Public Manager
28.07.2014 | Gesundheitswesen und Hygiene, Umfragen

Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen durch eHealth nachhaltig steigern

eHealth-Planungsstudie Interoperabilität von BearingPoint im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums zeigt Schwachstellen in der Patientenversorgung auf / Lösungsvorschläge der Studie fördern Zielerreichung der Koalitionsvereinbarung

Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung BearingPoint im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums können Informations- und Kommunikationstechnologien die Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen stark verbessern. Voraussetzung hierfür ist, dass alle an der Gesundheitsversorgung beteiligten Organisationen und Personen frühzeitig und koordiniert zusammenarbeiten. Und zwar mit dem Ziel, Patienten über die heutigen Schnittstellen von ambulanter und stationärer Versorgung hinweg bis zur Rehabilitation und Pflege sektorübergreifend zu betreuen. Das Schnittstellen-Management wie bei der Entlassung von Patienten nach Krankenhausaufenthalten hat allerdings laut Studie erhebliche Schwachstellen, da Informationen oft nicht richtig bzw. unvollständig übermittelt werden. Das wirkt sich direkt negativ auf die Patientenversorgung aus. „Die Kommunikationsdefizite korrelieren zudem mit einer rasanten Veränderung der Krankheitsbilder wie einer Zunahme von Multimorbidität, die vor allem durch die Alterung der Gesellschaft entsteht. Deshalb müssen telemedizinische Angebote sehr schnell ausgebaut werden, um die Gesundheitsversorgung aufrechtzuerhalten“, so Dr. Harald Deutsch, Partner bei BearingPoint und Leiter des Segments Healthcare. Für die Studie wurden Rahmenbedingungen und Organisationen in Deutschland und internationale Initiativen zu Interoperabilität untersucht und mehr als 50 Organisationen im deutschen Gesundheitswesen einschließlich Fachgesellschaften für Interoperabilität sowie Patientenvertreter befragt.

Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien

Bislang werden Informations- und Kommunikationssysteme oftmals lediglich innerhalb eines Sektors betrachtet. Die IT-Unterstützung über Organisationseinheiten hinweg wird nur begrenzt verfolgt. Zudem herrscht eine Systemvielfalt in Arztpraxen, Krankenhäusern, Apotheken, Rehabilitationskliniken und Pflegeheimen, deren Potential nicht annähernd ausgeschöpft ist: Insellösungen stehen im Vordergrund. Für den Ausbau und die Sicherung der Qualität im Gesundheitswesen ist eine auf Behandlungsprozesse ausgerichtete Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien unabdingbar. Erfolgsentscheidend ist, die neuen Technologien so in die Behandlungsprozesse zu integrieren, dass sie die Bedürfnisse der Leistungserbringer und Patienten erfüllen. „Um eine sinnvolle Umsetzung sicherzustellen, müssen Ziele und Richtung aus Sicht der Versorgung vorgegeben werden, nicht aus Sicht der IT“, so Stephan Weber, Partner bei BearingPoint im Bereich Public Services.

Ergebnisse der Studie zeigen, wie stabile Grundlagen für eHealth geschaffen werden können

Nach der Koalitionsvereinbarung sollen Hindernisse beim Datenaustausch und Schnittstellenprobleme beseitigt und der Wettbewerb zwischen IT-Anbietern gefördert werden. Bestehende Hürden der Interoperabilität gilt es, abzubauen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie dies erreicht werden kann. So sollen zukünftig klare Versorgungsziele und -prozesse formuliert werden, um eine bessere Orientierung bei eHealth-Fragestellungen zu geben. Zudem empfehlen die Studienautoren, im Rahmen neuer Ablauf- und Entscheidungsprozesse zu definieren, welche Standards sich bei der Entwicklung von eHealth-Anwendungen bewährt haben. Mehr Interoperabilität im Gesundheitswesen soll durch eine Expertenkommission mit festgelegten Entscheidungskompetenzen erreicht werden. Daneben soll die Gesundheitskommunikation dadurch verbessert werden, dass die Patienten einen Anspruch auf die Herausgabe von Behandlungsdaten oder Weiterleitung an andere Leistungserbringer erhalten. Das kann darüber hinaus dazu beitragen, Therapiesicherheit zu erhöhen und Behandlungsfehler zu vermeiden.

Nächste Schritte nach der Studie: Umsetzung der Lösungsvorschläge zugunsten der Patienten vorantreiben

In den ersten Monaten der neuen Legislaturperiode wird im Gesundheitswesen vielfach über zügige Arzttermine, eine sichere Versorgung in ländlichen Regionen oder Qualitätssicherung debattiert. Intelligente eHealth-Anwendungen können dazu beitragen, Ärzte und Kliniken zu entlasten und Bürokratie zu reduzieren. Für die Betreuung des Patienten würde somit mehr Zeit verbleiben. Aus Sicht einer sicheren Versorgung in ländlichen Regionen können Kommunikationsstrukturen durch eHealth-Anwendungen verbessert werden. Kleinere Krankenhäuser haben die Möglichkeit, wie heute in Insellösungen für die Schlaganfallversorgung nachgewiesen, mit größeren Kliniken zu kooperieren und die Versorgung vor Ort zu stützen. Auch im Bereich der Arzneimittelversorgung könnte zum Beispiel die Sicherheit weiter durch telemedizinische Lösungen gefördert werden. „Im Sinne der Patienten sollte eine Umsetzung der Lösungsvorschläge gemeinsam von Selbstverwaltung, IKT-Industrie und Patientenvertretern schnell vorangetrieben werden“, so Dirk Steffan, Manager bei BearingPoint und Projektleiter der Studie.