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10.11.2015 | Gebäudemanagement

KIWI Gründer Dr.-Ing. Christian Bogatu im Interview: Wenn sich die Tür von ganz allein öffnet

Vor kurzem entschied das Landgericht Frankfurt, dass es in Mehrfamilienhäusern grundsätzlich verboten ist, nachts die Haustür zu verschließen, denn eine verschlossene Haustür kann für die Hausbewohner im Notfall – wenn sie keine Möglichkeit haben, ohne Schlüssel das Haus zu verlassen – zur Falle werden. Das Gerichtsurteil (Main Az.: 2-13 S 127/12) besagt: Der Schutz von Leben und Gesundheit ist wichtiger als das Sicherheitsbedürfnis der Bewohner.

Dr.-Ing. Christian Bogatu, Mitgründer und Mitgeschäftsführer von KIWI (Foto: KIWI)

Das berührungs- und schlüssellose Türzugangssystem „KIWI" für Hauseingangstüren von Mehrfamilienhäusern kann dieses Sicherheitsbedürfnis befriedigen, denn es funktioniert sowohl bei nicht abgeschlossenen Haustüren mittels des vorhandenen Türsummers, als auch bei abgeschlossenen Haustüren mittels eines Motorschlosses mit einer sogenannten Panikfunktion. Diese Funktion ermöglicht es den Bewohnern zu jeder Zeit, also auch bei abgeschlossener Hauseingangstür, das Haus von innen im Notfall zu verlassen, auch ohne einen Schlüssel bei sich zu tragen. Dr.-Ing. Christian Bogatu ist Mitgründer des Berliner Unternehmens KIWI.KI GmbH, welches das KIWI Türzugangssystem be- und vertreibt.

Das KIWI Türzugangssystem revolutioniert den herkömmlichen Schlüssel. Es überträgt dem Prinzip nach die aus dem Auto bekannte Keyless-Go-Funktion auf die Haustür von Mehrfamilienhäusern. Der KIWI Transponder – genannt "KIWI Ki" – verbleibt bequem in der Tasche des Nutzers. Sein Gegenstück – der KIWI Türsensor – befindet sich hinter dem Klingelpaneel an der Haustür. Nähert sich eine Person mit einem autorisierten KIWI Ki der Haustür auf ein bis drei Meter Entfernung, erkennt der KIWI Türsensor automatisch den KIWI Ki und entriegelt die Haustür, indem er den Türsummer oder das Motorschloss aktiviert. Die Tür muss dann nur noch aufgedrückt werden. Die Tür kann auch über die webbasierte KIWI App geöffnet werden. Mitgründer und Geschäftsführer für Produkt, Vertrieb und Marketing, sowie ehemaliger McKinsey-Berater, Dr.-Ing. Christian Bogatu gründete in der Vergangenheit bereits Kirsen Global Security, ein weltweit führendes Unternehmen für Sicherheitstechnik in der Logistikindustrie, und weiß, welche Herausforderungen der Markt bietet.

Wie ist die Idee zum schlüssellosen Türzugangssystem KIWI entstanden?

Bogatu: Die Idee zum schlüssellosen Türzugangssystem KIWI entstand bereits 2007, als meine Mitgründerin und damalige McKinsey-Beraterin, Ingenieurin und dreifache Mutter Dr.-Ing Claudia Nagel mal wieder mit Aktenkoffer, Einkaufstüten, Handtasche und Kind auf dem Arm vor verschlossener Tür stand. Sie fragte sich, warum es für dieses Problem noch keine bessere Lösung gibt. Bei einem gemeinsamen Abendessen im Herbst 2011 weihte sie mich in ihre Geschäftsidee ein: schlüssellose Haustüren. Die Idee war geboren und gemeinsam mit unserem dritten Partner, Peter Dietrich, gründeten wir im Februar 2012 die KIWI.KI GmbH.

Welche Hürden gab es von der Idee bis zur Umsetzung?

Bogatu: Anfangs standen wir natürlich vor vielen großen Herausforderungen. Zunächst musste eine sichere Technologie gefunden werden, die die Sicherheit und den Datenschutz an den Haustüren gewährleistet und gleichzeitig den schlüssellosen und berührungslosen Komfort bietet, den wir unseren Kunden heute bieten – hier gingen wir sehr präzise vor. An der Technologie von KIWI haben wir z. B. zwei Jahre mit Hochdruck gearbeitet, bis es die volle Marktreife hatte. Zudem sollten die Kosten für unsere Zielgruppen später überschaubar sein. Um KIWI erfolgreich am Markt zu etablieren, mussten unsere Zielgruppen erschlossen werden und der Kontakt zu vielen Branchen-Playern aufgebaut werden. Unsere Zielgruppen sind in erster Linie Hausbewohner, Verwalter, Hausmeister und Wohnungsbaugesellschaften, aber auch Dienstleistungsunternehmen wie die Post oder die Müllabfuhr, die vom schlüssellosen Türzugangssystem KIWI profitieren. Die Erschließung jeder einzelnen Gruppe war eine besondere und individuelle Herausforderung, die wir vor allem dank unseres starken Teams hinter KIWI meistern konnten. Heute konzentrieren wir uns besonders auf die schnelle, flächendeckende Ausstattung der Mehrfamilienhäuser mit unserem innovativen KIWI Türzugangssystem. Gerade jetzt, da das nächtliche Verschließen der Haustür gerichtlich für unzulässig erklärt wurde – solange keine weiteren Vorrichtungen installiert werden, die ein Verlassen des Hauses im Notfall auch ohne Schlüssel ermöglichen – sehen wir hier sehr großes Potenzial.

Das Landgericht Frankfurt entschied, dass es in Mehrfamilienhäusern verboten ist, die Haustür nachts zu verschließen. Was bedeutet dieser Beschluss für die Wohnungswirtschaft und für KIWI?

Bogatu: Zunächst halten wir dieses Urteil für richtig und wichtig für den Schutz der Mieter. Das Urteil besagt auch nicht, dass ein Verschließen der Haustür in jedem Fall verboten ist, es besagt vielmehr, dass, um ein Verschließen zu ermöglichen, zusätzliche Vorrichtungen vorhanden sein müssen, die ein Verlassen des Hauses von innen zu jederzeit erlauben. Das KIWI Türzugangssystem ermöglicht, Haustüren von innen und außen jederzeit schlüssel- und berührungslos zu öffnen. Dies funktioniert sowohl bei nicht abgeschlossenen Haustüren über den Türsummer, als auch bei abgeschlossenen Haustüren, sofern diese über ein Motorschloss mit einer Panikfunktion verfügen, die es dem Bewohner ermöglichen, das Gebäude im Notfall von innen zu verlassen, auch ohne einen Schlüssel bei sich zu tragen. Für Bewohner oder Eigentümer, die durch eine nicht abgeschlossene Haustür eine erhöhte Einbruchsgefahr sehen, kann KIWI also in Verbindung mit dem Einsatz von Motorschlössern mit Panikfunktion eine komfortable Lösung des vom Landgericht Frankfurt entschiedenen Problems sein. Eigentümer bzw. Hausverwaltungen, die sich gegen die Integration von Motorschlössern mit Panikfunktion entscheiden, sollten die Bewohner über den Gerichtsbeschluss informieren, damit ein Abschließen der Haustür verhindert werden kann und die Sicherheit der Bewohner im Falle eines Brandes gewährleistet ist.

Welche Rückmeldungen haben Sie bisher aus der Wohnungswirtschaft?

Bogatu: Das Feedback aus der Wohnungswirtschaft auf unser berührungs- und schlüsselloses Türzugangssystem ist sehr positiv. Hausverwalter und Bestandshalter wie etwa Wohnungsbaugesellschaften sehen in KIWI eine echte Alternative zum rund 4.000 Jahre alten Schlüssel – die Vorteile liegen auf der Hand: Der Verwaltungsaufwand ist wesentlich geringer und die Immobilie wird durch die moderne Technik aufgewertet. Etwas langwieriger dagegen ist es Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) von KIWI zu überzeugen, da die endgültige Entscheidung für KIWI meist erst im Rahmen von Eigentümerversammlungen getroffen wird, die in der Regel nur einmal pro Jahr stattfinden. Fast immer fällt die Entscheidung letztendlich aber positiv für KIWI aus.

Wie setzen sich Ihre Kunden zusammen?

Bogatu: Wir teilen unsere Kundschaft in drei Gruppen ein: Die erste Kundengruppe sind die Bewohner - sowohl Mieter als auch Eigentümer, die mit unserem berührungslosen Türzugangssystem KIWI vor allem an Komfort dazugewinnen. Die zweite Kundengruppe sind die Dienstleistungsunternehmen wie die Deutsche Post, Entsorgungsunternehmen oder auch Rettungsdienste, wie die Feuerwehr und Notärzte. Die dritte und sicherlich wichtigste Kundengruppe sind die Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft. Im Gegensatz zu den Bewohnern haben die Dienstleister und Wohnungsunternehmen einen ganz anderen Mehrwert: Für sie hält KIWI in erster Linie ein großes Einsparpotenzial bereit. Die Schlüsselverwaltung verschiedener Liegenschaften ist heute mit hohem Kostenaufwand verbunden – KIWI ist hierbei nicht nur viel effizienter, sondern dazu auch noch für Briefträger, Paketbote oder Müllmann komfortabler.

Gibt es Kooperationen zwischen KIWI und Dienstleistern wie der Post oder Entsorgungsunternehmen?

Bogatu: Im Bereich Türzugang ist KIWI der exklusive Partner der Deutsche Post AG. Diese nutzt heute bereits in 21 Zustellbezirken unser KIWI Türzugangssystem in der Briefzustellung. Zudem gab es auch erste Pilottests, bei dem DHL-Zusteller die Pakete in Paketkästen im Hausflur von Mehrfamilienhäusern auslieferten. Durch die Hauseingangstür gelangten die Zusteller der DHL dabei mit KIWI, das haben wir auch kürzlich in einer Pressekonferenz gemeinsam mit der DHL und Vonovia, dem größten Wohnungsunternehmen Deutschlands, bekanntgegeben. Mit der Alba Group, einem Berliner Entsorgungsunternehmen, konnten wir schon 2013 einen weiteren Partner für uns gewinnen. Weitere Entsorgungsunternehmen wie die Berlin Recycling GmbH und die Remondis Industrie Service GmbH nutzen KIWI ebenfalls bereits. Sowohl die Deutsche Post als auch die Entsorgungsunternehmen haben das Potenzial von KIWI für sich erkannt. Gespräche mit weiteren Partnern laufen derzeit.

Welche Sicherheitsvorkehrungen werden von KIWI getroffen, um die Sicherheit des Systems zu gewährleisten?

Bogatu: Seit rund 4.000 Jahren steht der Schlüssel für Sicherheit – das wollen wir mit KIWI natürlich so weiter führen und ausbauen. Die vier Säulen unseres Unternehmens sind Effizienz, Komfort, Sicherheit und Datenschutz. Die Datensicherheit unseres Systems spielt bei uns also eine extrem wichtige Rolle und wird sehr ernst genommen. Wir setzen daher auf qualifizierte Sicherheitsexperten weltweit, die auf fundierte Erfahrungen in der Sicherheitstechnikbranche zurückblicken können. KIWI wurde gemeinsam mit Sicherheitsexperten entwickelt und wird von unseren Software- und Hardware-Experten stets auf dem neuesten Stand gehalten. Unser Direktor für Sicherheit war zum Beispiel vorher für die IT Sicherheit an der New Yorker Börse zuständig.

Bereits in der Entwicklungsphase wurde KIWI mehrfach von anerkannten IT-Experten getestet und für sehr gut und einzigartig befunden. Die Sicherheitsstandards von KIWI sind um ein Vielfaches höher als vergleichbare Technologien, z.B. Keyless-Go-Systeme für Autos. Die Kommunikation zwischen dem KIWI Ki und dem KIWI Türsensor verläuft auf Basis von verschlüsselten Zufallszahlen. Mit dem zum Patent angemeldeten Verfahren ist es unmöglich, durch reines „Zuhören" einen KIWI Ki zu kopieren oder zu identifizieren, da jede Kommunikation neu und einzigartig ist. Wenn ein KIWI Ki verloren gehen sollte, kann dieser über die KIWI Hotline oder die webbasierte KIWI App in Echtzeit deaktiviert werden. Wir tun also alles dafür, unseren Kunden den höchsten Sicherheitsstandard zu bieten. Weil wir so viel Fokus auf das Thema Sicherheit setzen, ist es uns auch gelungen, große und starke Partner, wie die Deutsche Post, die Deutsche Telekom und die Allianz an Bord zu holen.