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06.07.2016 | Abfallwirtschaft, Wasser und Abwasser

Wertvoller Phosphor aus Klärschlamm: AVA cleanphos Pilotanlage in Karlsruhe nimmt Betrieb auf

Der Startschuss ist gefallen: Die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte AVA cleanphos Pilotanlage in Karlsruhe nimmt Anfang Juli 2016 den Betrieb auf. Das AVA cleanphos Verfahren von AVA-CO2 ermöglicht eine kostengünstige und effiziente Gewinnung von Phosphor aus Klärschlamm. Die Lösung erlaubt außerdem auch in Zukunft die Mitverbrennung und somit den Ersatz fossiler Energieträger, wie z.B. Braunkohle.

Die AVA cleanphos Pilotanlage in Karlsruhe nimmt Anfang Juli 2016 den Betrieb auf. (© AVA-CO2 Schweiz AG)

In den kommenden Wochen und Monaten wird die innovative AVA cleanphos Lösung bei der AVA Green Chemistry Development GmbH in Karlsruhe in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern, der Universität Hohenheim und der Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS des Fraunhofer-Institus für Silicatforschung ISC, im halbtechnischen Maßstab erprobt.

Für die Industrie wird durch die erfolgreiche AVA cleanphos Pilotierung ein Durchbruch bei der Phosphor-Rückgewinnung, wie sie die Novelle der Klärschlammverordnung fordert, erwartet. Über das HTC-Verfahren wird Klärschlamm zuerst in CO2-neutrale Biokohle umgewandelt, ehe das Phosphat isoliert und zurückgewonnen wird. So entstehen gleich zwei wirtschaftlich interessante Produkte: Ein wertvolles Phosphor-Produkt und die phosphorfreie HTC-Klärschlammkohle. Diese kann dank AVA cleanphos auch in Zukunft als Ersatz für Braun- oder Steinkohle in der Mitverbrennung eingesetzt werden, was zu beträchtlichen Einsparungen von CO2-Emissionen führt.

Erste Ergebnisse aus dem Betrieb der AVA cleanphos Anlage werden der Öffentlichkeit bereits im 4. Quartal 2016 vorgestellt. Die HTC in Kombination mit der AVA cleanphos Lösung macht den eg frei für eine echte, langfristige Klärschlammverwertung.

AVA-CO2
Das Biotechnologie Unternehmen AVA-CO2 bietet weltweit Lösungen für die nachhaltige Nutzung von Klärschlamm und anderen Biomassen. Als Pionier der Hydrothermalen Carbonisierung (HTC) plant, baut und betreibt AVA-CO2 im Auftrag seiner Kunden HTC-Anlagen, die Klärschlamm oder pflanzliche Reststoffe effizient und profitabel zu CO2-neutraler HTC-Kohle, Hochleistungs-Kohlenstoffen oder Plattform-Chemikalien verarbeiten. Mit AVA cleanphos bietet das Unternehmen auf Basis der HTC zudem einen innovativen und kostengünstigen Prozess zur Phosphor-Rückgewinnung. Das Unternehmen mit Sitz in Zug, Schweiz, und Tochtergesellschaften in Karlsruhe, Deutschland, und Muttenz, Schweiz, hat im Oktober 2010 die weltweit erste HTC-Anlage im industriellen Maßstab in Betrieb genommen. Das Tochterunternehmen AVA Biochem stellt auf Basis der HTC-Technologie die Plattform-Chemikalie 5-HMF her.

Hydrothermale Carbonisierung
Bei der Hydrothermalen Carbonisierung (HTC) handelt es sich um eine „wässrige Verkohlung“. Während der HTC findet eine chemische Dehydratation der Biomasse statt. Dabei werden Hydroxylgruppen aus der Biomasse entfernt, was zu einer Abnahme der hydrophilen funktionellen Gruppen führt. Die chemische Dehydratation wird durch die tiefere Viskosität des Wassers auf Grund der HTC- Reaktionsbedingungen gefördert. Der Prozess führt zu einer deutlich verbesserten mechanischen Entwässerbarkeit der HTC Kohle im Vergleich zu Klärschlamm oder anderen Biomassen. Das HTC-Verfahren ist in sich geschlossen und es entstehen nur geringe Geruchs- und Lärmemissionen. Bei der HTC handelt es sich um ein „nasses Prozessverfahren“, sodass Klärschlamm oder andere nasse Biomassen ohne vorherige kostenintensive Trocknung eingesetzt werden können. Das führt zu einer ausgezeichneten Energie- und Ökobilanz. Unsere HTC-Anlagen gewährleisten zudem eine große Toleranz in Bezug auf die Vielfalt der zugeführten Klärschlämme. Da auch die Phosphorrückgewinnung durch den HTC basierten AVA cleanphos Prozess ermöglicht wird, ist es das Verfahren der Zukunft für Klärschlamm. Das HTC-Verfahren von AVA-CO2 basiert auf einem Multi-Batch-Prozess. Unsere Kunden profitieren vom modularen Aufbau, der eine Erweiterung der Kapazitäten ermöglicht. Zudem handelt es sich um ein robustes und zuverlässiges Verfahren, das sich nahtlos in den kontinuierlichen Prozess der Anwender  integriert.