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18.11.2015 | Gesundheitswesen und Hygiene

Huml verleiht erstmals Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml hat am Dienstag in München erstmals den Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis verliehen. Ausgezeichnet wurden im Kaisersaal der Residenz drei herausragende Projekte aus München, Passau und Straubing. Huml betonte: "Insgesamt gab es 163 Nominierungen. Sie alle belegen, welche großartigen Ideen im Bereich von Gesundheit und Pflege in Bayern entwickelt und umgesetzt werden."

Die Ministerin fügte hinzu: "Der Bayerische Gesundheits- und Pflegepreis ist die höchste staatliche Auszeichnung im Gesundheits- und Pflegebereich. Er soll zeigen, was Bayern als liebenswerter, lebenswerter und innovativer Gesundheits- und Pflege-Standort zu bieten hat. Und er soll Anreiz geben, diesen Standort weiter zu stärken."

Einer der drei Preisträger ist das Projekt "NeoPAss - Bestens versorgt von Anfang an!" der Kinderklinik Dritter Orden Passau. Dabei geht es darum, bei der Versorgung von Frühgeborenen und von kranken Neugeborenen die betroffenen Familien von Anfang an zu integrieren. Ausgezeichnet wurde zudem das von Ehrenamtlichen durchgeführte Projekt "open.med" in München, das Menschen anonyme und kostenlose allgemeinmedizinische Sprechstunden anbietet. Ein weiterer Preis ging an ein Projekt des Zahnärztlichen Bezirksverbands Niederbayern in Straubing, das die mobile zahnärztliche Versorgung in Senioren- und Behinderteneinrichtungen verbessern soll.

Huml betonte: "Die Preisverleihung soll die Projekte in Bayern und darüber hinaus bekannt machen. Außerdem möchten wir damit andere Akteure informieren und zur Nachahmung oder Weiterentwicklung ermutigen. Der Preis soll zudem dazu beitragen, die Zusammenarbeit im Gesundheits- und Pflegewesens weiter zu verbessern."

Die drei Preisträger erhalten jeweils 5.000 Euro. Das Gesundheitsministerium hat eine Broschüre veröffentlicht, in der alle Nominierten vorgestellt werden. Die Ministerin erläuterte: "Es ist mir ein Anliegen, auf die vielen Initiativen aufmerksam zu machen. Deshalb war es mir wichtig, dass alle 163 Projekte in der Broschüre vorgestellt werden."

Huml verwies zugleich darauf, dass vor rund zwei Jahren das Bayerische Gesundheits- und Pflegeministerium geschaffen wurde. Die Ministerin betonte: "Es zeigt sich immer deutlicher, wie wichtig diese Entscheidung war. Auch in den nächsten Jahren werde ich mich mit Kraft und Beharrlichkeit für eine menschliche und moderne Gesundheits- und Pflegepolitik in Bayern einsetzen!" 

Weitere Informationen zu den Preisträgern:

  • Team NeoPAss- "Bestens versorgt von Anfang an!" der Kinderklinik Dritter Orden, Passau

Mit dem Projekt "NeoPAss" wird seit 2014 eine Familien-integrierende Versorgung von Frühgeborenen und von kranken Neugeborenen verbessert. Eltern werden angeleitet, sich vom ersten Tag an in die Versorgung ihres Kindes einzubringen. Knapp neun Prozent der Kinder in Deutschland und Bayern kommen zu früh auf die Welt, sehr viele davon haben ein erhöhtes Risiko für spätere Entwicklungsstörungen und Aufmerksamkeitsdefizite. Wesentliche Faktoren in der Entwicklung der Kinder sind die Eltern-Kind-Bindung, die elterliche Kompetenz und die elterliche Unterstützung des Kindes. Diese grundlegenden wichtigen Ansätze, aber auch kurzfristige medizinische Erfolge, werden durch das Vorhaben an der Kinderklinik Passau gesteigert. Von einem multidisziplinären Team wurde ein klinischer Behandlungspfad entwickelt und ein Care Managementteam (Familiennothilfe) etabliert, das die Familie von Anfang an bis nach Hause betreut. Für jede Familie wird bei Bedarf ein konkreter Hilfeplan erstellt und nach Tätigkeitsgruppen der Unterstützer und nach Prioritäten für Kind und Familie sortiert. Die Mitarbeiter der Kinderklinik Passau führen die Hilfsangebote und eine Erfolgskontrolle durch. Die Hilfeplanungen werden laufend weiter optimiert. Eine erste Evaluierung dokumentierte, dass sich für die Familien der Krankenhausaufenthalt um etwa eine Woche verkürzt, mehr Kinder zuhause gestillt werden, die Eltern deutlich sicherer im Umgang mit ihrem Kind sind, der Hilfebedarf außerhalb der Klinik abnimmt und die Kinder wesentlich seltener erneut ins Krankenhaus aufgenommen werden müssen. 

  • open.med – Für Menschen ohne Krankenversicherung, München

Ziel des Projektes ist die gesundheitliche Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherungsschutz, speziell auch für Kinder und Jugendliche, Frauen, Schwangere und chronisch Kranke. Die Anlaufstelle im Zentrum von München bietet Menschen - unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Aufenthaltsstatus - anonyme und kostenlose allgemeinmedizinische Sprechstunden. Durchgeführt werden sie von ehrenamtlich tätigen Ärztinnen und Ärzten, bei fremdsprachigen Patienten sind auch Dolmetscher anwesend. In speziellen Sprechstunden werden Kleinkinder und Babys betreut, außerdem gibt es ein Angebot für chronisch und psychisch kranke Menschen. open.med, seit 2006 ein Projekt des Ärzte der Welt e.V., kümmert sich auch um schwangere Frauen und führt Mutterschaftsvorsorgeuntersuchungen, Laboruntersuchungen und Beratungen durch. 80 Fachärztinnen und Fachärzte im Großraum München kooperieren mit open.med und ermöglichen so eine fachgerechte Weiterbehandlung auf ehrenamtlicher Basis. Die Patienten werden auch über sozialrechtliche Themen wie Krankenversicherung und Kostenübernahmen aufgeklärt. 2014 wurden rund 1.300 Beratungen mit medizinischem Hintergrund und 600 Sozialberatungen durch 60 Ehrenamtliche, 24 Ärztinnen und Ärzte sowie zwei hauptamtliche Fachkräfte durchgeführt. 

  • Neukonzeption mobile ambulante zahnärztliche Versorgung mittels temporär umgerüstetem Rettungswagen, Zahnärztlicher Bezirksverband Niederbayern, Straubing

Ziel des Projektes ist die Stärkung der zahnärztlichen Versorgung in Senioren- und Behinderteneinrichtungen. Mit einer mobilen Zahnbehandlung wird Pflegepatienten und anderen Heimbewohnern vor Ort geholfen und die zahnärztliche Versorgung vor Ort systematisch verbessert. Das ermöglicht der zahnärztliche Bezirksverband Niederbayern in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK), das ein jeweils kurzfristig umzurüstendes Rettungsfahrzeug mit passender Innenausstattung zur Verfügung stellt. Der Patient wird auf Station vom Rettungsassistenten nur auf die mobile Trage umgebettet und stressarm in das Fahrzeug zur Behandlung gebracht. Notfallversorgung und zahnärztliche Behandlungen bis mittleren Grades können darin gleichermaßen vorgenommen werden. Damit entsteht eine wesentlich geringere psychische und physische Belastung der Patienten, lang dauernde belastende Krankentransporte entfallen und Pflegepersonal wird wesentlich geringer gebunden. Dieser mobile Einsatzwagen kommt in erster Linie behinderten Menschen und Menschen der Pflegestufen II und III zugute, denen ein längerer Transport nicht zugemutet werden kann. In den Einrichtungen selbst muss kein dauerhaft eingerichteter Behandlungsraum mehr vorgehalten werden. Weitere Vorteile liegen in den kürzeren Eingriffszeiten für die Patienten, in der kompletten Notfallausrüstung  vor Ort und der schnelleren Notfallversorgung im Bedarfsfall. Die freie Arztwahl bleibt erhalten, da eine Nutzungsmöglichkeit für jeden interessierten Zahnarzt der Region besteht.