Public Manager
03.03.2014 | Messen, Personalwesen

Modernisierung der Verwaltung: Top-Personalmanagement wird zum Muss

Der Deutsche Beamtenbund hat kürzlich Alarm geschlagen: Schon heute klafften bei Polizei, Zoll und Steuerfahndung riesige Personallücken. Im Zuge des demografischen Wandels sei gar die Funktionstüchtigkeit der öffentlichen Verwaltung in Gefahr. Vor diesem Hintergrund gewinnt das Personalmanagement strategisch an Bedeutung.

In der Themenreihe "Personal & Verwaltung" auf der Messe PERSONAL2014 Süd vom 20. bis 21. Mai in Stuttgart beschäftigen sich Fachleute aus dem Public Sector damit, wie sie die öffentliche Verwaltung leistungsfähiger und als Arbeitgeber attraktiver machen können.

Nicht nur im Zuge der demografischen Entwicklung scheint der Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst unausweichlich. Zu einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung kommen der Sparkurs des Staates und das angestaubte Image des öffentlichen Dienstes bei jungen Menschen hinzu.
"Öffentlicher Dienst in Deutschland - Fachkräftemangel vorprogrammiert?", fragt deshalb Volker Stich, Vorsitzender des BBW Beamtenbunds und der Tarifunion Baden-Württemberg, in einem Vortrag am ersten Messetag der PERSONAL2014 Süd. Der stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Beamtenbundes beschreibt Gefahren für eine leistungsfähige Verwaltung - in Zusammenhang mit Bildungsreformen, gesellschaftlichem Wandel sowie aktuellen politischen Entscheidungen.

Öffentliche Verwaltung als Arbeitgeber voranbringen
Auch die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) hat die Risiken erkannt und wird zukünftig den öffentlichen Dienst als Arbeitgeber stärker in den Fokus nehmen. In der vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderten Initiative kommen die Sozialpartner und die Kammern mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen, um neue Ansätze einer modernen Personalpolitik zu diskutieren. In diesem Zusammenhang hat die Initiative vier zentrale Handlungsfelder für die Personalarbeit der Zukunft identifiziert: Personalführung, Chancengleichheit und Diversity, Gesundheit sowie Wissen und Kompetenz.

"Dieses Modell lässt sich auch auf den öffentlichen Dienst übertragen", so Doreen Molnár, Hauptrednerin am zweiten Messetag. Die Expertin für Arbeitsgestaltung und Management, die seit Juli 2013 die Personalarbeit im öffentlichen Dienst für die Initiative gestaltet, war vorher acht Jahre im Bundesministerium für Arbeit und Soziales für die Personalentwicklung des Hauses verantwortlich. In ihrem Keynote-Vortrag auf der PERSONAL2014 Süd berichtet sie über personalpolitische Trends und geplante Aktivitäten in ihrem neuen Zuständigkeitsbereich. Gestaltungspotenziale für die Verwaltung sieht sie im Hinblick auf Personal- und Führungskräfteentwicklung, mitarbeiterorientierte Personalpolitik sowie beim Thema Frauen in Führung.
"In Behörden arbeiten mehr als 50 Prozent Frauen mit hohem Qualifikationsniveau - aber nur etwa 30 Prozent der Führungskräfte sind weiblich."
Zu entsprechenden Handlungsoptionen gibt INQA unter anderem einen Praxisreport (erscheint im Juli 2014) heraus.

Benchmarking für Verwaltungen: Vorreiter-Projekte aus der Praxis
Die Themenreihe "Personal & Verwaltung" bietet zudem zahlreiche Praxisbeispiele aus dem öffentlichen Dienst. So erklären Polizeirat Markus Schweikert vom Innenministerium Baden-Württemberg und Claus Ernst, Leiter des Instituts für Management und Personalgewinnung an der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg, wie Personalverantwortliche einen strukturierten Wissens- und Erfahrungstransfer ausscheidender Mitarbeiter auf deren Nachfolger gestalten können.

Social Media im Personalmanagement von Behörden - das ist das Thema von Stefan Döring, der das vorbildliche Personalmarketing der Landeshauptstadt München leitet. Sein Vortrag zeigt auf, welchen Nutzen soziale Netzwerke für Verwaltungen haben können und wie sie dabei am besten aktiv werden. Auch rechtliche Aspekte, Social Media Guidelines sowie der Umgang mit Kritik bringt Stefan Döring zur Sprache.

Neue Impulse können die Besucher der PERSONAL2014 Süd auch von der Stadt Freiburg bekommen: Dort wurde kürzlich eine neue Stelle für Nachhaltigkeitsmanagement eingerichtet. Amtsinhaberin Simone Ariane Pflaum verdeutlicht, wie die Verwaltungsmodernisierung mit nachhaltigem Management Hand in Hand gehen kann. Sie stellt das Nachhaltigkeitskonzept Freiburgs vor und erläutert dessen Bedeutung für das Personalmanagement.

Arbeitgebermarketing: Verwaltung und Nachwuchs im Dialog
Ein weiterer Referent ist Wolfgang Jung, Leiter der Abteilung Personal- und Organisationsstrategie und stellvertretender Leiter des Personal- und Organisationsamts der Stadt Karlsruhe. Er berichtet, wie seine Verwaltung Herausforderungen wie demografiefestes und familienorientiertes Personalmanagement annimmt.
Zudem nimmt Wolfgang Jung an einem Podiumsgespräch über zukunftsfähiges Arbeitgebermarketing im Public Sector teil: Die demografische Entwicklung macht es für öffentliche Verwaltungen zunehmend schwerer, beim Recruiting junger Nachwuchskräfte im Wettbewerb mit der privaten Wirtschaft zu bestehen.
Unter der Moderation von Dr. Wolf-Henner Snethlage, Referatsleiter Personalmanagement (NVS, Privatisierung) der Hessischen Staatskanzlei, formuliert Timo Rinke, Master-Student für Politik und Verwaltungswissenschaften an der Zeppelin Universität, seine Erwartungen an einen zukünftigen Job. Daraus leiten die Diskutanten gemeinsam Strategien für eine erfolgreiche Marktplatzierung von öffentlichen Arbeitgebern ab.