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11.11.2014 | Gebäudemanagement, Gebäudesanierung

Lebendiger Lern- und Landschaftsraum

Mit dem neuen Kulturwissenschaftlichen Zentrum (KWZ) der Georg-August-Universität in Göttingen haben Architekten Prof. Klaus Sill aus Hamburg neuen Raum zum Lernen geschaffen. Die Idee des Entwurfs, die vorhandene Gebäudetypologie der benachbarten Objekte zu integrieren, setzen die Architekten in lebendiger Form um. Die neue Bibliothek sowie drei Institutshäuser fügen sich in das Gesamtbild des denkmalgeschützten ehemaligen Klinikgeländes ein und bilden den Hauptcampus der Universität. Die einzelnen Institutsvillen sind durch großzügige Grünflächen miteinander verbunden.

(Foto: Hagemeister)

Das Klinkerwerk Hagemeister aus Nottuln liefert mit anthrazitfarbenem Klinker der Sortierung „Java“ im langgestreckten Modulformat das geeignete Material, das mit seiner rauen Oberfläche für Dynamik in der Fassade sorgt. Insgesamt beträgt die verklinkerte Fläche rund 1.700 m². Kombiniert wird das dunkle Mauerwerk mit elektrolytisch gefärbten Edelstahl und Streckmetallfassaden in hellgold und neusilber.

Vier miteinander verbundene Einzelbaukörper reflektieren den städtebaulichen Maßstab der Umgebung und verbinden das KWZ zu einer leichten Gesamtfigur, die das Zentrum der Fakultät bildet. Die Institutshäuser, welche Vorlesungssäle und Seminarräume beinhalten, gruppieren sich als U-förmige Volumen um einen zentral angeordneten langgestreckten Kubus. Der viergeschossige Baukörper beherbergt die neue Bibliothek, die Eingangshalle und ein Café. Um die Synergieeffekte der zusammengelegten Institute nutzen zu können, legte man bei der Realisierung Wert auf die Einhaltung kurzer Laufwege zwischen den einzelnen Gebäuden und ihren Räumen. Die innere Struktur macht das KWZ zu einem kommunikationsfördernden Standort der es ermöglicht, Forschungsverbünde zwischen einzelnen Abteilungen zu schließen.

Materialität neu interpretiert

Auch die Fassadengestaltung des Kulturwissenschaftlichen Zentrums leitet sich aus dem zentralen Entwurfsgedanken und der Integration in das denkmalgeschützte Altklinikum ab. Während die hellgoldene Steckmetallfassade des Bibliothekbaus die Farbigkeit der historischen Klinkerfassaden des Altklinikums in seiner Materialität neu interpretiert, nehmen die Fassaden der Institutshäuser Bezug zu den anthrazitfarbenen Schieferdachdeckungen der umgebenden Bebauung. „Die städtebaulich vorhandenen Materialien und Farbtöne werden aufgegriffen und zu einer Fassade weiterentwickelt, die sich am historischen Bestand orientiert und diesen weiterinterpretiert“, beschreiben die Architekten vom Büro Prof. Klaus Sill das Farb- und Materialkonzept.

Insgesamt nehmen sich die Institutshäuser in ihrer Farbigkeit zurück und bilden so einen spannungsreichen Kontrast zur hellen Fassade des Bibliothekbaus. Hagemeister Klinker der Sortierung „Java“ im langgestreckten Modulformat (290 x 90 x 40 mm) ist im wilden Verband vermauert und erzeugt mit seiner unregelmäßigen Oberfläche Lebendigkeit und Haptik. Architekt Prof. Klaus Sill erklärt: „Seine Oberfläche und sein besonders schmales Format prägen das Erscheinungsbild des Kulturwissenschaftlichen Zentrums der Georg-August-Universität in Göttingen.“

Stoßfugen, die als nicht vermörtelte Haarfugen ausgebildet sind, unterstreichen die Wirkung des langgestreckten Modulformates und nehmen die starke horizontale Gliederung des Entwurfs auch in der Fassade auf.

Aus der U-förmigen Gebäudestruktur der Institutshäuser ergeben sich großzügige Lichthöfe, in denen parkähnliche Grünflächen angelegt sind. Die zu den Lichthöfen geöffnete elementierte Glasfassade ist an den vertikalen Lüftungsflügeln mit elektrolytisch gefärbten Edelstahlblechen belegt. Je nach Betrachtungswinkel ändern sie ihre Farbigkeit von Anthrazit über Gold und Rot zu Blauviolett. Diesem abwechslungsreichen Farbenspiel gibt die massive Klinkerfassade der Institutshäuser einen dezenten dunklen Rahmen. „Im Zusammenspiel mit den gläsernen Bauteilen und den zwischen gelb und violett farbig changierenden Blechelementen entsteht ein spannungsreicher Dialog im Kontext mit den denkmalgeschützten Ziegelbauten des ehemaligen Frauenklinikums“, beschreibt Prof. Klaus Sill.

Arbeit und Entspannung im Gleichgewicht

Die Resonanz des Bauherrn, der Studenten und Dozenten sowie der Anwohner auf den Komplex und seine facettenreiche Fassade ist positiv. Der Neubau fügt sich dezent in das bestehende Stadtbild ein und verleiht dem ehemaligen Klinikgelände neuen Charme. Mit dem Kulturwissenschaftlichen Zentrum ist ein neuer Campus entstanden, der Raum zum Lernen bietet.