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19.04.2016 | Brandschutz

Nürnberger Kolloquien zum Brandschutz informierten über Brandschutzlösungen im Bestand

Im Mittelpunkt der diesjährigen Nürnberger Kolloquien zum Brandschutz der Verbund Ingenieur Qualifizierung standen Brandschutzlösungen im Bestand. Architekten, Ingenieure, Betreiber und Behördenvertreter informierten sich umfassend über rechtliche Brandschutzvorgaben und Anpassungspflichten, Brandschutzkonzepte und Risiken bei Gebäudeausbauten oder -umnutzungen. Am 14. April 2016 erlebten rund 130 Teilnehmer den Brandschutz nicht nur in der Theorie, sondern bei der Begehung der Technischen Hochschule Nürnberg auch in der Praxis.

Gespannt folgten die 133 Teilnehmer den Fachvorträgen

Das vorgestellte Brandschutzkonzept der TH Nürnberg mit Begehung einiger Fluchtwege bot zusätzlich einen tollen Blick über die Dächer Nürnbergs

Die diesjährigen Referenten setzten sich zusammen aus Vertretern von Kommunen, Sachverständigen- und Ingenieurbüros, der Feuerwehr und Herstellern (Fotos: Verbund IQ gGmbH)

In diesem Jahr standen die zwölften Nürnberger Kolloquien zum Brandschutz ganz im Zeichen aktueller Ereignisse. „Die Brandkatastrophe in Schneizlreuth und die zahlreichen Umnutzungen von Bestandsgebäuden in Flüchtlingsunterkünfte machen das Thema Brandschutz im Bestand - insbesondere bei Nutzungsänderungen - topaktuell“, eröffnete Christine Lippert, Technische Amtsleiterin Gebäudewirtschaft der Stadt Fürth, die Tagung. Mit Fachvorträgen informierten insgesamt zehn Experten zu Herausforderungen und Lösungen verschiedener Brandschutzkonzepte.

Mit Flüchtlingsunterkünften beschäftigte sich Paul Benz, Geschäftsführer der Benz Brandschutzingenieurgesellschaft. In seinem Vortrag erläuterte Benz anhand eines Projektbeispiels ausführlich, welche Herausforderungen zur Einhaltung des Brandschutzes bestehen, wenn plötzlich viermal so viele Personen als vorher in einer Wohnanlage untergebracht werden müssen.
Benz wies auf die länderspezifischen Unterschiede bei behördlichen Anforderungen an Brandschutzkonzepte sowie die unterschiedliche Kategorisierung von Gebäuden hin. „Jede Gebäudeumnutzung bedarf beim Thema Brandschutz einer Einzelfallentscheidung. Wichtig ist, sich vor einer Nutzungsänderung mit Baubehörden und allen Beteiligten abzustimmen, um die Schutzziele – in erster Linie die Rettung von Mensch und Tier - zu erfüllen.“, so der Brandschutzexperte und ergänzte, „Bei Einrichtungen wie Flüchtlingsunterkünften ist ein geschultes Sicherheitspersonal wichtiger Bestandteil des gesamten Brandschutzkonzepts.“ Auch der Rechtsanwalt Dr. Peter Bachmann plädierte in seinem Vortrag über die gesetzlichen Grundlagen auf Experten zu setzen: „Brandschutzmaßnahmen sollten besonders bei Gebäuden mit hohem Publikumsverkehr fortlaufend angepasst werden. Fachkundiger Rat ist hier oft unerlässlich“.

Margarete Koenen, Leiterin des Gebäudemanagements der Stadt Schwabach, fuhr mit den Herausforderungen für Gebäude-Eigentümer fort und berichtete auf den Kolloquien von ihren Erfahrungen als Vertreterin der Sachaufwandsträger: „Für Schwabach beispielsweise, als kleinste kreisfreie Stadt Bayerns und Trägerin von zwölf Schulen, ist die Anpassung an die Brandschutzanforderungen eine echte Mammutaufgabe“. Von den nicht minder schweren Abstimmungsaufgaben erfuhren die Teilnehmer aus dem Dialog zwischen Brandschutzplaner und Bauordnungsbehörde. Thomas Maier von Valentin Maier Bauingenieure und Thomas Pöllot, Stadt Fürth, vermittelten die jeweilige Perspektive und den Abstimmungsprozess, insbesondere bei Abweichungen.

Experte für Umbauten und den Einbau nachträglicher Brandschutzmaßnahmen ist Claus Schmid. Er erläuterte detailliert, welche umfangreichen und zum Teil widersprüchlichen Anforderungen an den Anbieter für einen Gebäudeumbau und Bauteile im Bestand gestellt werden und dass Brandschutz im Bestand häufig mit bestehenden Zulassungen und Prüfzeugnissen nicht realisiert werden kann und Zustimmungen im Einzelfall erfordert.

Tritt trotz aller Brandschutzmaßnahmen die Katastrophe ein, kommt die Feuerwehr und ihr Gerät zum Einsatz. Christian Gußner, Brandoberrat der Stadt Fürth, stellte den Teilnehmern mit zahlreichen Bildaufnahmen verschiedenste Rettungsgeräte vor, und erläuterte anschaulich die Möglichkeiten und Grenzen des zweiten Rettungsweges. Gerade die zunehmende Nachverdichtungen in zweiter Reihe, die nachträglichen Dachgeschossausbauten und die Umnutzung von Bestandgebäuden erfordern umfangreiche Kenntnisse über den zweiten Rettungsweg und eine frühzeitige Abstimmung der Planer mit der örtlichen Feuerwehr.

Von der Theorie in die Praxis: Begehung der TH Nürnberg
Wie Brandschutz in der Praxis umgesetzt werden kann, erlebten die Teilnehmer bei einer Begehung verschiedener Gebäude der Technischen Hochschule. Stefan Goth, Baubeauftragter der TH Nürnberg, Ralf Schwerdtfeger, Technischer Leiter der Hochschule und Hannes Rösler, Brandschutzbeauftragter, erklärten, wie Technik und Betrieb von Alt- und Neubauten optimal aufeinander abgestimmt werden können.

Die nächsten Nürnberger Kolloquien zum Brandschutz finden im Frühjahr 2017 statt.