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15.10.2014 | Energie

EEG-Umlage sinkt erstmals

Solar Cluster Baden-Württemberg: Weitere Reduktion der Kosten für den Verbraucher auch bei verstärktem Solarstromausbau möglich.

Die Umlage zur Finanzierung des Ökostromausbaus wird kommendes Jahr von 6,24 Cent pro Kilowattstunde Strom auf 6,17 Cent sinken. Das haben am 15. Oktober die Betreiber der deutschen Übertragungsnetze bekannt gegeben. Die Bundesregierung hatte sich als Ziel gesetzt, mit der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im August einen weiteren Anstieg der Kosten für die Verbraucher zu verhindern. Einen Zusammenhang zwischen der Reform und der jetzt gesunkenen Umlage sehen Fachleute jedoch nicht. „Bereits im Frühjahr kamen die ersten Prognosen zu reduzierten Umlagekosten für 2015, Monate vor der Reform“, sagt Dr. Carsten Tschamber, Geschäftsführer des Solar Clusters Baden-Württemberg.

Auch sei eine Ökostrombremse gegen höhere Kosten unnötig. „Die Preise für Photovoltaik und Windenergie an Land sind bereits so stark gesunken, dass ein deutlicherer Ausbau keinen relevanten Anstieg der Umlage zur Folge haben würde“, so Tschamber. Sogar eine weitere Senkung der Umlage sei möglich. Die reinen Förderkosten, also die Auszahlungen an die Anlagenbetreiber, betragen dieses Jahr nur rund drei Cent pro Kilowattstunde.

Die Änderung des EEG Anfang August reduzierte die Vorgaben für den Ökostromausbau und die Vergütung für Neuanlagen. Die leichte Senkung der Umlage ab Januar 2015 wäre ohne diese Novelle in derselben Höhe erfolgt, betont Tschamber. Andere Energieexperten sind ebenfalls dieser Auffassung, etwa vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE aus Freiburg oder der Berliner Denkfabrik Agora Energiewende. Durch den einmaligen Aufbau einer Liquiditätsreserve 2013 stieg die Umlage stärker als eigentlich nötig an. Vor allem dieser Einmaleffekt ist Ursache für den Spielraum zur jetzigen Senkung. Der verregnete Juli und August 2014 mit einem geringeren Solarstromergebnis sind ein weiterer Grund. Die Tatsache, dass der Anlagenzubau seit Oktober 2013 geringer ausfiel und mit der Reform auch in der Zukunft reduziert wird, hat nur geringen Einfluss, da die Preise und Vergütungen für Photovoltaik und Windenergie an Land so stark gesunken sind.
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Weitere Kostensenkung möglich – bei gleichzeitigem Ökostromausbau

Die EEG-Novelle kommt auch aus einem anderen Grund nicht als Preisdämpfer in Betracht. „Eventuelle Auswirkungen der jüngsten Reform machen sich erst 2016 bemerkbar“, erklärt Ralf Hofmann, Geschäftsführer des Neckarsulmer Wechselrichterherstellers KACO New Energy. „Da die August-Novelle von Minister Gabriel die Kosten aber nicht spürbar senkt, wird der Einfluss auf die Umlage im übernächsten Jahr zu vernachlässigen sein. Denn die teuren Ausnahmen für die stromintensive Industrie wurden nicht zurückgefahren, nur bei der inzwischen praktisch kostenneutralen Photovoltaik und bei Onshore-Windanlagen ist die Bremse angezogen.“ So sei Gabriels Reform nicht in der Lage, die Stromkosten zu senken.

Möglich ist eine stärkere Senkung der Umlage gleichwohl: Die Auszahlungen an die Anlagenbetreiber und die Höhe der EEG-Umlage haben sich seit 2011 stark auseinanderentwickelt. 2015 werden nur gut drei Cent pro Kilowattstunde von insgesamt 6,17 Cent dem eigentlichen Ökostromausbau zugutekommen (siehe Grafik). „Das liegt vor allem an den vielfachen Industrieausnahmen und der Kopplung der Umlageberechnung an den Börsenstrompreis“, erklärt Tschamber. „Ohne sie könnte die EEG-Umlage nahezu auf die Hälfte sinken.“ Darunter leiden müsste der Ökostromausbau nicht. Auch jedes zusätzliche Gigawatt Photovoltaik würde die Umlage nur noch um 0,02 Cent pro Kilowattstunde erhöhen. „Spätestens mittelfristig ist die Energiewende sogar günstiger als alle fossilen Alternativen“, so Tschamber.