Public Manager
29.10.2014 | Energie, Gebäudemanagement

Mit Mieterstrom-Modellen auf dem richtigen Weg

Seit diesem Frühjahr versorgt die Urbana über 1.400 Wohneinheiten der Berliner Gewobag neben effizient und umweltfreundlich erzeugter Wärme auch mit Mieterstrom. Mit der Erfahrung aus dem zukunftsweisenden Projekt, das der Energiedienstleister gemeinsam mit der Wohnungsbau-Aktiengesellschaft umgesetzt hat, kann jetzt eine erste Bilanz gezogen werden. Gleichzeitig plant Urbana bereits weitere Mieterstromprojekte und stellt neue, energiedienstnahe Produkte für die Wohnungswirtschaft vor.

Urbana, ein agiles, mittelständisches Unternehmen, gilt als Innovationstreiber für integrierte Energieversorgungslösungen für die Wohnungswirtschaft. Mit der Umsetzung des deutschlandweit ersten großdimensionierten KWK-Mieterstrom-Projekts in Berlin hat der Energiedienstleister in diesem Jahr erneut seine Innovationskraft und Kompetenz unter Beweis gestellt. Die energetische Modernisierung des Quartiers im Falkenhagener Feld, Berlin-Spandau, wurde im Rahmen des Mieterstrom-Projekts weit vorangebracht. Nach internen Berechnungen werden, ohne die Sanierung der Gebäudehülle zu berücksichtigen,
303 kg CO2/MWh eingespart ¬- die CO2-Belastung pro Megawattstunde sinkt so von 308 kg auf nur noch 5 kg CO2. Mit einer hocheffizienten KWK-Anlage versorgt Urbana umweltfreundlich und dezentral das ganze Quartier mit günstiger Wärme und darüber hinaus nun auch mit preiswertem Mieterstrom für den exklusiven Vor-Ort-Verbrauch.

"Dank des direkten Stromverbrauchs können jetzt auch Mieter in urbanen Räumen an der Energiewende partizipieren. Nur so kann sie gelingen", sagt Jan-Christoph Maiwaldt, Vorstandsvorsitzender der Verwaltung Urbana Energietechnik AG. Der Mieterstrom entlastet das zentrale Stromnetz deutlich. Dadurch entfallen die Energieverluste bei der Netzdurchleitung und aufgrund der teilweisen Nichtnutzung der Netze die Netznutzungsentgelte. Ein Gewinn für alle: günstiger, umweltfreundlicher Strom für die Mieter auf der einen Seite, Kosten- und CO2-Reduktion für das Wohnungsunternehmen ohne eigene Investitionsrisiken auf der anderen Seite. Maiwaldt: "Für uns ist das erst der Anfang in dem Prozess, unsere energiewirtschaftlichen Dienstleistungen für die Wohnungswirtschaft noch wirtschaftlicher und zukunftsfähiger zu machen."

In den vergangenen Monaten wurden mehr als 100 Smart Meter in Wohnungen im Falkenhagener Feld verbaut. Smart Meter sind ein zentraler Baustein des Mieterstrom-Angebots. Ziel ist es, die Liegenschaft so noch effizienter zu monitoren und zu managen. Maiwaldt: "Vor allem in größeren Gebäudezusammenhängen ist die digitale Erfassung und Verwaltung von Verbrauchsdaten von großem Mehrwert. Ein plakatives Beispiel ist die Neuvermietung von Wohnungen: Eine tagesgenaue Erfassung der Zählerstände lässt sich so mit deutlich geringerem Aufwand und für alle transparent durchführen."

Digitalisierung

Urbana hat für dieses Projekt neben den Smart Metern die komplette neue IKT-Infrastruktur etabliert. Dieser Baustein ist die Grundlage für neue energiedienstnahe Leistungen - zum Beispiel die Zusammenführung aller energiebezogenen Verbrauchsdaten von Wohnungen, also von Wärme und (Mieter-) Strom bis hin zum Brauchwasser. So lassen sich Verbräuche schnell und effizient erfassen und transparent und komfortabel abrechnen. "Unser Ziel ist aber auch", so Maiwaldt, "unsere Energiebeschaffung sowie -erzeugung durch die digitale Verknüpfung mit den Verbrauchsstellen bedarfsgerechter und dadurch noch effizienter aufzustellen und auszusteuern. Durch die Digitalisierung der Energieversorgung können wir - über die Effizienzsteigerung durch moderne Energietechnik hinausgehend - den Energieverbrauch in der Gebäudeversorgung weiter reduzieren."

Wirtschaftlichkeit

Ein Ziel des Mieterstrom-Projekts ist es, den dezentral erzeugten Strom immer preiswerter anzubieten als der örtliche Grundversorger. Für den Mieter sind somit, abhängig von Haushaltsgröße und altem Tarif, Einsparungen von mehr als 100 Euro pro Jahr möglich. Die Nebenkosten für Mieter durch ein eigenes, quartiersgebundenes Angebot zu senken, ist ein wichtiges Anliegen für die Wohnungswirtschaft. So schafft das Wohnungsunternehmen eine Aufwertung der Wohnsiedlungen durch stabile Warmmieten. Mieterstrom verspricht aber nicht Strom zu Dumpingpreisen - durch die Vermarktung des Mieterstroms gelingt eine langfristige Stabilisierung der Preise für umweltfreundlich erzeugten Strom und Wärme.

Investitionen

"Wir haben gleich auf die Befreiung des ,Eigenstroms' von der EEG-Umlage verzichtet.
Das ist jetzt ein Vorteil für die wirtschaftliche Nachhaltigkeit unseres Mieterstrom-Angebots. Auch mit der neuen EEG-Novelle bleibt Mieterstrom mit Urbana wirtschaftlich", erklärt
Jan-Christoph Maiwaldt. "Das ermöglicht Wohnungsunternehmen auch zukünftig durch neue Mieterstrom-Projekte an der ökonomischen wie ökologischen Aufwertung zu partizipieren." Allerdings birgt die Novelle Risiken an anderer Stelle: Mit der deutlichen Benachteiligung der Stromproduktion aus Biogas-BHKW gegenüber Strom aus Sonne und Wind ist die kurzfristig regelbare und hocheffiziente Energiequelle KWK gefährdet, obwohl sie die Schwankungen bei den erneuerbaren Energien aus Sonne und Wind bestens ausgleichen und so zur allgemeinen Netzstabilität beitragen kann.

Trotz aller Unsicherheiten: Nach der erfolgreichen Umsetzung des Großprojektes in Berlin plant der Energiedienstleister Urbana weitere Projekte in der Hauptstadt, im Frankfurter Raum sowie in Neubaugebieten in Hamburg. "Diese Entwicklung zeigt, dass viele Wohnungsunternehmen die Notwendigkeit für die Umsetzung innovativer Versorgungskonzepte erkannt haben", sagt Maiwaldt.

Nächste Schritte

Mit dem Mieterstrom-Projekt in Berlin-Spandau hat Urbana neben seinem Kerngeschäft, der hocheffizienten Wärmeversorgung, eine eigene Vor-Ort-Stromvermarktungskompetenz aufgebaut und mit der Smart-Meter-Infrastruktur eine Grundlage für neue Dienstleistungen geschaffen: Energiedaten-Monitoring sowie Steuerung und Reglung. Gemeinsam mit den Wohnungsunternehmen wird Urbana als integrierter Energiedienstleister und seiner Kompetenz im technischen Gebäudemanagement (TGM) neue verzahnte Angebote zur weiteren Energieeffizienzsteigerung aufbauen - zum Beispiel der kontrollierten Wohnraumlüftung. Hier laufen zwei Bereiche zusammen, die stark voneinander abhängen, deren Gewerke aber bislang wenig miteinander zu tun haben. Urbana als integrierter Dienstleister kann dies als ganzheitliche Versorgungslösung der Wohnungswirtschaft anbieten. So lassen sich Überkapazitäten in der Wärmeversorgung vermeiden, bzw. eine intelligente Energieversorgungslösung für Ventilatoren und Wärmetauscher etablieren.