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06.05.2014 | Allgemeine Meldungen, Beschaffungspraxis

EMI: Zweitstärkster Produktionsanstieg seit Mai 2011 --- Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs

Die deutsche Industrie hat im April weiter zugelegt. Das belegt der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der mit 54,1 (März: 53,7) bereits den zehnten Monat in Folge über der Wachstumsmarke von 50 Punkten notiert. Dank verbesserter Konjunkturentwicklung und gestiegener Auftragsbestände erzielte das Verarbeitende Gewerbe im April die zweithöchste Produktionszuwachsrate seit Mai 2011.

"Der Aufwärtstrend der deutschen Wirtschaft hält unvermindert an. Allerdings stiegen die Einkaufsmengen im April schwächer an als in den fünf Monaten zuvor", betonte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), in Frankfurt. Dies sei ein Zeichen dafür, dass die Konjunktur zwar robust ist, die Risiken für einen Abschwung aber dennoch weiter bestehen.
Feldmann: "Daran können auch die erneut gestiegenen Auftragseingänge nichts ändern."

"Der EMI ist nicht im freien Fall. Er bewegt sich vielmehr auf einem Hochplateau - obwohl die Krise in der Ukraine weiterbesteht und sich zuletzt sogar noch verstärkt hat", sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, exklusiv dem BME.
Hier gebe es offensichtlich keinen unmittelbaren Zusammenhang. Die deutsche Konjunktur sei 2014 sehr dynamisch und werde um rund zwei Prozent zulegen. Der Arbeitsmarkt dürfte sich somit weiter verbessern. Irgendwann werde der EMI jedoch das Hochplateau auch wieder verlassen und mit etwas geringerem Wachstum ins nächste Jahr gehen.
"Für 2015 erwarte ich nur noch einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes in Höhe von 1,7 Prozent", teilte die Helaba-Bankdirektorin dem BME abschließend mit.

Nach Einschätzung von DIHK-Chefvolkswirt Dr. Alexander Schumann sind die Konjunkturkräfte in Deutschland intakt. Die schwächere Dynamik bei den Exporten sei angesichts der Ukraine-Krise und der langsameren Gangart in China nicht verwunderlich. Zudem lasse die Bundesregierung die Zügel bei der Wettbewerbsfähigkeit schleifen. Schumann: "Auch wenn Mindestlohn und Rentenpläne kurzfristig noch nicht als Konjunkturrisiken zu spüren sind ─ Wachstumsrisiken sind sie leider allemal."

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

Industrieproduktion:
Die deutschen Hersteller verbuchten im April erneut einen kräftigen Produktionsanstieg. Damit nehmen die Fertigungsvolumen bei Global Playern und KMU seit einem Jahr kontinuierlich zu. Im Berichtsmonat konnte die zweithöchste Zuwachsrate seit fast drei Jahren gemessen werden.

Auftragseingang:
Die Auftragsvergabe an deutsche Industrieunternehmen fiel im April abermals robust aus. Gegenüber den vier Vormonaten ging die Zuwachsrate zwar zurück, blieb aber über ihrem Langzeitdurchschnitt. Ein solides Plus in der Vorleistungs- und Investitionsgüterindustrie überwog hierbei die Einbußen der Konsumgüterproduzenten.
Die Exportgeschäfte legten zwar weiterhin zu, allerdings weniger stark als in den fünf Vormonaten. Hier sank die Wachstumsrate auf ein Sechs-Monatstief. Die Nachfrage nach deutschen Produkten war breit gefächert. Bestellungen kamen vor allem aus Asien, Europa und den USA. Besonders die Hersteller von Investitionsgütern verzeichneten einen positiven Absatztrend; bei den Konsumgüterproduzenten schlug hingegen ein Auftragsminus zu Buche.

Auftragsbestände/Beschäftigung:
Der Teilindex Auftragsbestand schloss abermals oberhalb der Wachstumsmarke von 50 Punkte und signalisierte einen anhaltenden Druck auf die Produktionskapazitäten der Hersteller. Die Auftragsbestände der Unternehmen wuchsen den siebenten Monat in Folge an.
Der Beschäftigungsaufbau setzte sich den fünften Monat hintereinander fort. Ausschlaggebend hierfür waren vor allem der erhöhte Produktionsbedarf und die positiven Geschäftsaussichten für die kommenden Monate. Die größte Einstellungsbereitschaft zeigten die Vorleistungsgüterhersteller.

Einkaufs-/Verkaufspreise:
Die Einkaufspreise sanken im April den dritten Monat in Folge und sogleich so markant wie seit Juli 2013 nicht mehr. Damit verringerte sich die Kostenlast der Unternehmen weiter. Hauptgründe dafür waren erfolgreiche Preisverhandlungen der Einkäufer, ein zunehmender Wettbewerb unter den Zulieferern und niedrigere Beschaffungskosten für einige Rohmaterialien, darunter Metalle, Brennstoffe und Energie.
Nachdem sich die Verkaufspreise im März noch leicht verringert hatten, blieben sie im April weitgehend konstant. Die Entwicklung gestaltete sich allerdings branchenspezifisch. Während die Preise für Investitions- und Konsumgüter stiegen, nahmen sie im Vorleistungsgüterbereich ab.

Der Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, Henley-on-Thames, erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (PMI).