Public Manager
09.04.2015 | Arbeitsschutz, Gesundheitswesen und Hygiene

Höher, schneller, weiter als Denkmodell hinterfragen

Es liegt eigentlich auf der Hand: Wer auf längere Sicht fit und belastbar sein will, muss auf seine Grundbedürfnisse achten. Auch Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht gegenüber den Beschäftigten. Warum das Hamsterrad dennoch kein Auslaufmodell ist, sondern viele Arbeitnehmer nur noch schneller rotieren, weiß Slatco Sterzenbach. Am Dienstag, 19. Mai, erschließt der Motivationsexperte und 17-fache Ironman Finisher den Besuchern der Corporate Health Convention die Energiequellen für einen perfekten Tag im Unternehmen.

Rituale und Disziplin machen Menschen erfolgreich, verhindern aber auch, dass Handlungen hinterfragt werden. Slatco Sterzenbach sieht in starken Gewohnheiten einen Grund dafür, warum der Ausstieg aus dem berüchtigten Hamsterrad so schwerfällt: „Der Mensch ist ein wunderbares Gewohnheitstier. Das hat auf der einen Seite Riesenvorteile, weil das Gehirn dadurch wesentlich ökonomischer arbeiten kann. 95 Prozent unserer Handlungen sind unbewusst und genau das ist auch wieder die Krux – dass wir gar nicht mehr dazu kommen, die Dinge zu hinterfragen, die wir tagtäglich tun“.

Hamsterrad wirkt wie eine Karriereleiter

Oft werde die automatisierte Verausgabung gar nicht richtig wahrgenommen: „Auch ein Hamsterrad sieht ja von innen aus wie eine Karriereleiter, die nach oben führt“, gibt der Keynote-Speaker zu bedenken. Seine Empfehlung lautet deshalb: „Ruhig mal raustreten und schauen, ist das wirklich die Richtung, die ich in meinem Leben einschlagen möchte?“ Viele machten das erst in der Midlife-Crisis oder gelangten, wie er in jungen Jahren als Krankenpfleger öfter erlebt habe, auf dem Sterbebett zu der bitteren Erkenntnis, etwas versäumt zu haben.

Ausreichend Schlaf zum Stressabbau nötig

Die Weichen für einen energiegeladenen Tag werden dabei schon am Vorabend gestellt: Wer seinen Tag früh beginnt, sollte zeitig zu Bett gehen. Den Trend in Managerkreisen, bereits um 4 oder 5 Uhr aufzustehen, sieht Sterzenbach deshalb skeptisch. „Meine Erfahrung ist, dass viele Führungskräfte weniger als sechs Stunden schlafen. In dieser kurzen Zeit können aber nur die wenigsten sehr gut regenerieren.“ Ein Schlafdefizit mache sich dabei nicht sofort bemerkbar, erhöhe aber durch die verstärkte Ausschüttung von Stresshormonen das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt. „Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die langfristig weniger als sechs Stunden schlafen, im Schnitt drei Jahre früher sterben. Das ist dann nicht wirklich eine Zeitersparnis.“

Informationsdiät hilft gegen die Zuvielisation

Die Menschen müssten zudem lernen, mit der kopflastigen neuen Arbeitswelt zurechtzukommen „Es hat sich etwas verändert. Nun wollen wir aber sicherlich nicht wieder zurück in den Ackerbau und 14 Stunden draußen arbeiten“, sieht der Motivationsexperte die Entwicklung durchaus von Vorteil. Die Frage sei, wie man sich die neue Situation zunutze mache: „Wir haben eine Zuvielisation, zu viel an Informationen. Also darf ich lernen, mich selbst zu steuern, Verantwortung zu übernehmen und für mich festzulegen, wie viele Informationen ich haben möchte.“ Er selbst halte eine „Informationsdiät“, achte genau wie bei der Ernährung darauf, was er konsumiere. „Natürlich kann ich ständig online sein mit dem wunderbaren Smartphone. Ich muss mich aber nicht zu seinem Sklaven machen, sondern kann zum Beispiel entscheiden, nur zweimal am Tag meine E-Mails zu checken.“

Nachhaltiger, ökologischer, gesünder als neue Denkrichtung

Junge Leute hätten bereits eine gesündere Einstellung zur Arbeit gewonnen, meint Sterzenbach. „Die heutige Generation hat erkannt, dass das mit dem immer mehr, höher, schneller, weiter nicht funktioniert. Sie haben andere Erwartungen, andere Werte.“ Dies sei auch ein wichtiger Punkt für zukunftsfähige Firmen: „Nicht immer in höher, schneller, weiter zu denken, sondern in nachhaltiger, ökologischer, gesünder“, empfiehlt der Experte. Burnout sei für ihn nur ein Label, nur ein Symptom. „Ich glaube nicht, dass wir zu viel arbeiten. Ich glaube eher, dass die Sinnhaftigkeit immer mehr verloren geht.“

Auf Firmenseite gebe es viele Möglichkeiten, das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu stärken. Er kenne einige Unternehmen, die sogar ein Fitness-Studio eingerichtet hätten. Wenn sich aber Mitarbeiter gerade für ein Training fertig machten und dann der Abteilungsleiter zu ihnen sage „Wohl nicht genug zu tun?“ verpuffe dieser nette Gedanke. „Das heißt, es muss auch von oben gelebt und kommuniziert werden.“ Mehr zu diesem Thema erfahren die Besucher der Corporate Health Convention am Dienstag, 19. Mai, von 13.45 bis 14.30 Uhr im Praxisforum C.

Veranstaltungstipp:

Slatco Sterzenbach: „Der perfekte Tag im Unternehmen – EnergieManagement 10.0“ am Dienstag, 19. Mai, 13.45 bis 14.30 Uhr auf der Corporate Health Convention in Stuttgart, Halle 8, Forum C.