Trianel: Flexibilität ist ein Handelsprodukt
Mit einem Anteil von 26 Prozent an der deutschen Bruttostromerzeugung haben die erneuerbaren Energien bereits heute erhebliche Auswirkungen auf den Stromhandel. „Die Funktion des Stromhandels als Schnittstelle zwischen Erzeugung und Verbrauch nimmt an Bedeutung zu. Man muss stets in der Lage sein, flexibel auf die volatile Einspeisung reagieren zu können“, stellt Stefan Sewckow, Bereichsleiter Trading & Origination bei der Stadtwerke-Kooperation Trianel im Rahmen eines Pressegesprächs bei der E-world 2015 fest.
Mit der Ausweitung des Handelsgeschäfts auf 24/7 und der Stärkung des Intraday-Handels sowie der Nutzung neuer Handelsprodukte auf den europäischen Märkten hat sich Trianel organisatorisch auf die veränderten Anforderungen im Handelsgeschäft eingestellt. „Besonders durch unsere Aktivtäten in der Direktvermarktung haben wir schon früh erkannt, dass die Erneuerbaren den Markt vor neue Herausforderungen stellen und neue Handelsstrategien erfordern“, so Sewckow. Gemeinsam mit der Green Energy Systems GmbH – GESY – vermarktet Trianel derzeit ein Portfolio von über 3.000 MW in der Direktvermarktung. Neben einer deutlichen Erhöhung der Prognose-Qualität setzt Trianel auf das Poolen von Sekundärregelleistungen für Erneuerbare-Energien-Anlagen und Industriekunden. Durch die Bündelung dieser dezentralen Flexibilitäten können wir einen nachhaltigen Beitrag zur Systemstabilität leisten. Der Trianel Sekundärregelpool ist bereits in mehreren Regelzonen sowohl für die positive als auch negative Sekundärregelleistung im Einsatz.
„Die angedachte Weiterentwicklung von Spot- und Regelleistungsmärkten durch den Abbau der Markteintrittsbarrieren für Erzeuger und Verbraucher ist mit Blick auf die Entwicklung der Märkte ein gutes Signal“, so der Trianel-Manager weiter. Die im Grünbuch für ein neues Strommarktdesign diskutierte Handelbarkeit von Viertelstundenprodukten und die Ausweitung der europäischen Marktkopplung im Intraday seien wichtige Schritte, um die Marktintegration der Erneuerbaren voranzutreiben.
Deutliche Potenziale, Angebot und Nachfrage über den Markt abzustimmen, erkennt der Handelsexperte auch im Lastmanagement. Der zunehmende Flexibilitätsbedarf durch die volatile Einspeisung könne auch auf der Nachfrageseite durch die Lastflexibilitäten im industriellen Umfeld bedient werden.
Stadtwerke mit ihrer traditionellen Kundennähe können eng mit Industrie und Gewerbe zusammenarbeiten, um die Potenziale beim Lastabwurf zu nutzen. „Ein professionelles Demand-Side-Management stellt große Anforderungen ans Messen, Steuern, Dokumentieren und Abrechnen von Leistung und muss auf das Handelsgeschäft abgestimmt sein“, erläutert Sewckow. Als kommunale Handelskooperation bietet Trianel Stadtwerken und Industrieunternehmen das Know-how, die Verknüpfung der anspruchsvollen Einzelschritte, für einen reibungslosen Lastabwurf zu übernehmen. „Damit die großen Potenziale für flexible Lasten gehoben werden können, müssen auch die Rahmenbedingungen für die Regelenergiemärkte flexibler gestaltet werden“, so Sewckow. Der Regelleistungsmarkt werde heute bestimmt durch die Anforderungen von großen Erzeugungsanlagen. Die Energiewende ermögliche aber auch neuen Mitspielern wie EE-Anlagen und Stromabnahmeanlagen, den zunehmenden Flexibilisierungsbedarf zu decken. „Das Grünbuch hat ein theoretisches Potenzial von 10.000 bis 15.000 MW an flexiblen Lasten identifiziert. Davon erachten wir rund 3.000 MW als technisch verfügbar und wirtschaftlich erschließbar“, so Sewckow.