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01.06.2015 | Stadtplanung

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Ein Bahnhof zum Ankommen – Europapark Groningen lädt mit Grün zum Verweilen ein

Fahren Sie oft mit der Bahn? Mögen Sie Bahnhöfe? Fühlen Sie sich dort wohl oder sind Sie froh, wenn Sie diesen Ort möglichst schnell wieder verlassen können? Bahnhöfe sind ganz besondere Areale, auf denen es um Ankommen, Warten und Abfahren geht. Sie sind die zentralen Verkehrsknotenpunkte in unseren Städten. Hier treffen die verschiedensten Transportmittel zusammen – Züge, Busse, Taxis, Autos, Fahrräder – und vor allem Fußgänger mit und ohne Gepäck, mit und ohne Eile. Die Funktionalität der Verkehrsflächen und die Anbindung an die Infrastruktur der Stadt bestimmen das Bild und die Atmosphäre. Die wenigsten Bahnhöfe der Neuzeit sind repräsentativ und attraktiv; Sauberkeit und Sicherheit lassen vielerorts zu wünschen übrig.

"Mit der Bepflanzung wollten wir die harten Linien, die einen Bahnhof auszeichnen, unterbrechen", erklärt Jannes Huttinga, technischer Berater des Ingenieurbüros der Gemeinde Groningen.

Einer der Blickfänger des Bahnhofsareals ist der überdachte Fahrradraum mit seinem auffallend schrägen, hochwertig begrünten Dach. (Fotos: Nophadrain)

Viel Mühe hat man sich hingegen im niederländischen Groningen gegeben. 2012 wurde hier ein neuer Bahnhof eingeweiht, der seinesgleichen sucht. Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Groningen, hat knapp 200.000 Einwohner, darunter fast 50.000 Studenten. Dem hohen Anteil junger Menschen ist es zu verdanken, dass Groningen laut einer Untersuchung des Verkehrsclubs Österreich VCÖ zu den fahrradfreundlichsten Städten Europas gehört. Etwa 31 Prozent der Wege legen die Einwohner mit dem Fahrrad zurück, auch die meisten Pendler radeln natürlich zu den Bahnhöfen. Einer der wichtigsten in der Stadt ist der Bahnhof Europapark. Das Stadtviertel ist ein gemischtes Wohn- und Industriegebiet in nächster Nähe zum Stadion des FC Groningen, niederländischer Pokalsieger 2015 und ehemaliger Verein des jetzigen Bayern München Stars Arjen Robben.

Bahnhof und Aufenthaltsqualität – kein Gegensatz

Die verschiedenen Verkehrsströme waren der Ausgangspunkt der Gestaltungsidee und gleichzeitig auch die größte Herausforderung beim Bau des neuen Bahnhofs. Unterführungen für Radfahrer und Fußgänger unter den Gleisen, ein großer, überdachter Fahrradraum – attraktiv sollte das Gelände werden, mit positiver Ausstrahlung, viel qualitativ hochwertigem Grün und hoher Aufenthaltsqualität. „Mit der Bepflanzung wollten wir die harten Linien, die einen Bahnhof auszeichnen, unterbrechen, und an den Ursprung der hiesigen Landschaft mit altem Baumbestand erinnern“, so Jannes Huttinga, technischer Berater des Ingenieurbüros der Gemeinde Groningen. Die Bürger wurden von Anfang an in das Projekt einbezogen. Nachhaltig sollte es sein und vor allem den Wünschen der Stadtbewohner gerecht werden. Auch das Gelände um den Bahnhof sollte der Nachhaltigkeit Rechnung tragen, deshalb wurden langlebige Baumarten wie Eichen, statt Weiden und Pappeln gepflanzt. Gleichzeitig sollte das Areal auch so schnell wie möglich attraktiv und ansprechend aussehen. Daher musste die Pflanzendecke aus Stauden und Bodendeckern schon bei der Einweihung zugewachsen sein.

Grün erholt

Einer der Blickfänger des Bahnhofsareals ist heute der überdachte Fahrradraum mit seinem auffallend schrägen, hochwertig begrünten Dach. Um es zu realisieren, kam ein Intensives Dachbegrünungssystem des Anbieters Nophadrain, dem niederländischen Experten für Nutzdachsysteme, zum Einsatz. Die Vegetation des Gründachs brauchte ein natürliches Bodenprofil, ohne Staunässe. Das Nophadrain Drainagesystem verhindert den Aufbau von hydrostatischem Druck auf die Dachabdichtung, schützt sie vor mechanischen Belastungen und sorgt dafür, dass das Wasser sich in der Vegetationstragschicht nicht staut, sondern frei in die Abflüsse fließen kann. Pieter Wesselink, Verkaufsdirektor von Nophadrain: „In Innenstädten findet ein Kulturwechsel statt, man spielt wieder mit Flora und Fauna, Grün wird besonders positiv erfahren, als Erlebnis. Für einen Bahnhof ist dies außergewöhnlich, denn hier bestimmte normalerweise Eile und Hetze die Atmosphäre. Der Europapark ist aber ein gutes Beispiel, dass man auch in einem Bahnhof die Menschen entschleunigen kann.“

Kreativ und effizient

Nophadrain macht sich seit langem dafür stark, Freiräume multifunktional zu gestalten. Das Credo des Unternehmens lautet: „Nutze den freien Raum.“ Auch das schräge Dach über den Fahrrädern am Bahnhof Europapark darf betreten werden, es ist ein Garten, mitten in einer betonierten Umgebung. Die Tiefgarage unter dem Bahnhof hat zwei Etagen, darüber Wege und attraktiv angelegte Staudenbeete mit Bänken, die zum Verweilen einladen. Auch dieser Raum wurde durch das Intensive Begrünungssystem nutzbar gemacht. Auf dem Parkhausdach können sich Reisende in entspannter freundlicher Umgebung erholen. Es soll Freude machen, in Groningen Europapark anzukommen, der Ort soll Ruhe ausstrahlen.