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09.03.2016 | Beschaffungspraxis

7. BME-eLÖSUNGSTAGE: Der Einkauf der Zukunft ist smart und vernetzt

Industrie 4.0, Smart Factory und Big Data im Blick: In Düsseldorf sind am Dienstagmorgen die 7. BME-eLÖSUNGSTAGE eröffnet worden. Auf dem jährlichen Kongress für elektronische Beschaffung diskutieren mehr als 1.000 Teilnehmer bis Mittwochnachmittag aktuelle Trends rund um die Digitalisierung des Einkaufs. Wenn die Prozesse im Geschäftsalltag durch digitale Innovationen effizienter ablaufen, hat dies auch weitreichende Folgen für den Einkauf, der in den Wertschöpfungsketten eine immer zentralere Rolle spielt. Deshalb steht die BME-Fachtagung unter dem Motto „Die Einkaufsorganisation der Zukunft: smart und vernetzt“.

Foto: BME / Dirk Uebele

„Wir sind uns sicher, dass sich die Aufgaben der Beschaffung im Rahmen der Industrie-4.0-Debatte maßgeblich ändern werden. Um den neuen Anforderungen gerecht werden zu können, sind nahtlose Systeme, medienbruchfreie Infrastrukturen und systematische Auswertungen der Datenbestände von Nöten“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Einkäufer- und Logistikverbands, Dr. Christoph Feldmann, in seiner Eröffnungsrede. Die zweitägige Großveranstaltung setze mit ihren zahlreichen Foren genau an diesen Punkten an. Hier lägen enorme Chancen zur Entwicklung neuer Erfolgsstrategien für Einkauf, Supply Chain Management und Logistik, die weit über das klassische E-Procurement hinausgingen.

Die Digitalisierung der Wirtschaft durchdringe alle Branchen – und das mit rasantem Tempo. Viele glaubten, Industrie 4.0 sei ein politisches Thema. In China heiße es „Made in China 2025“, in den USA „Internet of Things“. Jeder kenne Industrie 4.0 als entscheidenden Treiber für seine wirtschaftliche Entwicklung. Das sei aber zu kurz gedacht. Die Digitalisierung sei auch kein reines IT- oder Produktionsthema. Feldmann: „Wer das denkt, liegt hier falsch. Denn alle Unternehmen automatisieren die Prozesse in ihrem Produktionsnetzwerk auch heute schon. Dafür brauchen sie eigentlich kein Industrie 4.0.“ Der eigentliche Quantensprung und Paradigmenwechsel von „Big Data“ liege in der nahtlosen Verzahnung der komplexer werdenden Wertschöpfungsketten. Das sei ein zentrales Thema für den BME und damit für Einkauf, Logistik und Supply Chain. „Ohne uns wird Industrie 4.0 eine nette Vision bleiben, aber niemals Realität werden. Die Frage ist nur, sind wir dafür auch schon bereit“, so Feldmann weiter. Hier könnten die 7. BME-eLÖSUNGSTAGE wertvolle und zukunftsweisende Antworten geben.

Zum Abschluss des Plenums am ersten Veranstaltungstag stehen zwei wichtige Termine auf der Agenda: Am Mittag werden die Ergebnisse der jährlichen BME-Umfrage veröffentlicht, die sich in diesem Jahr erstmals mit dem zukunftsweisenden Thema „Industrie 4.0: Wie verändern sich die IT-Systeme in Einkauf und SCM?“ beschäftigt hat. Laut Feldmann seien sich die Einkaufsabteilungen ihrer Chancen in puncto Produktivität und Effizienz bewusst. In vielen Unternehmen fehle es jedoch noch an einer konkreten Strategie. In diesem Zusammenhang appellierte Feldmann in seiner Keynote an die Tagungsteilnehmer, das Thema Industrie 4.0 nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. „Die beste Software kann ein fehlendes Fachkonzept nicht ersetzen“, so der BME-Hauptgeschäftsführer.

Feldmann äußerte sich am Dienstag auch zur aktuellen politischen Lage in der Europäischen Union. So sei der „Traum von einem vereinten Europa massiv in Gefahr“. Er halte es für bedenklich, dass trotz Schengen wieder Grenzkontrollen eingerichtet würden, fügte Feldmann hinzu. Sorge bereite ihm zudem, dass extremistische Parteien mit nationalistischer Orientierung in vielen Ländern der EU auf dem Vormarsch seien. Die jüngsten Kommunalwahlen in Hessen hätten gezeigt, dass man davon auch Deutschland nicht mehr ausschließen könne. Dies alles sorge für Unruhe – nicht nur in Politik und Wirtschaft, sondern auch in allen anderen Teilen der Gesellschaft. Die Unternehmen seien Just-in-Time-Konzepte gewöhnt. Feldmann: „Der europäische Binnenmarkt ist nicht nur verkaufs-, sondern auch beschaffungsseitig unser Heimatmarkt. Sollte er sich wieder in kleine Teile auflösen, hätte das einen enormen Einfluss auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unserer Volkswirtschaften.“ Der BME könne einen enormen Beitrag leisten, dass neue Brücken zwischen den Nationen errichtet werden und „wir alle gemeinsam am europäischen Haus weiterbauen. „Dabei treten wir allen entgegen, die unseren Kontinent wieder in kleine Teile zerlegen wollen“, betonte Feldmann.

Am Mittag vergibt der BME den Preis „Excellence in eSolutions 2016“ für innovative Leistungen im Bereich der elektronischen Beschaffung. Mit der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft, der Maschinenfabrik Reinhausen und ProSiebenSat.1 Media gehören drei Unternehmen zum engeren Kandidatenkreis. Am Nachmittag sowie am folgenden Mittwoch tauschen sich die Teilnehmer in neun Fachforen, 12 Round Tables, zehn Solution Foren und neun Workshops über fachliche Aspekte aus oder knüpfen Kontakte mit den fast 80 Ausstellern in der begleitenden Fachausstellung. Die Themenpalette reicht dabei von Purchase-to-Pay über Lieferantenmanagement, Cloud-Services und Big Data bis hin zur Risikoprävention.

Vorgestellt wurde auf den eLÖSUNGSTAGEN auch ein neuer Service des BME, mit dem Unternehmen in ihren Lieferketten auf Nummer sicher gehen können. Der neue Benchmark „Secure Supply Chain“, der in Kooperation mit der Riskmethods GmbH verliehen wird, ist die erste internationale und neutrale Bewertung für die prozessuale und organisatorische Implementierung einer weltweit sicheren Lieferkette. Firmen erhalten so die Chance, sich anhand von Benchmarks zu messen und zu optimieren. Gleichzeitig dokumentieren sie Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihren Share- und Stakeholdern.