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18.04.2016 | Allgemeine Meldungen

Deutsche Telekom behandelt unter den DAX-Konzernen am intensivsten das Thema Digitale Transformation

Platz 2 für Deutsche Bank / Auswertung der Geschäftsberichte aller 30 DAX-Unternehmen durch die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin / Insgesamt spärliche Informationen zu Transformationsaktivitäten

In Expertenkreisen ist unstrittig, dass die Überführung von Technologien, Strategien, Geschäftsabläufen, Führungsstrukturen und Mitarbeitern in das digitale Zeitalter für Unternehmen heute zu den wichtigsten Herausforderungen zählt. Besonders bedeutend ist eine erfolgreiche Digitale Transformation für die im DAX® zusammengefassten 30 bedeutendsten deutschen Aktiengesellschaften. "Wie die Konzerne mit dem Thema umgehen, sollte sich daher aus den Geschäftsberichten ergeben", erklärt Prof. Dr. Julian Kawohl, Inhaber der Professur für Strategisches Management an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. "Denn die hier veröffentlichten Informationen sind entscheidend für Anteilseigner, Mitarbeiter und Kunden der Unternehmen. Und der Gesetzgeber verlangt hierin auch eine wirklichkeitsnahe Darstellung nach einheitlichen Kriterien."

In einem Forschungsprojekt von Prof. Dr. Kawohl wurden daher jetzt die Geschäftsberichte aller 30 DAX-Konzerne in einem speziell entwickelten Verfahren analysiert. Das Ergebnis: Innerhalb des DAX® gibt die Deutsche Telekom am umfassendsten Auskunft zur Transformation des eigenen Unternehmens. Knapp dahinter folgt auf Platz zwei die Deutsche Bank, dann die Commerzbank, Bayer und E.ON. Im Spitzenfeld liegen ebenfalls noch die Deutsche Post, die Lufthansa sowie Henkel.

Zu geringer Stellenwert der Digitalen Transformation ist gefährlich

Ermittelt wurde für dieses Ranking, wie häufig und in welcher Form die Transformation von Strategie, Technologien und Unternehmensorganisation in den Geschäftsberichten 2014 thematisiert werden. „Mehr als 6000 Fundstellen in den 30 Geschäftsberichten wurden daraufhin untersucht, ob ein transformationsrelevanter Vorgang thematisiert wurde. Am Ende war das 212 Mal der Fall“, erläutert Prof Dr. Kawohl: „Dass die Großkonzerne insgesamt nur so spärlich über Transformationsaktivitäten berichten, hat  uns dann doch erstaunt. Das spiegelt nicht die notwendige Bedeutung des Themas wider“. Diese geringe Beachtung kann unterschiedliche Ursachen haben. Möglicherweise gibt es noch nicht genügend Aktivitäten in Richtung Digitaler Transformation. Oder entsprechenden Veränderungen im Unternehmen wird nicht genug Bedeutung für die Zukunft des Konzerns beigemessen, so dass sie gar nicht kommuniziert werden. „Beides aber läuft auf einen gefährlichen, zu geringen Stellenwert des Themas hinaus", so Kawohl.

Für Kawohl sind die Top-Platzierungen keine Überraschung: „Die Telekom als ehemaliger Staatskonzern befindet sich schon seit längerem in einem umfassenden Wandlungsprozess, bei der die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielt.“ Die Deutsche Bank nehme in zahlreichen konzernweiten Projekten eine digitale Transformation ihrer Geschäftsaktivitäten und ihrer Kultur vor. Und die Commerzbank habe vielfältige Aktivitäten gestartet, um sich an die neuen Rahmenbedingungen in der Finanzbranche mit Niedrigzinsen und neuen Wettbewerbern aus der Startup-Szene aufzustellen.

Schlusslichter in Bezug auf die im Geschäftsbericht skizzierten Transformationsaktivitäten sind der Medizintechnikhersteller Fresenius SE & Co. KGaA, der Düngemittelhersteller K+S sowie der Industriegase-Anbieter Linde. Bei diesen drei Unternehmen konnte in der Analyse kein in den Geschäftsberichten beschriebener Vorgang als transformationsrelevant verifiziert werden.

IT- und Telekommunikationsindustrie mit Spitzenposition

Aufschlussreich ist auch der Branchenvergleich. Danach haben die Unternehmen der IT- und Telekommunikationsindustrie die Spitzenposition beim Stellenwert der notwendigen Transformation inne. Dahinter liegt die Finanzdienstleistungsbranche gefolgt von der Logistik und dem Pharma-/Medizintechnik-Bereich. Mit etwas Abstand reihen sich die Automobil-, Konsumgüter-, Chemie- und Technologiebranche danach ein. Die Schlussposition belegen die Rohstoffhersteller und -händler.

Lediglich das Abschneiden eines Unternehmens wie SAP nur auf Platz 22 muss laut Prof. Dr. Kawohl nicht zwangsläufig heißen, dass digitale Geschäfte dort eine untergeordnete Rolle spielen. So sei ein Softwarekonzern wie SAP "schon von Natur aus" auf das Thema Digitalisierung ausgerichtet. Eine weitere Transformation des Geschäftes könne daher im Geschäftsbericht unter Umständen keinen so großen Stellenwert finden wie in anderen Unternehmen. Doch solche Sonderumstände verändern die magere Transformationsbilanz der 30 DAX-Konzerne nicht. Professor Kawohl: „Vor allem die deutlich hinten platzierten Konzerne sollten ihre Unternehmens- und Kommunikationsstrategie auf jeden Fall überdenken.“

DAS STELLENWERT-RANKING ZUR TRANSFORMATION IN DEN DAX-30-UNTERNEHMEN

  Ranking

Unternehmen              

Transformationsindex (in  Geschäftsberichten beschriebene und als transformationsrelevant verifizierte Entwicklungen)

1

Deutsche Telekom AG

25

2

Deutsche Bank AG

24

3

Commerzbank AG

17

4

Bayer AG

15

5

E.ON SE

12

6

Merck KGaA

10

7

Deutsche Post AG

10

8

Lufthansa AG

10

9

Henkel AG & Co. KGaA

9

10

Allianz SE

8

11

Adidas AG

8

12

Daimler AG

8

13

Volkswagen AG

8

14

RWE AG

7

15

ThyssenKrupp AG

6

16

Deutsche Börse AG

5

17

Siemens AG

5

18

Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA

4

19

HeidelbergCement AG

3

20

BMW AG

3

21

Continental AG

3

22

SAP SE

2

23

Beiersdorf AG

2

24

Infineon AG

2

25

BASF SE

2

26

Münchener Rück AG

2

27

LANXESS AG

2

28

K+S AG

0

29

Fresenius SE & Co. KGaA

0

30

Linde AG

0

                                                                                                                          Gesamt 212 = 7,1 pro Unternehmen

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Über die Professur für Strategisches Management der htw Berlin:
Zentrale Inhalte der 2015 geschaffenen Professur für Strategisches Management und Case Studies der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin sind Analysen, welche Möglichkeiten insbesondere für etablierte Unternehmen bestehen, Geschäftsmodelle und die eigene Struktur nachhaltig in moderne, innovative und agile Organisationen zu transformieren. Durch die Nutzung von Case Studies und anderer praxisnaher Methoden (z.B. Experten-Panels, Design Thinking Workshops etc.) sollen dabei praxisorientierte und umsetzungsfähige Erkenntnisse generiert werden.
Prof. Dr. Julian Kawohl hat die Professur seit April 2015 inne. Er verfügt über mehrjährige Strategie-Praxiserfahrung als Leiter Konzernentwicklung und CEO-Assistent in einem internationalen Unternehmen, die er mit wissenschaftlicher Fundierung kombiniert, um einen hohen Anwendungsimpact zu erzielen. Kawohl arbeitet mit einem umfassenden Netzwerk in Corporates, Startups, Consulting und Research und ist regelmäßiger Key Note Speaker und Panel Moderator auf nationalen und internationalen Konferenzen. Im Juli 2015 hat er den Corporate Startup Award mitinitiiert. In diesem Format wurden erstmals die besten Projekte für Corporate Entrepreneurship und Corporate Startup Partnerships in Deutschland von einer hochkarätigen Jury ausgezeichnet.

Website von Prof. Dr. Julian Kawohl: siehe Link