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13.11.2014 | Beschaffungspraxis

BME: Thesen und Trends im Einkauf 2015

Die Einkaufsabteilungen deutscher Unternehmen stehen 2015 vor großen Herausforderungen. Sie können zum Jahreswechsel nicht genau einschätzen, ob die deutsche Konjunktur nur schwächelt oder doch in eine Rezession abgleitet. Unklar ist auch, wann die Rohstoffpreise wieder anziehen.

Sollten insbesondere die strategischen Metalle eine Rally einlegen, dürfte der Ruf nach dem Einkauf als Kostendämpfer in den Firmen wieder lauter werden. Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) hat anlässlich seines 49. Symposiums Einkauf und Logistik in Berlin (12.-14. November 2014) die wichtigsten Beschaffungstrends zusammengetragen:

Beschaffungstrends

Wirtschaft in schwierigem Fahrwasser

Der Aufschwung hat 2014 deutlich an Schwung eingebüßt, insbesondere der Industriemotor verlor zuletzt an Drehmoment. Angesichts der sich nur zögerlich erholenden Weltwirtschaft dürfte die deutsche Konjunktur auch im nächsten Jahr nur verhalten zulegen. So meldeten sich im Oktober zwar weniger Jobsuchende arbeitslos als in den vergangenen Jahren; und auch die Zahl der Erwerbstätigen nimmt weiter kräftig zu, was wiederum dem Fiskus 2014 Steuereinnahmen von fast 640 Milliarden Euro bringen dürfte. Allerdings schrauben gleichzeitig immer mehr Unternehmen ihre Geschäftserwartungen deutlich zurück. Dadurch erlebt insbesondere die gerade wieder langsam anspringende Investitionstätigkeit einen Rückschlag.

Rohstoffpreise weiter im Sinkflug

Das Rohstoffjahr 2014 war geprägt durch die Angst der Marktteilnehmer vor eskalierenden geopolitischen Krisen. Anders als in der Vergangenheit führten die jüngsten Spannungen in Russland, der Ukraine oder dem Nahen Osten allerdings nicht zu Preisexplosionen. Auch starke Kursschwankungen an den internationalen Börsen blieben aus. Bestes Beispiel dafür ist Rohöl, das sich sogar deutlich verbilligte. Doch Vorsicht: „Die meisten Rohstoffpreise legten in den vergangenen Wochen zwar den Rückwärtsgang ein. Dennoch sollten Einkäufer in ihre Beschaffungsstrategie für 2015 die Möglichkeit wieder steigender Preise einkalkulieren. Denn die nächste Rally kommt bestimmt“, sagt BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Feldmann. Angesichts wachsender internationaler Spannungen und einer nicht störungsfrei funktionierenden Weltwirtschaft ist 2015 mit Marktvolatilitäten zu rechnen. Auch diese Option sollten Einkäufer im Rahmen ihres Risikomanagements berücksichtigen.

Optimierung der Einkaufsprozesse

Der Einkauf muss seinen Beitrag leisten, um Konjunkturschwankungen aufzufangen. Er hat dabei vor allem die Kostenstrukturen im Auge zu behalten. Ein weiterer Trend: Die Einkaufschefs richten ihr Augenmerk zunehmend auf die Standardisierung und Digitalisierung ihrer Einkaufsprozesse. Ebenso wichtig: Beschaffungsaktivitäten orientieren sich immer stärker an Total Cost of Ownership; das heißt: ganzheitliche Kostenbetrachtung der Beschaffung statt starrer Fixierung auf den Einkaufspreis! Einkauf, Produktion und Vertrieb müssen hier in einem Boot sitzen. Konsequenterweise bauen immer mehr Einkaufsorganisationen ihre Kompetenz in der Wert- und Kostenanalyse aus.

Globale Megatrends fordern Unternehmen heraus

„Globale Megatrends stellen die Unternehmen vor neue Herausforderungen. Auch der Einkauf muss darauf die passenden Antworten finden“, fordert der BME-Vorstandsvorsitzende Horst Wiedmann. So finde das weltweite Wachstum künftig vor allem in Asien und Amerika statt. Man müsse darauf durch den Ausbau der globalen Präsenz und mit globalen Lieferantenstrategien reagieren. Demographische Veränderungen und der zunehmende Anteil älterer Menschen forderten eine veränderte Personalpolitik. Nachhaltigkeit, Klimawandel und effiziente Nutzung der Energieressourcen bedeuten eine neue technologische Ausrichtung. Immer konkreter wird der Go-local-Trend im globalen Einkauf: vom Low Cost Country Sourcing zum Best Cost Country Sourcing. Die Umwandlung des standortbezogen agierenden Einkaufs in eine globale Einkaufsorganisation ist vielerorts in vollem Gange. Und wo es wirtschaftlich sinnvoll ist, wird lokal beschafft, entweder mit Lieferanten vor Ort oder mit globalen Suppliern, die ihre Fertigung in unmittelbarer Nähe zum eigenen Werk aufbauen. Local Sourcing, Local for Local und Local Content sind die Buzzwords des Einkaufs.Ein weiterer Trend: Aufgrund sich ändernder Wechselkurse steht der Ausbau der Lieferantenbasis in Asien und – zunehmend auch – in Osteuropa auf dem Programm der Einkaufsmanager. Ein stärker differenziertes Lieferantenmanagement soll die frühe Einbindung von ausgesuchten leistungsstarken und innovativen Lieferanten in die Produktentstehung forcieren.

Internationalisierung des BME

Der BME unterstützt Einkäufer, Logistiker und Supply Chain Manager auch 2015 bei ihren Auslandsaktivitäten. In China will der Verband seine Serviceangebote deutlich ausbauen. So soll die Zahl der BME-Veranstaltungen weiter zunehmen.

Neben Asien richtet der BME seinen Blick verstärkt auf die Länder Südeuropas. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Westbalkan. In Zusammenarbeit mit Bundeswirtschaftsministerium, Auswärtigem Amt und dem DIHK wird der BME im nächsten Jahr eine eintägige Sourcing-Konferenz in Deutschland durchführen. Dort können Einkäufer ihre Bedarfe direkt mit leistungsfähigen Firmen aus der Balkan-Region besprechen. Hintergrund dieser Aktion ist das Projekt „Einkaufsinitiative Balkan“, das der BME gemeinsam mit BMWi und DIHK erarbeitet hat.