Zahl der Elektroautos weltweit auf 1,3 Millionen gestiegen
Neue ZSW-Analyse: Produktion wächst 2015 um fast 70 % auf 550.000 Pkw / Stärkstes Wachstum in China
Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) hat in seiner neuesten Analyse beträchtliche Zuwächse bei der Elektromobilität festgestellt. Den Erhebungen der Forscher zufolge hat sich die Zahl der Elektroautos rund um den Globus auf nunmehr etwa 1,3 Millionen nahezu verdoppelt. Während China mit über 200.000 Neufahrzeugen im vorigen Jahr den deutlichsten Anstieg verzeichnet, können die USA mit mehr als 400.000 E-Fahrzeugen auf der Straße nach wie vor auf den insgesamt höchsten Bestand verweisen. Deutschland liegt indes mit insgesamt 55.250 E-Autos weiterhin abgeschlagen hinter Nationen wie Japan, Niederlande, Norwegen und Frankreich.
Von knapp 750.000 auf rund 1,3 Millionen ist die Zahl der elektrisch betriebenen Pkw weltweit im letzten Jahr gestiegen. Zu diesem Gesamtergebnis kommt das ZSW in seinen aktuellen Auswertungen zur Elektromobilität. Die Forscher verzeichneten 2015 rund 550.000 Neuzulassungen; ein Zuwachs von 68 % im Vergleich zum Vorjahr, als noch 330.000 neue Elektrofahrzeuge verkauft wurden. Ein bedeutender Teil der neuen E-Autos rollt über Chinas Straßen: gut 207.000. Damit hat sich der Bestand an E-Fahrzeugen im Reich der Mitte auf 307.000 etwa verdreifacht. Die meisten Elektroautos sind mit insgesamt 410.000 in den Vereinigten Staaten gemeldet.
Bezogen auf den Anteil der Elektromobilität am gesamten Fahrzeugbestand verteidigt Norwegen seine internationale Vorreiterrolle: Rund 3 % aller etwa 2,64 Millionen Autos in dem skandinavischen Land fahren mit Strom. Zum Vergleich: In Deutschland liegt dieser Anteil bei nur 0,12 Prozent. Der Bestand hat sich in Norwegen zudem auf etwa 79.000 fast verdoppelt; jede 5. Neuzulassung im vorigen Jahr war ein Elektrofahrzeug.
Während Kunden in anderen Ländern, wie beispielsweise China, Japan und Frankreich, seit Langem überwiegend heimische Modelle kaufen, zeigt sich nunmehr auch in Deutschland ein positiver Trend - dank einer wachsenden Anzahl von deutschen Modellen: Von den 2015 in Deutschland verkauften 23.460 Elektrofahrzeugen stammt gut die Hälfte von deutschen Herstellern. Mit dem BMW i3 gehört erstmals auch ein deutsches Fabrikat zu den weltweit meistverkauften E-Autos (36.550 im Bestand). Der Nissan Leaf führt diese Statistik mit 193.260 verkauften Stückzahlen seit 2010 an.
Bei den Neuzulassungen 2015 hat das Model S von Tesla mit 42.730 verkauften Fahrzeugen die Spitzenposition übernommen. Damit landet der US-amerikanische Autobauer noch vor den Japanern Mitsubishi Outlander (41.080) und Nissan Leaf (40.270). Mit 31.900 verkauften BYD Qin zählt nun erstmals auch ein chinesischer Hersteller zu den Marktführern.
„Die Zahl von 550.000 produzierten Elektrofahrzeugen im letzten Jahr zeigt deutlich, dass die Industrialisierung in Schwung gekommen ist“, sagt Prof. Werner Tillmetz, ZSW-Vorstandsmitglied und Leiter des Geschäftsbereichs Elektrochemische Energietechnologien. „Bei den anhaltend hohen Wachstumsraten gewinnt die Wertschöpfung rund um die Elektromobilität schnell an Bedeutung. Als Wirtschaftsstandort, der sehr stark von der Automobil- und deren Zulieferindustrie geprägt ist, dürfen wir in Deutschland den Anschluss nicht verpassen. Schlüsseltechnologien der Elektromobilität wie die Lithium-Ionen-Batterie müssen ihren Platz im deutschen Produktionsportfolio finden“, so Tillmetz weiter.
Der Straßenverkehr basiert seit vielen Jahren unverändert zu etwa 95 % auf fossilen Kraftstoffen mit all den damit zusammenhängenden Problemen für Umwelt und Klima. Elektrische Mobilität soll dazu beitragen, diese Probleme zu entschärfen. „Unsere Berechnungen ergeben, dass lediglich 1,7 Prozent des 2015 in Deutschland erzeugten Ökostroms ausreichen würden, um eine Million Elektrofahrzeuge zu betreiben“, erklärt ZSW-Wissenschaftler Andreas Püttner. „Und jeder kann bereits heute in Deutschland Ökostrom beziehen, auch für sein Elektroauto, und damit eine Energiewende im Verkehrssektor herbeiführen“, so der Experte abschließend.
Erfasst haben die ZSW-Forscher Autos mit batterieelektrischem Antrieb, Range Extender und Plug-In Hybride. Nicht mitgezählt wurden Krafträder, Lkw und Busse sowie Full- und Mild-Hybridfahrzeuge. Die Auswertung basiert unter anderem auf Daten des Kraftfahrt-Bundesamts sowie internationaler Behörden und Verbände.
Die zugrunde liegenden Daten und Zeitreihen zu den Fahrzeugmodellen, Neuzulassungen und zum Bestand in den einzelnen Staaten sind zu finden unter: siehe Link
Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) gehört zu den führenden Instituten für angewandte Forschung auf den Gebieten Photovoltaik, regenerative Kraftstoffe, Batterietechnik und Brennstoffzellen sowie Energiesystemanalyse. An den drei ZSW-Standorten Stuttgart, Ulm und Widderstall sind derzeit rund 230 Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker beschäftigt. Hinzu kommen 70 wissenschaftliche und studentische Hilfskräfte.