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19.01.2016 | Allgemeine Meldungen

ifaa warnt: Industrie 4.0 ist kein Jobkiller

Die aktuelle Untersuchung des Weltwirtschaftsforums meldet: Rund 5 Millionen Menschen in Europa werden ihre Jobs verlieren.* „Diese Untersuchung summiert die kritischen Stimmen, die schon seit einiger Zeit laut werden“, kommentiert Prof. Dr.-Ing. Sascha Stowasser. Der Direktor des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa) weiter: „Vor dem Hintergrund der Untersuchung warne ich vor Panikmache. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Aktuell gibt es keine wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse über die tatsächlichen Auswirkungen der digitalen Revolution. Aus diesem Grund sollten wir die Chancen, die Industrie 4.0 für die Arbeitswelt bietet in den Vordergrund stellen.“

Prof. Dr.-Ing. Sascha Stowasser (Foto: ifaa)

„Niemand kann zur Zeit voraussagen, wie sich die Veränderungen in der Arbeitswelt auf die tatsächliche Jobsituation auswirken werden“, ergänzt Stowasser. Zunächst ist festzustellen, dass es sich um keine Revolution, sondern um eine über mehrere Jahre dauernde Evolution handelt. „Es wird kein Schalter umgelegt, der alles verändert“, erklärt Stowasser, „die Entwicklung zu den sogenannten Smart Factories wird noch Jahre dauern. Zudem wird die Anzahl der Erwerbsfähigen je nach Zuwanderungsszenario aufgrund des demografischen Wandels um 3 bis 7 Millionen zurückgehen. Wir sollten uns auf die Chancen konzentrieren, die Digitalisierung bringt und bringen wird.“

Die Chancen von Industrie 4.0 und Digitalisierung:

  • Flexibilisierung bringt mehr Menschen in den Arbeitsmarkt (z. B. Teilzeitbeschäftigte) und
  • Ermöglicht Flexibilität bei lebenssituationsorientierten Arbeitszeiten (z.B. Familie & Beruf, Weiterbildung oder Pflege von Angehörigen)
  • Assistenzsysteme unterstützen Leistungsgeminderte und Ungelernte bei der Arbeit
  • Die Integration von Flüchtlingen kann erleichtert werden (z. B. durch Datenbrillen, die in verschiedenen Sprachen Prozesse erklären)
  • Die aktuelle und die kommenden Generationen gehen mit Digitalisierung leichter um
  • Es wird ein Markt für neue Berufe entstehen

Das sagen die Experten

Oft wird das Potenzial von Automatisierung in Berufen oder von Arbeitsplätzen überschätzt. Oft werden bei der Implementierung von neuen Technologien die gesellschaftlichen, rechtlichen und ethischen Hürden nicht oder nur unzureichend berücksichtigt. Zudem kann nicht auf Effekte auf die Gesamtbeschäftigung geschlossen werden. Häufig verändern neue Technologien Arbeitsplätze nur. Sie beseitigen sie nicht. Beschäftigte gewinnen mehr Freiräume für die Tätigkeiten, die nicht automatisiert werden können.

„Strukturelle Änderungen in der Arbeitswelt sind so alt wie die Arbeitswelt selbst“, fasst Stowasser zusammen, „Aus diesem Grund sollten wir keine Panik machen.“

* Die Prognose beruht auf einer Umfrage unter den Top-Managern der 350 größten Konzerne der Welt.