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30.10.2014 | Gebäudemanagement, Sanitär-Heizung-Klima

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Drewag: Erfolge mit KWK-Contracting

Bei der Drewag Stadtwerke Dresden AG floriert das Contractinggeschäft, unter anderem mit dezentralen KWK-Anlagen. Der Energieversorger kann auf ca. 400 Verträge mit einer Gesamtleistung von 100 MW thermisch verweisen, darunter etwa 50 KWK-Installationen im Leistungsbereich zwischen 5 und 230 kW elektrisch. Das kommunale Unternehmen bietet Energieanlagen-Contracting seit Mitte1990 an und forciert für diese Versorgungsvariante seit 2008 die Kraftwärmekopplung.

Architektenzeichnung „Herrenbad“ im Dr.-Lahmann-Park. Das mit Eigentumswohnungen sanierte Gebäude aus den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts wurde um den Zwillingswohnturm erweitert.

Das neuere Angebot folgt damit der KWK-Doppelstrategie, die die Drewag vor sechs Jahren entwickelt hat. Sie beinhaltet den Ausbau des zentralen Fernwärmenetzes aus GUD-Blöcken nebst der Verdichtung der Anschlüsse und sie offeriert Interessenten außerhalb der Fernwärmetrassen klimafreundlichere KWK im Contracting – klimafreundlicher gegenüber Strom aus Kohlekraftwerken. Die konsequente Ökologie- und Ressourcenschonung, die sich die Drewag auf die Fahnen geschrieben hat, zwinge direkt zu KWK: „Nur durch die gemeinsame Produktion von Strom und Wärme ist es uns möglich, mit Elektrizität aus einem Kohlekraftwerk preislich konkurrieren zu können“, nennt der Abteilungsleiter Energiedienstleistungen Swen-Sören Börner den monetären Grund für die Kraftwärmekopplung.

Jüngstes KWK-Contracting-Projekt ist die Wohnanlage „Dr.-Lahmann-Park“ mit hochwertigen Eigentumswohnungen in Dresdens vornehmen Villenviertel „Weißer Hirsch“ auf den Hängen oberhalb der Elbe. Der Komplex besteht aus den sanierten Gebäuden des ehemals weltberühmten Lahmann-Sanatoriums aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach dem Zweiten Weltkrieg dienten allerdings die Prachtbauten unter anderem der Sowjetarmee als Klinik. Diese Nutzung hinterließ sichtbare Spuren. 2011 kaufte der Wohnungsbauträger Baywobau die mitgenommene Liegenschaft von total ca. 30.000 m2 und 2012 begannen die Baumaßnahmen in den fünf denkmalgeschützten Gebäudeteilen Damen- und Herrenbad, Doktor- und Hirschhaus sowie Heinrichshof. 2014 bezogen die ersten Eigentümer ihre gediegenen Domizile. Bis 2015 soll alles fertig sein.

Durchs Sieb gefallen
Heizungstechnisch suchte Investor Baywobau nach einer sauberen Lösung für die rund 1.000 kW Leistungsbedarf sowohl in Bezug auf die globale Umweltbelastung als auch auf die örtliche. Damit fielen beispielsweise selbst Pelletkessel für die einzelnen Objekte durchs Sieb: weil man nicht wollte, dass durch den gepflegten Lahmann-Park im Turnus Lkws mit der Brennstofffracht zu den einzelnen Bunkern fahren. Eine Groß-Wärmepumpe mit einem Nahwärmenetz als Alternative schied aus geologischen Gründen aus. Das nicht sehr üppige Wärmeangebot der örtlichen Mineralogie hätte zahlreiche Bohrungen weit über 150 m Tiefe erfordert, was sich kostenmäßig nicht rechnete, und für eine noch größere Anzahl kürzerer Sonden reichte einfach die Fläche für einen kurzschlussfreien Abstand zwischen den einzelnen Vertikal-Lanzen nicht aus.

In den Sondierungsdiskussionen mit der Drewag kam Fernwärme aus einem GUD-Kraftwerk zur Sprache. Nur fehlte eine Fernwärmeleitung zum Areal. Da die Baywobau auf ihrem Wunsch nach Fernwärme beharrte, schlug der Energiedienstleister eine Stromwärmeerzeugung aus einer dezentralen Station auf dem Gelände im Verbund mit Spitzenlast-Erdgaskesseln (Buderus) und einem Nahwärmenetz vor und erhielt dafür den Zuschlag.

Als BHKW-Modul entschied sich der Contractor für zwei „PowerCubes“ der Motorenwerke Bremerhaven MWB. Das Unternehmen bietet seit Ende der 70er Jahre neben den bekannten EGA-Maschinen für die zivile Schifffahrt und für die Marine (elektrische Leistungen bis 500 kW) auch Block-Heizkraftwerke für die stationäre Anwendung an. Um die parallelen Tätigkeiten zu Land noch deutlicher sichtbar zu machen, hatte MWB Mitte 2014 den Immobilien-Bereich aus dem mobilen Einsatz herausgelöst und in die MWB-Power GmbH eingebracht.

Für Gewerbeobjekte, Wohnkomplexe, Hotels, Krankenhäuser, Altenheime und andere Liegenschaften mit einem zeitgleichen Strom- und Wärmebedarf bis 50 kW elektrisch und 100 kW thermisch konzipierten die Bremerhavener den „PowerCube“. Diese kompakte und leise Einheit liefert das Werk serienmäßig mit Brennwerttechnik aus. Das Modul stützt sich auf einem MAN-Motor ab. Swen-Sören Börner verweist auf zwei Merkmale, die besonders für die MWB-Maschinen sprechen: „Ein Schiffsausrüster kann sich keine Unzuverlässigkeit leisten. Jeder Reeder cancelt sämtliche Verträge mit ihm, wenn die Schiffe irgendwo auf Großer Fahrt wegen technischer Schwächen der Motoren liegen bleiben. Die MWB-Aggregate hatten uns von der Seite her schon in der Vergangenheit überzeugt.“ Die beiden eingebauten Einheiten dürften mit ihren total 200 kW thermisch 70 bis 80 % der Jahresheizarbeit abdecken.

Geringes Störungsrisiko
Die hohe Zuverlässigkeit resultiere auch aus einem zweiten Plus. „Normalerweise lassen BHKWs nur geringe Toleranzen im Kühlwasser und damit im Heizungsrücklauf zu beziehungsweise der Anlagenbauer muss mit der richtigen Auslegung von Wärmetauschern im Heizungsrücklauf dafür Verantwortung tragen, dass die Betriebsbedingungen korrekt eingehalten werden. Das ist gar nicht so einfach, wenn die Temperaturen aufgrund des Verbraucherverhaltens, nämlich Ein- und Abschalten der Thermostate und Herauf- und Herunterdrehen, variieren, wie wir schon an anderen Installationen, die auf Störung gingen, feststellen mussten. Im ‚PowerCube’ dagegen hat MWB bereits eine entsprechende Technik integriert. Das BHKW steckt selbst große Schwankungen problemlos weg. Hinsichtlich dieses Störungsrisikos müssen wir uns als Betreiber keine Sorgen machen.“