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11.04.2016 | Energie

Steglitz-Zehlendorfer Schulen sind Vorreiter beim Energiesparen

Rund 20 Prozent Energieeinsparung und 2.200 Tonnen weniger Treibhausgase pro Jahr – das ist das ambitionierte Ziel der jüngsten Energiesparpartnerschaft (ESP) im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Darin hat die Verwaltung 60 bezirkseigene Liegenschaften in die Kooperation mit dem privaten Energiedienstleister Vattenfall Europe Sales GmbH eingebracht. Unter den Gebäuden befinden sich überwiegend Schulen, aber auch Seniorenwohnheime und Verwaltungsgebäude.

Die Berliner Energieagentur (BEA) ist Projektmanager für das ESP-Projekt und hat dieses Berliner Energiesparmodell zusammen mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt vor 20 Jahren auf den Weg gebracht. Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf setzt ESP bereits seit 2002 in einer Vielzahl von Gebäuden um. Mit dem jetzigen Anschlussvertrag für weitere Liegenschaften wurde eine Vollabdeckung aller öffentlichen Gebäude des Bezirks erreicht. Einen Großteil der Investitionen in Höhe von knapp zwei Millionen Euro hat Vattenfall bereits getätigt. Das Projekt senkt die jährlichen Energiekosten um 542.000 Euro. Nach Ablauf der 14-jährigen Projektdauer kommt diese Einsparung zu 100 Prozent dem Bezirk zugute. Die Energiesparpartnerschaft wird begleitet durch das europäische Forschungsprojekt EESI 2020.

Bei einer Energiesparpartnerschaft wird ein privates Energiedienstleistungsunternehmen nach einem Ausschreibungsverfahren damit beauftragt, durch Investitionen in technische Anlagen – aber auch durch begleitende Schulungen von Mitarbeitern – die Energiekosten und CO2-Emissionen um einen vertraglich festgelegten Prozentsatz zu reduzieren. Der Energiedienstleister – auch Energiespar-Contractor genannt – refinanziert seine Aufwendungen ausschließlich aus den erzielten Kosteneinsparungen. Das ist ein starker Anreiz, die Garantieziele zu erreichen und im Idealfall sogar zu überschreiten.

Michael Karnetzki, Bezirksstadtrat für die Abteilung Immobilien und Verkehr und stellvertretender Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf: „Die Vorteile einer Energiesparpartnerschaft liegen auf der Hand. Der Dienstleister übernimmt sämtliche Bau- und Wartungskosten für die neuen Anlagen und gibt eine vertragliche Garantie über die Einsparungen ab. Das Energiemanagement liegt in professionellen Händen, das Monitoring der Verbräuche erfolgt in Echtzeit – all das gab es vorher nicht.“

Der Energiesparpartner Vattenfall hat inzwischen vier Blockheizkraftwerke (BHKW) und neue gasbetriebene Heizkessel errichtet und in Betrieb genommen. Zu den weiteren Maßnahmen gehören der hydraulische Abgleich von Heizungssystemen durch den Einbau automatisierter Thermostatventile sowie die Dezentralisierung der Warmwasserbereitung. So wurde unter anderem in der Peter-Frankenfeld-Schule für körperlich beeinträchtigte Kinder die Heizung von Öl auf Erdgas umgestellt und um ein BHKW ergänzt. Diese Maßnahme war hier besonders sinnvoll, weil durch das Therapieschwimmbecken ein erhöhter Warmwasserbedarf besteht.

Insgesamt wurden in Berlin seit 1996 27 Energiesparpartnerschaften durchgeführt, in denen insgesamt 500 Liegenschaften mit rund 1.500 Gebäuden energetisch modernisiert wurden. Heute hat das Berliner Modell national und international Schule gemacht. Die Berliner Energieagentur führt dazu bundesweit und auch im Ausland Beratungen durch, erstellt Leitfäden und bietet Workshops für Kommunalvertreter an.

Im EU-Projekt EESI 2020 unterstützen sich europaweit neun größere Städte und Metropolregionen dabei, gesetzliche und administrative Hindernisse bei ESP-Projekten zu überwinden. Dazu wurden unter anderem europaweit Schulungen angeboten und in 20 Modellprojekten wichtigen Erfahrungen gesammelt.