Techtextil und Texprocess 2015 überzeugen erneut mit Aussteller- und Besucherrekord
Rund 42.000 Besucher aus 116 Ländern erlebten an vier Messetagen das weltgrößte Angebot an Materialien, Verfahren und Technologien entlang der gesamten textilen Wertschöpfung. Insgesamt präsentierten auf den internationalen Leitmessen Techtextil und Texprocess 1.662 Aussteller aus 54 Ländern (2013: 1.660 Aussteller aus 56 Ländern) ihre neuen technischen Textilien, Vliesstoffe und Verarbeitungstechnologien für textile und flexible Materialien.
„Fantastische Stimmung auf der Messe und in den Branchen, hohe Besucherqualität und so viele Neuheiten wie noch nie: Die Techtextil und Texprocess 2015 zeigten sich als unangefochtenes Zentrum für die Innovationskraft von High-Tech Stoffen, Smart Textiles und Verarbeitungstechnologien“, sagt Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt.
Der überraschend angesetzte Bahnstreik hatte weniger Auswirkungen auf die Besucherzahlen als zunächst erwartet. Das lag vor allem an den internationalen Besuchern, die zahlreich auf das Frankfurter Messegelände strömten. Dabei profitierten sie auch von einem kurzfristig eingerichteten Busshuttle vom Flughafen zum Messegelände und zurück während der gesamten Messedauer. Die deutschen Besucher nutzten verstärkt Pkw und frequentierten die zusätzlich auf dem Messegelände bereit gestellten Parkplätze. Allerdings ließ sich ein leichter Besucherrückgang aus Deutschland nicht vermeiden. „Die Relevanz des Messedoppels ist stärker als je zuvor. Wir konnten mehr internationale Besucher in Frankfurt begrüßen. Die Aussteller bestätigten die hohe Qualität und Entscheidungskompetenz des Fachpublikums“, fügt Braun hinzu.
Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Brigitte Zypries informierte sich über die zahlreichen Neuheiten entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette. „Techtextil und Texprocess zeigen, dass Textilien auch im Zeitalter von Industrie 4.0 der Stoff sind, aus dem die Zukunft gemacht wird. Es ist beeindruckend, was hier zu sehen ist“, so Zypries anlässlich der offiziellen Eröffnung am Montag. „Ein wunderbares Beispiel ist ein mit Sensoren versehener Handschuh aus einem textilen Gewebe, der es Taubblinden per Druck ermöglicht, SMS zu schreiben.“
Bestnoten gibt es bei der Zufriedenheit aller Beteiligten: 95 Prozent (2013: 94 Prozent) der Texprocess-Besucher und 96 Prozent (2013: 96 Prozent) der Techtextil-Besucher beurteilen ihren Aufenthalt als sehr gut oder gut. Mehr als jeder zweite Besucher kam aus dem Ausland. Die Top-Besucherländer waren neben Deutschland Italien, Frankreich, Türkei, Großbritannien, Polen, Niederlande und Spanien. Deutliche Besucherzuwächse konnten u.a. aus Ägypten, Bangladesch, China, Portugal, Rumänien und Spanien registriert werden. Die ausstellenden Unternehmen bewerten die Konjunkturaussichten sehr positiv: 94 Prozent (2013: 88 Prozent) schätzen die Branche der technischen Textilien und Vliesstoffe als gut oder befriedigend ein, während die verarbeitende Industrie von textilen und flexiblen Materialien sogar 96 Prozent angibt (2013: 80 Prozent). Besonders die Branchen in Deutschland sind dabei im Vergleich zu 2013 noch euphorischer gestimmt.
Smart Textiles, Synergien und Industrie 4.0: Textil- und Bekleidungsindustrie für die Zukunft gerüstet
„Das Angebot der 16. Techtextil und 3. Texprocess ergänzte sich in seiner zum dritten Mal stattgefundenen Kombination hervorragend“, sagt Braun. Die Leitmesse Techtextil präsentierte mit 1.389 Ausstellern, einem Plus von 4,4 Prozent zur Vorveranstaltung, das bisher größte Angebot an technischen Textilien und Vliesstoffen weltweit. Die Texprocess führte mit 273 Ausstellern, als internationale Leitmesse für die Verarbeitung von textilen und flexiblen Materialien, die Prozesskette umfassend fort. Das Produktangebot erstreckte sich von Design und Zuschnitt über Nähen, Fügen, Sticken und Stricken bis hin zu Finishing, Textildruck, Logistik und IT.
Die auf der Techtextil präsentierten technischen Textilien und Vliesstoffe überzeugten einmal mehr durch ihre Anwendungsvielfalt. Nicht nur in den Bereichen Agrar, Automobil, Bau, Bekleidung, Energie und Medizin werden diese innovativen Fasern eingesetzt. „Ohne Textilien und Vliesstoffe würde wohl kaum ein Zug fahren, es sei denn, die Passagiere wollen auf blankem Metall sitzen“, sagt Eike Eberle, stellvertretender Geschäftsführer von Sioen Coated Fabrics Shanghai. So präsentierten die Aussteller der Techtextil auch synthetische Fasern zur Überdachung von Stadien oder für Lkw- bzw. Güterzugplanen sowie nicht brennbare Glasfaservliese für Sitze, Fußböden und Gepäckablagen. Zu den weiteren Highlights der Techtextil gehörten neben kommunizierenden, wärmenden und leuchtenden Multifunktionsjacken auch gestickte Elektroden für Langzeit-EKGs, algenbasierter Kunstschnee, eine künstliche Gebärmutter für Frühchen oder maritimes Textil zum Anbau von Seetang.
Ein Top-Thema der Texprocess war Industrie 4.0, das heißt die vollautomatische, digitalisierte und dezentrale Herstellung von Produkten. „Industrie 4.0 bietet erhebliche Potenziale für die Bekleidungs- und Ledertechnik. Unsere Branche braucht aufgrund der vielen Kollektionen schnelle und voll vernetzte Produktionsprozesse“, sagt Dr. Andreas Seidl, Geschäftsführer der Human Solutions AG, einem der führenden Anbieter unter anderem von 3D-Bodyscanning. Neben einer Optimierung von Kosten arbeiten diese neuen Maschinen so auch energiesparend und nachhaltig. Voll vernetzte Näh- und Fixiermaschinen sowie cloudbasierte 3D-Produktentwicklung waren dementsprechend unter den Neuheiten der Texprocess. Hervorgehoben wird die Bedeutung dieses Themas auch durch Elgar Straub, Geschäftsführer des VDMA Bekleidungs- und Ledertechnik: „Die Möglichkeiten der Industrie 4.0 lassen eine Serienfertigung mit Losgröße 1 schon bald zur Realität für den Endverbraucher werden.
Germany’s next top apparel kommt aus Mönchengladbach
Als Besuchermagnet für alle Interessenten von neuen Materialien und Verarbeitungstechnologien erwies sich die erste „Innovative Apparel Show“. Sie lockte an allen Messetagen pro Show etwa 500 Fachbesucher an den eigens errichteten Laufsteg. „Dieses weltweit einmalige Event zeigte neue Wege dieser kreativen und ideenfreudigen Branchen. Die teilnehmenden Hoch- und Modeschulen präsentierten faszinierende und ästhetische Hybride aus Fashion und technischen Textilien, gefertigt durch sowohl manuelle als auch prozessuale Verarbeitungstechnologien“, erläutert Olaf Schmidt, Vice President Textiles und Textile Technologies der Messe Frankfurt.
Die Zuschauer konnten während der vier Messetage per Abstimmung einen Favoriten auswählen. Dabei setzte sich Maria Valdez aus Mönchengladbach durch. Die Studentin von der Hochschule Niederrhein überzeugte das Fachpublikum mit ihrem ultraschallgeschweißten Schwarz-Weiß-Kleid. Neben einer Fortführung der erfolgreichen Show 2017 kündigte Schmidt während der Preisverleihung auch eine weitere Internationalisierung dieses Events an.
Die nächste Techtextil und Texprocess finden vom 9. – 12. Mai 2017 (Dienstag bis Freitag) in Frankfurt am Main statt.