Lebendige Stadtentwicklung: Bund, Länder und Kommunen wollen Grün
Kürzer als Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt kann man wohl kaum zusammenfassen, was Bäume leisten: „Bäume sichern unser Überleben“. Das sagte er anlässlich des Internationalen Tag des Baumes, am 25. April 2015 in Berlin. An diesem Tag werden traditionell überall in Deutschland Bäume gepflanzt. „Kein Wunder,“ so Helmut Selders, Präsident des Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V., der selbst rund um den Tag des Baumes viele Baumpflanzungen begleitet hat: „Bäume sind nach wie vor das Symbol für Nachhaltigkeit und die Pflanzung von Bäumen ist entsprechend beliebt. Kaum ein Bürgermeister, der nicht die Chance nutzt, sich tatkräftig bei der Pflanzung eines Baumes fotografieren zu lassen.“
Grün in der Stadt
Bäume sind naheliegender Weise die prominentesten Vertreter für das Grün in den Städten. Sie sind stärker im Bewusstsein der Menschen als beispielsweise Sträucher oder Stauden und Viele haben eine emotionale Beziehung zu Bäumen. Schon aufgrund ihres Volumens haben sie die größte Wirkung auf die Stadtklimatologie, spielen jedoch darüber hinaus auch eine wesentliche Rolle für das Leben in den Städten insgesamt. „Es sind vor allem Bäume und Alleen, die Städte strukturieren“, stellt Helmut Selders fest, „sie markieren Häuser, Wege und Plätze in Dörfern und Städten. Außerdem sorgen Bäume für Abwechslung im öffentlichen Raum; mit Austrieb, Blüte, kühlendem Sommerlaub, Herbstfärbung und Winterform verändern sie immer auch das Gesicht der Stadt.“
Rückenwind für Kommunen
Grünflächen erfahren in den letzten Jahren einen deutlichen Bedeutungszuwachs: Städte nutzen das Grün als Argument im Standortmarketing ebenso wie Investoren und Projektentwickler. Städteplaner interessieren sich verstärkt für die positiven Wirkungen von Grünflächen auf Stadtklima und Lärmminderung. Soziologen und Mediziner erkennen die Bedeutung von fußläufig erreichbaren Grünflächen für Wohlbefinden und Gesundheit der Bürger. In Zeiten des Klimawandels mit schon heute erkennbaren Folgen in der Stadtklimatologie und bei gleichzeitig steigendem Zuzug in die Städte stellen sich viele neue Fragen. Aus Sicht der Baumschulwirtschaft müsse es beim Klimaschutz darum gehen, Maßnahmen der Umwelttechnologie und lebendiges Grün optimal miteinander zu verzahnen, meint Markus Guhl, Hauptgeschäftsführer des BdB und Mitglied des Vorstands der Stiftung DIE GRÜNE STADT. Er setzte sich dafür auch beim Auftaktworkshop im Rahmen des Aktionsbündnis Klimaschutz in Berlin ein: „Wer nur einseitig auf technische Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels setzt, läuft Gefahr, im urbanen Raum lebensfeindliche Steinwüsten zu schaffen. Das Stadtgrün als wesentlicher Teil des öffentlichen Lebensraums muss zukünftig für seine Aufgaben ertüchtigt werden. Wenn dies nicht geschieht, gehen heute selbstverständliche Funktionen des Stadtgrüns verloren.“ Deshalb begrüßt der BdB ausdrücklich die aktuelle Bund-Länder-Verwaltungsvereinbarung zur Städtebauförderung 2015. Der Bund unterstützt damit Städte und Gemeinden bei der Bewältigung des wirtschaftlichen, demografischen, sozialen und ökologischen Wandels. Pro Jahr stehen demnach 700 Millionen Euro Bundesmittel für den Städtebau zur Verfügung, davon allein 150 Millionen Euro für das Programm „Soziale Stadt“. Die Förderung steht Städten und Gemeinden aller Größenordnungen zur Verfügung und löst hohe städtebauliche Gesamtinvestitionen aus. Laut Angaben des Bundesbauministeriums sind es allein im aktuellen Förderjahr 2015 rund 10 Milliarden Euro Folgeinvestitionen von Land, Kommunen und privaten Unternehmen. Schwerpunkte der Förderung 2015 sind die Themen „Grün in der Stadt“ sowie „Barrierefreiheit/Barrierearmut“ für eine generationengerechte Stadt.
Bundeskongress im Juni 2015
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veranstalten am 10. und 11. Juni 2015 in der Akademie der Künste in Berlin den Kongress „Grün in der Stadt - Für eine lebenswerte Zukunft". Erklärtes Ziel ist es, Akteure aus der Zivilgesellschaft und der Verwaltung, aus den Verbänden, der Wissenschaft und der Planungspraxis zusammen zu bringen. Positionen, Ideen und gute Beispiele aus unterschiedlichen Handlungsfeldern sollen vorgestellt und gemeinsam erörtert werden. Die Beiträge des urbanen Grüns für mehr Lebensqualität in den Städten stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Anmeldung zur kostenlosen Teilnahme ist online möglich (siehe Link). Auf dem Kongress soll unter anderem das „Grünbuch “Grün in der Stadt – Für eine lebenswerte Zukunft“ vorgestellt werden. Helmut Selders: „Wir freuen uns sehr über dieses Engagement der Ministerien und hoffen, dass der Kongress und das Grünbuch dazu beitragen, den Kommunen bei dem Zukunftsthema ´Grün in der Stadt` konkrete Hilfestellungen zu bieten.“