Städte und Gemeinden haben im Klimaschutz eine zentrale Rolle
Ende November 2015 blickt die Welt nach Paris zur 21. UN-Klimakonferenz. Die Vertreter der Mitgliedsstaaten werden versuchen, ein neues Klimaabkommen aufzusetzen, das 2020 das bisher eingesetzte Kyoto-Protokoll ablösen soll. Das erklärte Ziel ist eine Begrenzung der Erderwärmung auf maximal zwei Grad über dem Temperaturdurchschnitt vorindustrieller Zeit. Die Europäische Vereinigung des Garten- und Landschaftsbaus ELCA hat im Vorfeld der Konferenz an die Umweltminister der EU-Mitgliedsländer geschrieben und sie um Unterstützung und entsprechende Einflussnahme gebeten.
Die ELCA begrüßt die gesetzten Ziele der Klimakonferenz außerordentlich und hofft, dass es zu einer zukunftsweisenden Übereinkunft zur Erreichung verbesserter Klimaschutzziele kommt. Gemäß dem Motto „Think global, plan regional, act local" betonte der ELCA-Präsident Emmanuel Mony in seinem Schreiben die Notwendigkeit, auch die zentrale Rolle von Städten und Gemeinden im Klimaschutz zu sehen und lokale Anstrengungen anzuerkennen. Mony: „Wir hoffen sehr auf erfolgreiche Verhandlungen und darauf, dass die Staaten verbindliche Regeln vereinbaren, die nachhaltigen Klimaschutz sicher stellen. Wir drängen aber auch darauf, die Grüne Infrastruktur der Kommunen mit Parks und grünen Freiflächen, Straßen- und Alleebäumen sowie die Dach- und Fassadenbegrünung als direkt wirksame Instrumente zur lokalen Klimaverbesserung und damit zur Gesundheit der Menschen vor Ort zu thematisieren."
Städte nehmen bekanntlich nur zwei Prozent der globalen Landfläche ein, jedoch gibt es weltweit einen anhaltenden Zuzug in die Ballungsräume. Schon heute leben rund drei Viertel der Menschen Europas in Städten – Tendenz steigend. Globale Prognosen gehen davon
aus, dass bis 2050 fast 70 Prozent der dann über neun Milliarden Menschen in Städten leben werden. Unter Status-quo-Bedingungen hätte dies auf das Klima in den Städten eine verheerende Auswirkung und belegt die herausragende Bedeutung des Klimaschutzes und damit einhergehend einer urbanen Infrastruktur mit lebendigem Grün.
Die Luft in unseren Städten ist belastet durch höhere CO-2 Gehalte sowie Feinstäube und andere Schadstoffe infolge von Emissionen des Straßenverkehrs sowie durch den Ausstoß von Heizungs- und Industrieanlagen. Dazu kommen höhere Durchschnittstemperaturen als im Umland und weitere stadtspezifische Klimaextreme. Technische Verbesserungen sind ein wichtiger Teil der Verbesserungen des Stadtklimas und der Luftqualität. Darüber hinaus kommt dem Stadtgrün als grüner Infrastruktur aber eine mitentscheidende Rolle zu: Aus wissenschaftlichen Untersuchungen und praktischen Erfahrungen ist bekannt, dass die grüne Infrastruktur als integraler Bestandteil der Städteplanung und -entwicklung einen wesentlichen Beitrag zur Minderung von Klimarisiken leistet. Mony nannte in seinem Schreiben beispielsweise die Abschattung zur Minderung von Temperaturextremen, Absorption und Filterung von Luftschadstoffen und (Fein-)Staub sowie die Abflussrückhaltung von (Spitzen-)Niederschlägen aufgrund von Flächenentsiegelung und durch Dach- und Fassadenbegrünung.
Vor diesem Hintergrund appelliert die ELCA zusammen mit ihren 23 nationalen Mitgliedsverbänden in Europa sowie ihren Partnerorganisationen aus Japan, USA und Kanada und den sechs Europäischen Green City Initiativen an alle Teilnehmer der bevorstehenden Klimakonferenz, dem Stadtgrün die angemessene Rolle in den Kommuniqués und Vereinbarungen zukommen zu lassen.
Mony: „Technische Lösungen allein werden die vielfältigen Klimaprobleme in Städten nicht lösen. Vielmehr ist es im Wissen um deren vielfältige positiven Wirkungen geboten, der grünen Infrastruktur ausdrücklich die Bedeutung zu geben, wie sie auch in der Mitteilung der EU-Kommission „Green Infrastructure (GI)–Enhancing Europe’s Natural Capital", COM (2013 249) final veröffentlicht und festgehalten ist. Danach ist die Berücksichtigung der grünen Infrastruktur bei den Plänen zur Verbesserung des Klimaschutzes unumgänglich und zwingend."
In diesem Sinne bittet die ELCA die Umweltminister der Mitgliedsländer und die Delegierten um Unterstützung und entsprechenden Einsatz in Paris für mehr lebendiges Grün in allen Städten der gesamten Welt.
European Landscape Contractors Association (ELCA) Die European Landscape Contractors Association (ELCA) ist die europäische Vereinigung des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus. 1963 gegründet, nimmt der Verband die Interessen der Branche auf europäischer Ebene von über 89.000 Betrieben wahr. Die ELCA setzt sich unter anderem für einen engen Informations- und Erfahrungsaustausch sowie eine intensive Nachwuchsbildung innerhalb der Branche, für europäische Gartenschauen sowie eine landschaftsgärtnerische Stadtentwicklung ein. Die ELCA wird derzeit von 23 nationalen Verbänden des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus getragen und zählt darüber hinaus vier Partnerverbände zu ihren Mitgliedern.