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06.08.2015 | Beschaffungspraxis

BME: Freihandelsabkommen mit Vietnam gut für den Einkauf

Der BME hat den erfolgreichen Abschluss der zweieinhalbjährigen Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Vietnam begrüßt. „Das südostasiatische Land ist wie die gesamte Region im Aufbruch und gewinnt seit einigen Jahren als kostengünstiger Beschaffungsmarkt für unsere industriellen Einkäufer enorm an Bedeutung“, sagte BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Feldmann am Donnerstag in Frankfurt. Mit Raten von knapp über sechs Prozent liege das wirtschaftliche Wachstum Vietnams in jüngster Zeit fast wieder auf dem Niveau der Boomjahre Mitte der 2000er-Dekade. Auch die Konjunkturaussichten für 2015 und 2016 seien günstig.

Das jetzt vereinbarte Freihandelsabkommen mit Vietnam werde beide Seiten wirtschaftlich voranbringen, weil es ihnen den Zugang zum jeweils anderen Markt deutlich erleichtere. Es werde weniger Handelsbarrieren geben und den Abbau fast aller Zölle: Die EU und Vietnam wollen zudem ihren Warenaustausch intensivieren. Feldmann: „Wenn der BME vom 19. bis 24. September 2015 mit deutschen Einkäufern für eine Woche nach China zur International Sourcing Fair Shanghai reist, werden sich auch leistungsstarke vietnamesische Lieferanten potenziellen westlichen Geschäftspartnern mit ihren Waren und Dienstleistungen vorstellen.“

Vietnam habe sich seit 1986 im Zuge marktwirtschaftlicher Reformen nach außen geöffnet. Das Rechtssystem wurde laut Feldmann mit dem 2007 vollzogenen Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO radikal modernisiert. Nebeneffekt dieses Prozesses waren jedoch viele widersprüchliche und überlappende Regelungen. Da sich lokale Juristen mit der Konkretisierung und Auslegung allgemein formulierter Gesetze immer noch schwer tun, haben Ausfuhrbestimmungen eine höhere Bedeutung als die eigentlich übergeordneten Gesetze. Mit deutschen Standards sei der Rechtsrahmen in Vietnam weiterhin nicht vergleichbar.

Im Konzert großer Beschaffungsmärkte wie China und Indien könne Vietnam zwar noch nicht mitspielen. Als Hidden Champion punkte das Land aber erfolgreich mit seinen niedrigen Arbeits- und Lohnkosten. Es sei geografisch günstig gelegen, westlichen Partnern gegenüber aufgeschlossen und schon heute eine echte Bereicherung für die globalen Sourcing-Aktivitäten deutscher Einkäufer.

Der vietnamesische Außenhandel entwickelt sich weiterhin expansiv. Er weist 2014 nach Angaben des Auswärtigen Amtes einen Überschuss in Höhe von 2,14 Milliarden US-Dollar auf. Das Außenhandelsvolumen mit Deutschland in Höhe von 7,8 Milliarden US-Dollar kletterte um sechs Prozent nach oben, wobei sich die vietnamesischen Exporte nach Deutschland im Vorjahresvergleich mit 5,18 Milliarden US-Dollar (+5,3 Prozent) leicht erhöhten; die vietnamesischen Importe aus Deutschland lagen bei 2,62 Milliarden US-Dollar und gingen um 6,5 Prozent zurück.