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02.10.2014 | Allgemeine Meldungen, Beschaffungspraxis

EMI: Der Abschwung ist in vollem Gange

Das Bild von der Lage der deutschen Industrie hat sich im September stark eingetrübt. Der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) schloss knapp unterhalb der neutralen 50-Punkte-Grenze. Gegenüber August sank er von 51,4 auf aktuell 49,9 Punkte und weist damit derzeit eine weitgehende Stagnation im deutschen Industriesektor aus. Belastet durch den größten Rückgang der Auftragseingänge seit Ende 2012 ist der EMI auf den tiefsten Stand seit 15 Monaten gefallen. Befragte Unternehmen machten vor allen das schwache Marktumfeld, die Russland-Sanktionen und ein geringes Wachstum der Hauptexportmärkte für das enttäuschende Ergebnis verantwortlich. Der renommierte Index fasst die Geschäftslage von über 500 Unternehmen des produzierenden Gewerbes in einem Wert zusammen.

„Die jüngsten EMI-Daten bestätigen unsere Befürchtung, dass sich der Aufschwung in Deutschland seinem Ende nähern könnte. Offensichtlich wird die Vielzahl geopolitischer Risiken zu einer Last für die Unternehmen“, betonte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt.

„Nun ist es offensichtlich: Der Abschwung ist in vollem Gang und wird vermutlich auch nicht vor dem Frühjahr 2015 sein Ende finden“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, dem BME. Das heiße aber nicht, dass Deutschland in eine  Rezession fallen werde. Traud: „Die hohe Dynamik des ersten Halbjahres von 1,7 Prozent wird die deutsche Wirtschaft im zweiten Halbjahr aber nicht halten können. Mit etwas Glück erreichen wir noch die Marke von 1,5 Prozent. Unabhängig von der Abkühlung in der Industrie, die der EMI anzeigt, wachsen der Konsum und die Wohnungswirtschaft weiterhin stark.“

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick: 

Industrieproduktion: Die September-Daten weisen auf ein weiter verlangsamtes Produktionswachstum im deutschen Industriesektor hin. Die Fertigungsvolumen sind zwar den 17. Monat in Folge gestiegen, allerdings ist das aktuelle Plus das zweitniedrigste der derzeitigen Wachstumsphase. Die Abschwächung wurde primär durch rückläufige Auftragseingänge infolge des schwachen Marktumfeldes bedingt.

Auftragseingang: Nachdem die Auftragsvergabe an Industrieunternehmen 14 Monate hintereinander zugenommen hatte, verzeichneten sowohl Global Player als auch KMU des Verarbeitenden Gewerbes im September einen Rückgang. Während knapp unter 23 Prozent von ihnen ein Plus verbuchen konnten, zeichnete sich bei rund 29 Prozent ein Minus ab. Hauptursache hierfür war nach Angaben der Befragten vor allem die schwindende Binnennachfrage.

Die Exportgeschäfte legten mit der niedrigsten Rate seit insgesamt 14 Monaten zu. Umfrageteilnehmer führten dies teilweise auf die Russland-Sanktionen und ein verringertes Wachstum der primären Exportmärkte zurück. Vor allem die Hersteller von Vorleistungsgütern erhielten weniger Bestellungen aus dem Ausland als im August.

Beschäftigung: Das Beschäftigungsniveau der Industrie stagnierte in September, wodurch eine dreimonatige Entlassungsphase endete. Entsprechend notierte der Teilindex auf der neutralen 50-Punkte-Linie. Neueinstellungen zur Steigerung der Produktion und Stellenstreichungen aufgrund unzureichender Auftragseingänge hielten sich hierbei die Waage.

Einkaufs-/Verkaufspreise: Wie bereits seit Februar dieses Jahres nahmen die Kosten weiter ab. Der jüngste Rückgang ist zugleich der stärkste seit Mai. Angaben der Umfrageteilnehmer zufolge fielen vor allem verringerte Preise für Rohmaterialien und gesunkene Energiekosten bei der aktuellen Entwicklung ins Gewicht.

Ein zunehmender Wettbewerbsdruck und sinkende Kosten hatten zur Folge, dass die Hersteller ihre Verkaufspreise erstmals seit März minimal senkten. Vor allem die Vorleistungs- und Investitionsgüterhersteller gewährten ihren Kunden Preisnachlässe, in der Konsumgüterindustrie stiegen die Preise dagegen tendenziell erneut an.

Der Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, Henley-on-Thames, erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).