Baukultur als Leitbild der Immobilienwirtschaft
Ihren Auftritt auf der Immobilienmesse Expo Real in München nutzte die Bundesstiftung Baukultur, um den Dialog zwischen Immobilienwirtschaft und Planern zu befördern. Am 7. Oktober stand das Motto „Baukultur als Leitbild der Immobilienwirtschaft – Werte, Verfahren, Innovationen“ im Mittelpunkt.
Die Immobilienwirtschaft sollte nicht länger Feindbild einiger Planer sein, so Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, bei der Eröffnung des Gemeinschaftsstandes mit Bundesarchitektenkammer, DGNB und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit am 6. Oktober. Sie gehöre mit ihrem Sach- und Fachverstand zu den Akteuren der Baukultur und müsse diese Rolle verantwortlich ausfüllen. In diesem Sinn hatte die Bundesstiftung Baukultur am 7. Oktober zu einer interdisziplinären Diskussion geladen. Den Aspekt von Baukultur als Prozesskultur betonte Stefanie Frensch, Geschäftsführerin der Berliner Wohnungsbaugesellschaft Howoge. Baukultur beinhalte auch den Weg zum Endergebnis. Dabei müsse neben der vorbereitenden Phase Null auch ein Verständnis für die Phase Zehn, also die Bewirtschaftung eines Gebäudes gestärkt werden. Dann könne Baukultur in Immobilien- und Wohnungswirtschaft gut implementiert werden.
Dass Baukultur bei Bauherren zunehmend eine Rolle spielt, beobachtet der Architekt Gerhard Wittfeld. Die Offenheit für Ideen und Alternativen von Planerseite steige, ebenso die Wertschätzung der Phase Null. Auch zielführende Beteiligungsverfahren, die Evaluierung von Projekten nach Fertigstellung und der Austausch von Auftraggebern untereinander seien sinnvolle Verfahren. Der Architekt Armand Grüntuch forderte angesichts immer komplexerer Planungsprozesse eine Stärkung des Architekten. Architektur müsse als Querschnittsaufgabe gesehen werden, die viele Bereiche abdecke. Dass stark wahrnehmbare Baukultur aber nicht alleine Planern zu verdanken sei, verdeutlichte der Immobilienexperte Andreas Schulten, Vorstandsmitglied der bulwiengesa AG. Es brauche immer Kaufleute und Bauherren, die dieses Thema forcieren und in die Realität umsetzen. Angesichts der Schwierigkeit, Baukultur in der renditeorientierten Immobilienwirtschaft zu platzieren, plädierte Schulten schließlich für Bereiche, in denen geltende Regeln und Normen gelockert werden, um Experimente zuzulassen.