Public Manager
27.05.2014 | Allgemeine Meldungen, Umfragen

Innovation und Infrastruktur im Fokus - Was deutsche CEOs vom Staat erwarten

PwC-Studie "Government & the Global CEO": Deutsche Top-Manager sehen Staat bei Infrastruktur- und Innovationsförderung in der Pflicht / Digitale Transformation und Demografie fordern neue Antworten

Staatliche Institutionen und Entscheider sollten nach Ansicht deutscher Top-Manager die Förderung von Infrastruktur und innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen forcieren. Wie aus der Studie "Government and the Global CEO 2014  Fit for their futures?" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor geht, zählen 53 Prozent der befragten Vorstandschefs aus Deutschland die Verbesserung der Infrastruktur zu den drängendsten Aufgaben der öffentlichen Hand, jeder Dritte mahnt die Schaffung eines "Ökosystems für Innovationen" an.

Die Erwartungen an Staat und Politik stehen in einem engen Zusammenhang mit den von den CEOs identifizierten wirtschaftlichen und sozialen Megatrends der nächsten fünf Jahre: Die Befragten sehen die Alterung der Gesellschaft (78 Prozent) und die immer engere digitale Vernetzung in Wirtschaft und Gesellschaft (76 Prozent) als die maßgeblichen Einflussfaktoren für ihr Geschäftsumfeld an.

"Die systematische Kooperation von Akteuren aus Wirtschaft, Verwaltung, Forschung und Bildung ist ein wesentlicher Beitrag zum Management des demografischen Wandels. Gleichzeitig bietet die Vernetzung die Chance, über Innovationen die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und Wachstum zu schaffen. In diesem Koordinierungsprozess kommt der öffentlichen Hand eine Führungsrolle zu", betont Alfred Höhn, Partner bei PwC und Leiter des Bereichs öffentlicher Sektor.

Als größte politisch beeinflussbare Risiken für das Wirtschaftswachstum nennen die deutschen CEOs die Überregulierung (76 Prozent), gefolgt von der Sorge über höhere Energiekosten (62 Prozent). Demgegenüber verweisen eher wenige Entscheider aus Deutschland auf die möglichen negativen Folgen der staatlichen Finanzpolitik (56 Prozent) - von den weltweit befragten CEOs sehen über 70 Prozent den Umgang ihrer Regierungen mit Schulden und Haushaltsdefizit als erheblichen Risikofaktor.

"Aus den Antworten der deutschen Befragten lassen sich für die öffentliche Hand drei strategische Aufgaben ableiten: Kurzfristig erwarten die CEOs Klarheit über die künftige Energiepolitik - konkret geht es um die weitere Ausgestaltung der 'Energiewende' und den Aufbau der notwendigen Infrastruktur. Zweitens sollte sich der Staat stärker für die digitale Transformation engagieren - die intelligente Vernetzung von Prozessen und Systemen ist angesichts der Sparzwänge unabdingbar und wird im Hinblick auf den demografischen Wandel eine wesentliche Rolle beim Wissens- und Kompetenzerhalt in Verwaltungen und öffentlichen Institutionen spielen. Und schließlich geht es den Managern um eine Erneuerung der Vertrauensbasis zwischen Wirtschaft und Staat, wie die stark verbreitete Sorge vor einer ausufernden Regulierung verdeutlicht", erläutert Höhn.

Dabei richtet sich die Kritik an der Regulierung nicht allein auf die Anzahl der zu beachtenden Gesetze, Normen und Richtlinien. So plädieren 58 Prozent der deutschen CEOs für eine engere internationale Zusammenarbeit zur Harmonisierung der Regelwerke. Zudem wünschen sich 53 Prozent der Befragten, dass staatliche Regulierung stärker auf Wirkungen an statt auf Prozesse abzielt. Die Unternehmen sollten also wieder eine größere Entscheidungshoheit darüber bekommen, mit welchen konkreten Maßnahmen sie ein vom Staat vorgegebenes Ziel am besten erreichen.

Effektiv gegen Fachkräftemangel
Die CEOs erkennen aber auch die Erfolge politischer bzw. staatlicher Initiativen an. So halten 63 Prozent der Befragten die Bemühungen um eine Stabilisierung der Finanzmärkte und Sicherstellung der Kapitalversorgung hierzulande für effektiv - von den CEOs weltweit teilen nur 45 Prozent diese Einschätzung. Auch bei der Fachkräfteentwicklung und der Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Menschen hat die Politik nach Ansicht von 51 Prozent der deutschen Top-Manager "einen guten Job" gemacht - insgesamt sagen dies lediglich 21 Prozent beziehungsweise 17 Prozent der Entscheider.

Die Studie "Government and the Global CEO:
Fit for their futures" beruht auf der Befragung von weltweit 1.344 Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführern, darunter 45 aus Deutschland. Zudem wurden ausführliche Interviews mit 45 Top-Entscheidern aus Regierungen, Regierungsorganisationen und staatlichen Unternehmen geführt.