der Einkaufspreise in Folge hat sich gegenüber den drei Vormonaten insgesamt deutlich abgeschwächt. Bei knapp 19 Prozent der Befragten sorgten die niedrigeren Rohstoffpreise für rückläufige Kosten; nur acht Prozent berichteten von wieder anziehenden Einkaufspreisen.

Wegen des anhaltenden Rückgangs der Einkaufspreise wurden die Verkaufspreise zum vierten Mal hintereinander reduziert, diesmal jedoch mit leicht verlangsamter Rate. 

Der Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, Henley-on-Thames, erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).